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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 17.1925

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Heft 2
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Zwei Leibl-Porträts
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https://doi.org/10.11588/diglit.42040#0118

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Zwei Leibi-Porträts
Mit zwei Tafeln

ALS dem Besitz der Kunsthandlung Karl Haberstock sind kürzlich zwei
XJkLeiblbilder von Ruf in den Besitz einer außerdeutschen Privatsammlung
übergegangen, eine Tatsache, die im Sinne des Vermächtnisses deutscher
Kunst bedeutsam genug ist, um an dieser Stelle besonders hervorgehoben zu
werden. Der Erwerber dieser Bilder hat jedenfalls seinem Geschmack durch
Ankauf dieser Stücke für seine kostbare Privatsammlung das beste Zeugnis
ausgestellt und damit eine Erweiterung seines Programms vielversprechend
angedeutet, die für die Wertung deutscher Kunst in Europa durchaus nicht
nebensächlich ist.
Die beiden Bilder selbst gehören zu den für Leibi besonders charakteristi-
schen Arbeiten und entstammen zwei verschiedenen Epochen des Meisters,
die sich zeitlich dennoch ziemlich nahestehen. Das „Bildnis eines schwarz-
bärtigen Herrn“ bildete ehemals ein Glanzstück der Sammlung Wilhelm
Trübners und ist in den Jahren 1871/1872 entstanden. Es brachte 1918 auf
jener denkwürdigen Nachlaß Versteigerung den Preis von 85000 Mark und ist
selbstverständlich auch im Waldmannschen Leibiwerk abgebildet. Das Bild
ist vom Künstler in München gemalt worden, wo Leibi bekanntlich durch den
Umgang mit Courbet besonders wertvolle Anregungen erfahren hatte.
Dagegen weist das Porträt des „Rembrandtdeutschen“, das in der Einsam-
keit der oberbayerischen Berge gemalt wurde, auf eine der fruchtbarsten
Epochen im Leben des Künstlers hin, in die Zeit, wo um 1877 Bilder wie
die „Frauen in der Kirche“ oder die Bildnisse der Gräfin Treuberg entstanden
sind. Langbehn, der Kunsthistoriker, der durch sein Buch „Rembrandt als
Erzieher“ später eine zunächst anonyme Berühmtheit erlangte, hat damals
viel im Kreise der jungen Maler um Leibi verkehrt und die Ideen dieses Krei-
ses indirekt entscheidend beeinflußt. Auch dies Bild ist im Leibiwerk Wald-
manns unter der Nummer 142 abgebildet und beschrieben. B.
 
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