Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 17.1925

DOI issue:
Heft 14
DOI article:
Rundschau
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.42040#0743

DWork-Logo
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Ausstellungen

ziger Künstlerbund eine nicht allzu um-
fangreiche, aber gut disponierte Schau von
Arbeiten seiner Mitglieder zusammenge-
stellt. Da in dieser Vereinigung fast alle
namhafteren Leipziger Künstler wie Wal-
ter Tiemann, Erich Gruner, H. A. Müller,
Horst-Schulze, Fritz Rentsch, Hugo Stei-
ner-Prag, Alois Kolb, Walter Buhe, Eduard
Einschlag, Heinz Dörffel, Albrecht Leist-
ner, Felix Pfeiffer u. a. m. vertreten sind,
bot die Ausstellung zwar keine besonderen
Überraschungen, aber auch keine Experi-
mente und keine problematischen Erschei-
nungen. Fremde Gäste waren nicht gela-
den worden. Ganz besondere Beachtung
verdiente Eduard Einschlag, der bisher
außerhalb Leipzigs mit Unrecht zu wenig
bekannt wurde. Seine in den letzten Jah-
ren sich steigernde Entwicklung von einer
zeichnerischen Art zu einer rein maleri-
schen Behandlung ist nicht gewöhnlicher
Natur. Sein „Selbstporträt“, sowie das,,Still-
leben mit den Krügen“ sind reife Leistun-
gen bester malerischer Kultur. T.
MANNHEIM
Städtische Kunsthalle. Am 14. Juni
wurde die große Sommerausstellung „Die
neue Sachlichkeit“ eröffnet, die fast das
ganze Erdgeschoß und den westlichen An-
bau der Kunsthalle füllt. Der Plan, diese
Ausstellung, die über die „deutsche Ma-
lerei seit dem Expressionsmus“ orientieren
soll, zu veranstalten, ist bereits fast zwei
Jahre alt. Als seinerzeit der erste Aufruf
zur Beschickung veröffentlicht wurde, war
der Widerhall schon überaus stark. An den
Verhältnissen des letzten Inflationsjahres
scheiterte die Ausführung des Unterneh-
mens, nicht zum Schaden der jetzigen Aus-
stellung. Was damals wohl gefühlt und ge-
wollt sich bei einigen wenigen Künstlern
anbahnte, ist jetzt ausgereift und bereits Ge-
meingut weiter Kreise geworden. Die stärk-
sten Vertreter dieser neuen Kunst aber zei-
gen, daß die „Neue Sachlichkeit“ die Nach-
kriegsmalerei, die Kunst der Reparations-
jahre ist. Es ist keine freudige Angelegen-
heit; ernst und gedrückt verläßt man diese
Ausstellung, die von Not und Entbehrungen
erzählt. Das Gefühl trostloser Vereinsa-
mung, das sich oft bis zur Platzangst stei-
gert, spricht aus vielen dieser Bilder. Der
Begriff des Sparens ist zum künstlerischen
Stil umgeprägt worden. — Zwangslos glie-
dert sich der Aufbau in zwei Hauptab-
teilungen, denen sich einige wenige Ein-
zelpersönlichkeiten anschließen. Auf der
einen Seite sind es die längst als „Veri-
sten“ bekannten Künstler, wie Dix und
Groß, Schlichter, Scholz, Schnarrenberger,

Hubbuch usw., auf der andern stehen die
mehr lyrisch, ja bisweilen fast modern
romantisch eingestellten Künstler wie
Schrimpf, Mense, Kanoldt, Dawringhausen
und ihr Gefolge. Max Beckmann, der seiner
Herkunft nach auch in seinen neuesten
„sachlichen“ Bildern sich immer wieder als
Impressionist erweist, steht allein für sich.
R. Ewald und K. H. Nebel, A. Räderscheidt
mit seinen Bildern des Schweigens, Wil-
helm Heise und wie sie alle heißen, sie
streben wohl zu demselben Ziel, aber ihre
Wege kommen aus so verschiedenen La-
gern, daß man schwer das Bindende be-
grifflich fassen kann. Gemeinsam ist allen
Künstlern der Ausstellung etwas, was sie
grundsätzlich von der früheren Generation
scheidet, das ist die Freude am Techni-
schen. Dem Expressionisten war jedes Mit-
tel recht, das dazu diente, sein großes Ich-
Erlebnis zum Ausdruck zu bringen. Diese
Künstler hier bauen auf der breiten Basis
einer festen Technik auf. Aufgeräumt —
innerlich wie äußerlich — sind die Bilder,
und das verbietet an sich, mit den Mitteln
des Expressionismus zu arbeiten. Die neue
Sehweise, die sich in der Ausstellung all-
gemein erkennen läßt, fordert technisches
Können. Die Zeit aber, die die neue Seh-
weise hat entstehen lassen, verlangt ihre
eigene Farbigkeit. Nichts mehr von dem
Blühen der Farbe des Impressionismus,
nichts mehr von dem Schreien des Ex-
pressionismus. Grau, braun, schwarz und
dunkelgrün, das sind die Grundfarben, die
überall bei den charakteristischsten Vertre-
tern wiederkehren, in den zartesten Über-
gängen und Abstufungen gegeneinander
gesetzt. Nur selten leuchtet ein kräftiges
Rot auf, dann abeir nicht wie ein jubelnder
Fanfarenstoß oder wie ein zartes Verglim-
men, sondern schwer und materiell. Dem
Blau ist seine Feierlichkeit, seine samtene
Tiefe genommen. Stumpf und sandig ist es
geworden. Und doch können diese ge-
dämpften Töne in ihrem stillen Zusammen-
klingen Harmonien von einer beglückenden
Innigkeit schaffen, wie sie lange nicht
mehr zu fühlen war. — Es ist ein ganz un-
bestreitbares Verdienst der Mannheimer
Kunsthalle, diesen Querschnitt durch die
nachexpressionistische Malerei gegeben zu
haben. Der illustrierte Katalog, dem der Di-
rektor der Kunsthalle, Dr. Hartlaub, ein
kurzes Vorwort voranschickt, wird ein wert-
volles Dokument für diese erste Zusam-
menstellung bleiben. Strübing.
MÜNCHEN
Im Kunstalon Studio, Karolinenplatz 5,
sind derzeit drei Sonderausstellungen zu

711
 
Annotationen