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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 17.1925

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Heft 2
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Grohmann, Will: Fritz Skade
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https://doi.org/10.11588/diglit.42040#0121

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In dieser Rubrik soll der künstlerische Nachwuchs, die noch nicht arrivierte Jugend zu Worte
kommen, hinter deren Schicksal vorerst noch das große Fragezeichen steht. Die an dieser
Stelle getätigten Hinweise können und sollen noch kein Werturteil bedeuten. Aber sie werden
dennoch nützlich sein, für den Leser zur Orientierung über die Situation im allgemeinen, für
den Werdenden als Mahnung und Ansporn, ja vielleicht auch als Weg in die Öffentlichkeit.
Der Herausgeber.
Fritz Skade
Mit einer Tafel
Der heute 26jährige Maler und Zeichner Fritz Skade entstammt einer Arbeiterfamilie
in Freital, einer kleinen Fabrikstadt bei Dresden. Volksschule, Krieg, Kunstgewerbe-
schule, Akademie, das ist kurz der bisherige Verlauf seines äußeren Lebens. Er zeigte
im Sommer 1924 zum ersten Male Arbeiten in Dresden, anschließend in der „Jury-
freien“-Berlin. Die Malerei ist ihm vorläufig noch eine Provinz, in der er sich schwer
zurechtfindet. Er sträubt sich dagegen, etwas zu übernehmen, und experimentiert eben-
so eifrig wie ungelenk. Aber das zeichnerische Können brachte er gleich mit auf die
Kunstschule und entwickelte es zu einer erstaunlichen Ausdrucksfähigkeit. Die beiden
Abbildungen sollen auf die Begabung des jungen Dresdner Künstlers aufmerksam
machen. Skade ist nicht gekennzeichnet, indem man auf die Beeinflussung durch
Otto Dix hinweist, der, ebenfalls Gußmannschüler, bis vor drei Jahren in demselben
Akademieatelier am Antonsplatz arbeitete. Verwandte Herkunft und Einstellung zum
Menschen (die Landschaft spielt noch gar keine Rolle) ergibt auf den ersten Blick eine
äußere Ähnlichkeit, aber Skades Sehen und Empfinden sind ganz triebhaft und unab-
hängig, das beweist schon die unmittelbare Reaktion auf das Objekt. Der Umkreis
seiner zeichnerischen Vortragsmöglichkeiten ist sehr groß und geht von der silber-
stiftzarten Umrißlinie eines Mädchenkörpers bis zur brutal wahren, den Tastsinn reizen-
den Vollzeichnung mit Kohle und Fettkreide. Etwas Proletarisches, Unverbrauchtes
steckt in seinem gierigen Erfassen und Wiedergeben eines Menschen, in der sinnlichen
Feuchtigkeit des Strichs wie in seiner geraden, fast gewalttätigen Derbheit. Er hat
Arbeiterkinder gezeichnet, deren Ausdruck die soziale Karikatur streift, aber es ist
auch in diesen Blättern Liebe, Gefühl für die Zusammengehörigkeit der Gattung-
Mensch. W. Grohmann.


F. K, Gotsch. Zeichnung-
 
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