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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 17.1925

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Heft 3
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Ehl, Heinrich; Herbst, Thomas [Gefeierte Pers.]: Der Hamburger Maler Thomas Herbst
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https://doi.org/10.11588/diglit.42040#0155

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das erreicht wurde. Auf diese Leistungen näher einzugehen, erübrigt sich in-
dessen nicht darum, weil die Kunstgeschichte nach einem geistreichen Worte
Liebermanns die Aufgabe hat, einem großen Meister nach seinem Tode die
schlechten Werke abzusprechen, sondern weil sie die Individualität Herbsts
weder präzisieren noch verringern können. In den gelungenen Werken des
Spätstils wie in denen seiner Hauptperiode kennzeichnet sich seine Eigenart
als eine glückliche und überzeugende Unreflektiertheit, die dem Künstler aus
der Rasse seines Stammes erwuchs. Mag man immerhin die tonigen Bilder als
Gesamtleistung höher schätzen, so wird man ohne Übertreibung sagen dürfen,
daß die besten Werke seines Kolorismus zu den großen Eroberungen deut-
scher Malkunst um igoo gehören. Außerhalb Frankreichs können sie kaum
mit ganz Ebenbürtigem verglichen werden. Vielleicht bedeuten diese letzten
Meisterwerke, an Zahl allerdings gering genug gegenüber dem Nichtbezwun-
genen der Aufgabe, die selbständigste und sicherste Lösung, die der deutsche
Impressionismus innerhalb seiner Möglichkeiten gefunden hat. Sie sind es
darum, weil bei aller Auflösung von Licht und Luft Herbst niemals die
Grundlage des typischen deutschen Realismus verließ, der jede mechanische
Naturwiederholung vermeidet, dabei aber nach den Worten Franz Dülbergs
„das mit Inbrunst ergriffene Augenerlebnis und die rücksichtslose Durch-
dringung des Gesehenen als das eigentlich Deutsche am deutschen Bilde“
bewußt festhält. „Dieser Ruf zur Inbrunst der Arbeit, zum Erleben jedes klein-
sten Werkteils kann vielleicht, so bescheiden es klingen mag, als Ergebnis
unserer Betrachtung genügen.“ Ich wüßte die Anregungen, die von Thomas
Herbsts Schaffen, von seiner Gründlichkeit und seiner Meisterschaft, ausgehen,
mit keinen treffenderen Worten zu beschließen, als mit diesem Satze des Ver-
fassers des schönen Buches „Vom Geiste der deutschen Malerei“.


Max Pechstein. Zeichnung
 
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