ehedem auf Schloß Espanel — setzt sich aus sieben Behängen zusammen;
als neue Motive erscheinen: Roger und Agnes Sorel, Agnes wird dem König
zugeführt. Über den Verbleib der fünf Teppiche der ehemaligen Sammlung
Panel ist mir nichts näheres bekannt. Die handelnden Personen erscheinen
in antikisierenden (römischen) Trachten; die Durchbildung der Gesichtszüge
ist weich, die Szenerie zeigt die für Aubusson typische Vorliebe für große und
oberflächlich modellierte Flächen, die Bordüre verbrämt Blumengewinde mit
kriegerischen Trophäen (Rüstungen, Trommeln, Fahnen u. dgl.).
Den Hauptgrundstock der uns überkommenen Barock-Behänge der Manu-
faktur Aubusson bilden naturgemäß die nach allgemein bekannten Historien
komponierten Serien; neben der Alexanderfolge nach Le Brun finden wir in
erster Linie Episoden aus dem Trojanischen Krieg, der Äneide, der griechi-
schen und römischen Sage und Geschichte (Abb. 3). Einzelheiten führen zu
weit. Daß die Jagdteppiche in den verschiedenen Auffassungen und die reinen
Wald- und Gartenteppiche nicht fehlen, versteht sich von selbst. Abgesehen
von der Alexandergeschichte trauen sich die Werkstätten von Aubusson nur in
seltenen Fällen an die Wiedergabe der großen Folgen der Gobelins heran, die
Wiederholungen des „maisons royals“ gehören zu den Ausnahmen. Die Pasto-
rale wird erst im 18. Säkulum „grande mode“. Eine Sonderstellung nimmt die
Geschichte des Schäferpaares „Gombaud und Macee“ ein. Meine Darlegungen
in dem ersten Teile meiner „Wandteppiche“ ersparen weitere Ausführungen.
Jules Guiffrey widmete der Gombaudfolge im Museum zu Sant-Lö in seiner
Abhandlung „Les Amours de Gombaut et de Macee, etude sur une tapisserie
frangaise du Musee de Saint-Lö“ eine eingehendere Besprechung. Die Reihe
zählt acht Behänge, sie mißt bei einer Höhe von 3,36 m 32 m in der Gesamtlänge.
Eine Signierung, die die Folge mit Sicherheit einem Atelier der Marche zuteilt,
ist nicht vorhanden. Immerhin spricht die grobe Textur, die mangelhafte Zeich-
nung und noch mehr die Farbengebung mit starker Wahrscheinlichkeit für eines
der zahlreichen Ateliers von Aubusson oderFelletin zu Beginn des 17. Säkulums.
Wandteppichfolgen religiösen Inhaltes sind mir zu Hunderten bekannt. Die
Themen decken sich in der Regel mit den in den Niederlanden beliebten bibli-
schen Geschichten. Mit Vorliebe wird die Geschichte der Erzväter, Davids,
Salomos (Abb. 4), der klugen Königin Esther1, der heldenhaften Judith und
des keuschen Joseph interpretiert. Die mythologischen Serien schildern gern
das Leben des Bacchos, häufig finden sich die Ovidschen Metamorphosen,
mit Vorliebe werden die Jahreszeitenserien durch allegorische Gestalten ver-
sinnbildlicht. Von außerordentlicher Bedeutung für den Aufschwung der
Manufakturen von Aubusson wird die Protektion, die Evrard Jabach, der be-
kannte Finanzmann und Kunstliebhaber, den Ateliers der Marche zuteil
werden läßt. Er führt 1670 den Titel eines „directeur de la manufacture royale
de tapisserie d’Aubusson“. Das freundliche Entgegenkommen Colberts dürfte
zum guten Teil auf den Einfluß Jabachs zurückzuführen sein, der im übrigen
auch zu Le Brun die engsten Beziehungen unterhielt. Weitergehende Einzel-
heiten über das Wirken Jabachs in seiner Eigenschaft als „directeur“ fehlen;
wahrscheinlich beschränkte sich der Finanzmann auf die Erteilung von Auf-
trägen und den Teppichhandel. Als seine Agenten fungieren Philibert de La
Grange und der Aubussoner Wirker Rtienne Nadot. Die Errichtung einer
Seidenspinnerei in Aubusson steht nur in mittelbarem Zusammenhang mit der
Wandteppicherzeugung. Im übrigen ist der Eifer Jabachs, mit dem er die für
1 Unter anderem verzeichnet das Rathaus von Luzy (Nievre) eine Esther- und Ahas-
verfolge von drei großen Behängen und fünf Zwischenfensterstücken (Ende des 17. Jahr-
hunderts). Weitere Estherserien erwähnen Guiffrey, Bosseboeuf und Perathon.
