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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 17.1925

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Heft 9
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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.42040#0508

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Von Künstlern und Gelehrten

haus Schaller brachte eine Reihe seiner
neueren Gemälde, daneben Handzeichnun-
gen und Graphik. Hofers künstlerische Be-
deutung ist im „Cicerone“ schon hinrei-
chend gewürdigt worden. Es interessierten
vor allem einige Landschaften, denen sich
Hofer in den letzten Jahren stärker zuge-
wandt hat; die ausgestellten Stücke zeigten,
ihn von dieser Seite nicht sehr glücklich,
jedenfalls noch nicht von der Reife seiner
figürlichen Bilder. Aber auch von den letz-
teren hatte man in der kleinen ausgezeich-
neten Auswahl der letztjährigen Ausstellung
„Neue deutsche Kunst“ einen wesentlich
stärkeren Eindruck gewinnen können.
Neben Hofer waren noch Arbeiten von
Walt er Ostermayer, einem jungen Stutt-
garter Plastiker, ausgestellt. Ostermayer hat
noch nicht eine eigene, starke Linie gefun-
den, aber der Ernst, mit dem die Anregun-
gen von Haller, Fiori u. a. verarbeitet sind,
läßt berechtigte Erwartungen für seine Wei-
terentwicklung zu.
Von größerem Interesse ist eine kleine
Schau von Aquarellen und Zeichnungen
von Reiner Imre, die das Kunstkabinett
am Friedrichsplatz zeigt. Reiner Imre ist ein
junger, in Deutschland lebender Ungar, der
entschieden Begabung hat und mit Geist
seine Ideen vorzutragen versteht. Es steckt
in diesen Zeichnungen sehr viel Selbstän-
diges und Frisches in der Auffassung, und
nur nebenbei mag darauf hingewiesen wer-
den, daß zuweilen der Einfluß von Paul
Klee deutlich wird und man sich daneben
bei manchem an Dürersche Zeichnungen
erinnert fühlt. Jedenfalls wird man die wei-
teren Arbeiten dieses Künstlers mit Auf-
merksamkeit verfolgen müssen. B-l.
Von Künstlern
und Gelehrten
Eduard Grützner, der bekannte Genre-
maler, ist kürzlich, 7g Jahre alt, in München
gestorben. Schüler K. v. Pilotys, hat der ge-
bürtige Schlesier in München seine zweite
Heimat gefunden, die ihm jenen Ruf von
Popularität eintrug, der immer das Gegen-
teil von künstlerischer Qualität ist. Ein Ma-
ler, der zeitlebens nur den Bruder Keller-
meister und zechende Mönche gemalt hat,
d. h. Bilder jener satten Selbstzufriedenheit,
an denen der Spießer sein Wohlgefallen
fand, steht so fern von jedem rein künstle-
rischen Kriterium, daß man heute über eine
derart ephemere Erscheinung kaum mehr zu
sagen nötig hat, als daß mit dem Tode dieses
Malers auch den Hunderten seiner Genre-
bilder ein Ziel gesetzt wurde. — In Paris

starb der Direktor der städtischen Kunst-
sammlung im Petit-Palais, Henri La-
p a u z e, im Alter von 58 Jahren. Ihm dankt
das Petit-Palais seine durchgreifende Re-
organisation im Sinne eines wirklich mo-
dernen Museums. — In London ist am
15. April der berühmte Bildnismaler John
Singer Sargent, 6g Jahre alt, gestorben.
Er war 1856 zu Florenz als Sohn amerika-
nischer Eltern geboren und wurde in Paris
Schüler von Carolus Duran. Er stellte seit
187g im Pariser Salon und in der Londoner
Akademie seine Bildnisse aus, die vom Pu-
blikum viel bewundert wurden. Sargent war
der Typ des sogenannten Modemalers und
als solcher auch in Deutschland vielfach
beschäftigt. Ob sich sein Name lange in
der Geschichte der Kunst behaupten wird,
dürfte angesichts seiner durchaus ober-
flächlichen und eklektizistischen Malweise
sehr zweifelhaft sein. — Im Alter von
55 Jahren ist der bekannte Berliner Archi-
tekt August Endell gestorben, der seit
igi8 Direktor der Breslauer Kunstakademie
war und als Schriftsteller auch durch sein
Buch „Die Schönheit der Großstadt“ be-
kannt geworden ist. — Am 2. April ist in
Rom Luigi Pigorini gestorben. Ihm ver-
dankt das Museo etnografico e paletno-
grafico im Collegio Romano, das ehema-
lige Kircherianum seine heutige Gestalt.
Seine wissenschaftlichen Arbeiten hat er in
den „Notizie degli Scavi“, den „Monumenti
antichi“ der Accademia dei Lincei und dem
„Bollettino di paletnologia italiana“ nie-
dergelegt. — Zum Direktor des „Gabinetto
del Restauro“ bei der Direzione Generale
delle Belle Arti hat dasMinistero della pub-
blica istruzione den Comm. Tito Ventu-
rini Papari ernannt. Man verdankt ihm
u. a. die Restauration der Fresken Correg-
gios im Dom zu Parma und Filippo Lippis
im Dom zu Spoleto. — In Leipzig verstarb
kürzlich der Verlagsbuchhändler Dr. Fritz
Baedeker, der Seniorchef des bekannten
Verlagshauses, dessen Reiseführer in mehr
als einem Fall die eigentlichen Pioniere
kunstgeschichtlicher Forschung, zumal in
Europa, gewesen sind.
Neue Bücher
Nordelbingen. Beiträge zur Heimatfor-
schung in Schleswig-Holstein, Hamburg
und Lübeck. 1. Bd. Herausgegeben von
Dr. W. H. Dammann und Dr. Harry
Schmidt. Verlag des Kunstgewerbe-
museums der Stadt Flensburg. ig23.
Der Band steht am Anfang einer Reihe,
der man nur gutes Gedeihen wünschen
kann. Veröffentlichung wissenschaftlich

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