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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 17.1925

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Heft 7
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Der Kunstmarkt
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https://doi.org/10.11588/diglit.42040#0415

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Bevorstehende VerSteigerungen

sterbildern, die im Auftrage der Nieder-
ländisch-deutschen Gesellschaft das Land
bereiste, Kennern und Laien erst Mare es,
Menzel, Leibi, Thoma vor. Diese Ma-
ler sind auf dem holländischen Markt
überhaupt nicht quotiert, in Sammlungen
nicht gesucht und nicht vorhanden. Nur
die Sammlung Kröller besitzt zwei Werke
Thomas. Bilder von Liebermann wan-
derten nach Holland in der Inflationszeit;
sie konnten hier nicht losgeschlagen wer-
den; man wartet auf eine günstige Ge-
legenheit, sie nach Deutschland zurück-
zuverkaufen. Unter den Modernen ist Ko-
koschka dem Namen nach bekannt; man
schätzt ihn nicht; Zeichnungen wurden
1920 zu Spekulationszwecken nach Hol-
land geschafft; die Spekulation erwies sich
als verfehlt. Die Ablehnung des deut-
schen Expressionismus, der im benach-
barten Belgien in Malerei wie Graphik tie-
fen Einfluß ausgeübt hat, berührt um
so merkwürdiger, als die abstrakte Malerei
der französischen Kubisten, die durch
die Handlung Rosenberg-Paris vor zwei
Jahren en mässe eingeführt wurden, hier
verhältnismäßig beliebt ist. Der Kubismus
erfuhr seinen stärksten holländischen Nie-
derschlag in den Künstlern um den „Styl“
herum, jener Zeitschrift, deren Leiter Th.
van Doesburg auch in Deutschland von
sich reden machte.
In Holland, das den Ruf eines Kunst-
landes ohnegleichen hat, sind die Inter-
essen der Sammler in Wahrheit viel weni-
ger manigfaltig als anderswo. Der Markt
für moderne Kunst treibt auf eine schier
beängstigende Weise Inzucht. Gegenwär-
tig wird mit aller Macht der Maler Daal-
hoff poussiert, ein allerbescheidenstes Ta-
lent, ohne Weltgefühl, Ergriffenheit durch
Sentimentalität ersetzend. Die Preise, auf
die seine Bilder gestiegen sind, können nur
innerhalb der holländischen Landesgren-
zen gehalten werden; auf den internatio-
nalen Markt gebracht, würden diese Bilder
eine verhängnisvolle Baisse, ihre Besitzer
dementsprechend bedenkliche Geldeinbu-
ßen erleiden. Es ist diese Furcht vor dem
Urteil der gesamteuropäischen Kunstbe-
wertung und Preisstellung, die in Holland
das merkwürdige Zaudern und sich Ver-
schließen gegen die wahrhaft Großen un-
serer Zeit hervorruft; denn würde man
Bilder von denen einführen, so würde der
Abstand zur heimischen Produktion be-
drohlich ins Auge fallen und damit dem
Handel einen Schlag versetzen, dem die-
ser durch Totschweigen zuvorzukommen
trachtet. //

B evorstehende
Versteigerungen
LONDON
Am 1. Mai wird, bei Christie die wert-
volle Gemäldesammlung des Earl of Darn-
ley zur Versteigerung kommen. Die Kollek-
tion war im wesentlichen von John Bligh,
dem vierten Earl of Darnley zusammen-
gebracht worden, einem bekannten Kunst-
liebhaber und Freund der Maler Reynolds,
Gainsborough und Höppner. Von den 92
Nummern des Kataloges seien notiert: Ca-
naletto (The Piazza of St. Mark’s, The
Church of Santa Maria della Salute), Anni-
bale Carracci (The Toilet of Venus), Cor-
reggio (La Zingarella), Gainsborough (Por-
trait of Miss Theodosia Magill, Portrait of
Mrs. William Monck, Portraits of LordBer-
nard Stuart, after Sir Anthony Vandyck),
Marc Gheeraedts (Portrait of Frances Ho-
ward, Portrait of a Lady of the Lenox Fa-
mily, Partrait of a Boy), Giorgione (Caesar
enthroned receives the Head of Pompey),
Guercino (Portrait of an Artist), John Höpp-
ner (Portrait of John, fourth Earl of Darn-
ley), Jacob Jordaens (The Artist and his
Wife, Pomona), II Marescalco (Portrait of a
Touth), Hans Memling (A Man in the Atti-
tüde of Prayer), Nicolas Poussin (The Battle
between Lapithae and Centaurs, The Pre-
servation of Pyrrhus, A Nymph with Satyr
and Cupids, Bacchus, Ariadne and Cupid),
R.eynolds (Portrait of General the Hon. Ed-
ward Bligh, The Calling of Samuel, Portrait
of Mrs. Gore), Salvator Rosa (Atilius Regu-
lus, Portrait of a Warrior, Jason and the
Dragon), Titian (Venus and Adonis, Salva-
tor Mundi, Titian and Aretino, Danae), Van-
dyck (Portrait of George Stuart, The Ma-
donna and Child, Portrait of Inigo Jones).
Sotheby kündet für den 5. bis 8. Mai die
Versteigerung einer auserlesenen Samm-
lung an (alte Radierungen, chinesisches
Porzellan, Gemälde, Tapeten und Möbel).
Bo.
MÜNCHEN
Hugo Helbing versteigert am 21. April
und folgende Tage Antiquitäten und Öl-
gemälde alter Meister, unter denen sich Ge-
genstände aus süddeutschem Museumsbe-
sitz befinden. Der Katalog beginnt mit Ke-
ramik, Gläsern und Metallarbeiten. Unter
den Textilien befinden sich alte Orienttep-
piche und Kirchengewänder des 16. bis 19.
Jahrhunderts. Daran schließen sich Möbel
und Einrichtungsgegenstände der verschie-
denen Epochen, darunter hübsche Rokoko-
stühle, Sekretäre, Kommoden und Aufsatz-
schränke sowie Schränke der Ulmer Re-

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