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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 17.1925

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Heft 5
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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.42040#0293

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Ausstellungen

er jetzt herausgestellt hat, ist in der Tat
besser, suggestiver als früher. Immerhin
schließt die Kunst der Lebenden sich in
diesen begrenzten Räumen nur zufällig,
nicht logisch ans Erbe der Vergangenheit
an. Solange man probiert nachzuweisen,
daß aus der Haager Schule bis zu Isaac
Israels für die Heutigen nicht nur tech-
nische Anweisungen sondern Anleitungen
zum Leben zu entnehmen seien, begreift
man nicht die Ruinierung der Wirklichkeit,
die der Impressionismus angerichtet hat.
Was tot ist, soll man ruhen lassen. Ein
deutlicher, sprühender, wirklich aktiver
Ausdruck unserer Zeit wird erst dann ent-
stehen, wenn die Haager Gemeindeverwal-
tung größere Räumlichkeiten zur Verfü-
gung stellt, die dann ausschließlich den Le-
benden vorbehalten werden müßten.
KÖLN
Maler können sich an die verschieden-
sten Schichten wenden. Wie etwa im
gegenwärtigen Afrika die Ur- und Ent-
wicklungszustände der Menschheit bis
zum ziemlich „fortgeschrittenen“ Euro-
päer wohnen, so hängen im Kölner
Kunstverein Alfred Sohn-Rethel, Her-
mann von der Dunk, Helmuth Macke,
Fritz Schaefler zusammen. Es sind oder
waren lauter ehrliche Leute. Sohn-Re-
thel, der malkulturgesättigte, arbeitet Por-
träts, die nicht nur anständig sondern
sogar vornehm aussehen. Hermann von
der Dunk, der frühverstorbene einzige Es-
sener Maler, hatte eine überaus solide
Technik. Er eroberte mit dieser zuerst
die zarten Madonnen der Frührenaissance,
eignete sich dann den Baumschlag der
Donauschule an und wuchs schließlich
fast zu einem Böhle-Thoma, der mühe-
los in unserer flugdurchzeugten Welt das
Brustbild einer alten Dame mit Klemmer
vor einen Dürerhintergrund setzen konnte.
Die Genannten mit ihrem reichen Malen-
können und In-der-Vergangenheit-Wurzeln,
repräsentieren gewissermaßen das Stadium
hart hinter der Menschenfresserei. Nun
kommen die Weißen, Macke, der kräftig
zuhauende, der, nachdem er einen ordent-
lichen Strich hingesetzt hat, die Welt da-
rin sucht, und Schaefler, der nach der
gleichen Tätigkeit eine angenehm dekora-
tive Wirkung feststellen kann. Um das
Bild abzurunden, gibt es einige kera-
mische Verirrungen im Kunstverein.
Alfred Salntonv.
LEIPZIG
Der Kunstsalon Heinrich Barchfeld
scheint mehr und mehr zu einem Institut
auszuwachsen, das sich in erfreulicher

Weise für junge werdende Kunst einsetzt,
über die bisher in einer breiteren Öffent-
lichkeit noch nicht diskutiert wurde. Nach
Übersiedlung in seine neueren, im Zentrum
gelegenen Räume wurde hier eine kleine,
gutgesichtete Auswahl von Gemälden, Aqua-
rellen und Zeichnungen des in München
lebenden Griechen Yorgo Busianis ge-
boten. Dessen eigenste Domäne scheint die
Gestaltung von Bildnissen zu sein, die aus
einer starken seelischen Hintergründigkeit
geboren sind. Aus schweren, meist metall-
haften Farbtönen ersteht bei ihm der
Mensch, gleichsam mit dunkler Mystik um-
weben, zu einem wesenhaften Gebilde.
Eine gewisse suggestive Kraft ist dieser Art
von reiner Malerei nicht abzusprechen. Die
abgeschlossene Form des Objekts interes-
siert den Künstler weniger als das verdich-
tete Klanggefüge aufzuckender, vibrieren-
der Farben,, die in pastosem Auftrag fein-
nervig empfunden sind. Völlig ausgereift
erscheint Busianis freilich zunächst nur in
seinen Zeichnungen, in denen sein Drang,
das Innere sichtbar herauszustellen, ein-
dringlich und überzeugend sich kundgibt.
T.
PARIS
In der Galerie Pierre — Rue Bonaparte
13 — ist soeben die erste Ausstellung eines
deutschen Malers eröffnet worden, was
immerhin besonders bemerkt werden darf.
Und zwar handelt es sich um acht Gemälde
von Helmut Kolle (H. vom Hügel), der
s. Zt. in der Serie „Junge Kunst“ den klei-
nen Band über den Zöllner Rousseau ge-
schrieben hat. Kolles Kunst findet bei der
französischen Kritik sympathische Zu-
stimmung, und es ist wohl seit Menschen-
gedenken das erste Mal, daß deutsche Bil-
der an französische Sammler verkauft wer-
den konnten.
So erfreulich an sich dieser Anfang ist,
wäre es dennoch wichtiger, wenn das mo-
derne Frankreich sich bald einmal über die
führenden deutschen Maler von Corinth
über Kokoschka bis zu Heckel u. a. infor-
mieren wollte. b.
PRAG
Künstlervereinigung „Manes“: Gesamt-
ausstellung Vaclav Spala. Neben Stursa,
dem Bildhauer, sicher der ursprünglichste
unter den tschechischen Künstlern. Erd-
kraft, Sinnlichkeit, aus rustikalem Kern ver-
feinerte Empfindung. Primäres Ausdrucks-
mittel: die Farbe: Dreiklang von Rosa,
Blau und Grün, der durch eine strebsame
Entwicklung durch alle Aufgaben moder-
ner Problematik — auch der kubistischen
— hindurch zu einem bewußten und

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