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als neue Motive erscheinen: Roger und Agnes Sorel, Agnes wird dem König
zugeführt. Über den Verbleib der fünf Teppiche der ehemaligen Sammlung
Panel ist mir nichts näheres bekannt. Die handelnden Personen erscheinen
in antikisierenden (römischen) Trachten; die Durchbildung der Gesichtszüge
ist weich, die Szenerie zeigt die für Aubusson typische Vorliebe für große und
oberflächlich modellierte Flächen, die Bordüre verbrämt Blumengewinde mit
kriegerischen Trophäen (Rüstungen, Trommeln, Fahnen u. dgl.).
Den Hauptgrundstock der uns überkommenen Barock-Behänge der Manu-
faktur Aubusson bilden naturgemäß die nach allgemein bekannten Historien
komponierten Serien; neben der Alexanderfolge nach Le Brun finden wir in
erster Linie Episoden aus dem Trojanischen Krieg, der Äneide, der griechi-
schen und römischen Sage und Geschichte (Abb. 3). Einzelheiten führen zu
weit. Daß die Jagdteppiche in den verschiedenen Auffassungen und die reinen
Wald- und Gartenteppiche nicht fehlen, versteht sich von selbst. Abgesehen
von der Alexandergeschichte trauen sich die Werkstätten von Aubusson nur in
seltenen Fällen an die Wiedergabe der großen Folgen der Gobelins heran, die
Wiederholungen des „maisons royals“ gehören zu den Ausnahmen. Die Pasto-
rale wird erst im 18. Säkulum „grande mode“. Eine Sonderstellung nimmt die
Geschichte des Schäferpaares „Gombaud und Macee“ ein. Meine Darlegungen
in dem ersten Teile meiner „Wandteppiche“ ersparen weitere Ausführungen.
Jules Guiffrey widmete der Gombaudfolge im Museum zu Sant-Lö in seiner
Abhandlung „Les Amours de Gombaut et de Macee, etude sur une tapisserie
frangaise du Musee de Saint-Lö“ eine eingehendere Besprechung. Die Reihe
zählt acht Behänge, sie mißt bei einer Höhe von 3,36 m 32 m in der Gesamtlänge.
Eine Signierung, die die Folge mit Sicherheit einem Atelier der Marche zuteilt,
ist nicht vorhanden. Immerhin spricht die grobe Textur, die mangelhafte Zeich-
nung und noch mehr die Farbengebung mit starker Wahrscheinlichkeit für eines
der zahlreichen Ateliers von Aubusson oderFelletin zu Beginn des 17. Säkulums.
Wandteppichfolgen religiösen Inhaltes sind mir zu Hunderten bekannt. Die
Themen decken sich in der Regel mit den in den Niederlanden beliebten bibli-
schen Geschichten. Mit Vorliebe wird die Geschichte der Erzväter, Davids,
Salomos (Abb. 4), der klugen Königin Esther1, der heldenhaften Judith und
des keuschen Joseph interpretiert. Die mythologischen Serien schildern gern
das Leben des Bacchos, häufig finden sich die Ovidschen Metamorphosen,
mit Vorliebe werden die Jahreszeitenserien durch allegorische Gestalten ver-
sinnbildlicht. Von außerordentlicher Bedeutung für den Aufschwung der
Manufakturen von Aubusson wird die Protektion, die Evrard Jabach, der be-
kannte Finanzmann und Kunstliebhaber, den Ateliers der Marche zuteil
werden läßt. Er führt 1670 den Titel eines „directeur de la manufacture royale
de tapisserie d’Aubusson“. Das freundliche Entgegenkommen Colberts dürfte
zum guten Teil auf den Einfluß Jabachs zurückzuführen sein, der im übrigen
auch zu Le Brun die engsten Beziehungen unterhielt. Weitergehende Einzel-
heiten über das Wirken Jabachs in seiner Eigenschaft als „directeur“ fehlen;
wahrscheinlich beschränkte sich der Finanzmann auf die Erteilung von Auf-
trägen und den Teppichhandel. Als seine Agenten fungieren Philibert de La
Grange und der Aubussoner Wirker Rtienne Nadot. Die Errichtung einer
Seidenspinnerei in Aubusson steht nur in mittelbarem Zusammenhang mit der
Wandteppicherzeugung. Im übrigen ist der Eifer Jabachs, mit dem er die für
1 Unter anderem verzeichnet das Rathaus von Luzy (Nievre) eine Esther- und Ahas-
verfolge von drei großen Behängen und fünf Zwischenfensterstücken (Ende des 17. Jahr-
hunderts). Weitere Estherserien erwähnen Guiffrey, Bosseboeuf und Perathon.
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