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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 17.1925

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Heft 6
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Schaukal, Richard von: Anton Kolig
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https://doi.org/10.11588/diglit.42040#0340

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körpern in keuscher Milde die Koligs innigem naturhaft gebundenen Wesen
so nahe Mütterlichkeit, wachsen sich unhörbar gleichsam aus schlichter,
fast grausamer Gegenständlichkeit des Leiblichen zum Symbol aus. Über
den Knien des Weibes liegt unbefangen, hilflos das Kind. Wie sich in rühren-
der Hingebung der Oberkörper als das spendende Gefäß der Nahrung zu
dem ebensowenig wie jener nur dienende irgend mit sich selbst beschäf-
tigten geliebten Geschöpf niederbeugt, während die Beine nichts sind als
sichere Stützen des arglos Lebendigen, das ist künstlerisch unbeschreiblich
groß. Immer wieder, so auch an den teils weichlich-schlappen, teils sehnig an-
gespannten Jünglingskörpern, tritt diese heute so seltene unpersönliche An-
dacht zur Natur aus der schönen Seele des Unversehrten ehrfurchtgebietend
an unser besseres Empfinden heran: der Eindruck des manchmal fast brutalen
Technischen wandelt sich in der läuternden Betrachtung zu dem der Notwen-
digkeit des Durchgangs durch ein unzulängliches Mittel, die Gegenwart der
Darstellung wird Ahnung des Unausdrückbaren, dennoch zu Vermittelnden.
Wenn je an einem Maler, so ist an Kolig die keines Kommentars bedürftige
Selbsterfüllung der ganz reinen, ganz unkünstlichen Kunst, dieses geheimnis-
voll-klare Gleichnis des Ewigen im Vergänglichen, Ereignis geworden.
Anmerkung. Die Literatur über Kolig ist geringen Umfanges: Außer den Kata-
logen der Ausstellung ign und der „Kunstschau“, Wien 1920, eine eingehende Studie
von Bruno Grimschitz (mit zwölf Abbildungen) in den „Bildenden Künsten“, igao, und
ein Aufsatz von mir im Wiener „Merker“ (Heft 5 des XI. Jahrganges 1920), endlich das
kurze Kapitel in Anton Faistauers Buch „Neue Malerei in Österreich, Betrachtungen
eines Malers“. Mit 42 Bildtafeln (davon zehn Kolig gewidmet). Amalthea Verlag, Zürich —
Leipzig — Wien (1923).
Die hier, zum Teil aus Privatbesitz, dank dem Entgegenkommen der Eigentümer wie-
dergegebenen Bilder werden mit Erlaubnis der Kunsthandlungen Flechtheim und
Würthle veröffentlicht.



Robert Genin. Mann mit Löwen
 
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