Neue Bücher
ben“? Leider sind xiur wenige Werke ge-
nannt, und das Wesen des Ribera-Stiles
wird nur ganz allgemein charakterisiert.
Pedro Oriente nennt er den „spanischen
Bassano“, doch gibt diese Bezeichnung
einen falschen Begriff von seinem Stil. Die
Valencianer Villas und Mateo Gilarte wer-
den zum erstenmal in die deutsche Litera-
tur eingeführt. Die Interpretation von Gre-
cos Kunst ist leider recht mißglückt. Da
heißt es z.B.: „Greco bedeutet für die spa-
nische Kunstgeschichte, ebenso wie für die
Geschichte des Geschmacks, nur eine Epi-
sode... Nur äußere Umstände, sein unkon-
trolliertes Talent und eine in Bizarrerien
sich verlierende krankhafte Veranlagung
haben ihn verhindert, die Grenzen der
Kunst, wie Veläquez, zu überschreiten.“
Merkwürdigerweise wird Giulio Clovio für
Grecos langgestreckte Proportionen und
kleine Köpfe verantwortlich gemacht. Das
Porträt Pompeo Leonis soll Selbstbildnis
des Bildhauers sein, und von Grecos Hand
soll auch noch das Porträt des Magisters
P. Masutio de ’Masuti stammen! Das Por-
trät in Sevilla ist natürlich kein Selbst-
bildnis und kann schon wegen des Motivs
des Mühlsteinkragens nicht in der Früh-
zeit des Toledaner-Aufenthaltes entstanden
sein. „Correggios Unteransichten und Ver-
kürzungen wurden für ihn verhängnisvoll“,
und die Nachtstücke mit Kerzenbeleuch-
tung des erst 1590 geborenen Honthorst sol-
len ihn angeregt haben! Bei dem „Espolio“
wird von einer „räumlichen Vertiefung und
perspektivischen Meisterschaft“ gespro-
chen. Wie völlig er ihn mißverstanden
hat, beweisen noch folgende Sätze: „Von
der modernen Überschätzung ward er in
den Mittelpunkt von Ateliergeschwätz und
Sensationsbedürfnis gehoben. Menschen
mit normalen Sinnen werden ihm schwer
folgen können.“
Besser als Greco sind Luis Tristan und
Mayno aufgefaßt, die verhältnismäßig aus-
führlich dargestellt werden. Pantoja de la
Cruz ist 1609, nicht 1608 gestorben. Bei Zur-
barän kommen nur zwei, nicht sieben Sze-
nen aus dem Leben des Pedro de Nolasco
als echt in Betracht. Zurbarän wird gewal-
tig überschätzt: „Weder Dürer noch Ra-
phael, auch Navarrete und Greco nicht
können sich an schöpferischer Erfindungs-
kraft mit diesem Sohn des weltentrückten
Estremadura messen“ (S.272). Die „Anbe-
tung der Hirten“ in der Nationalgalerie von
London ist natürlich kein Zurbarän, sondern
stammt, wie längst nachgewiesen, von Pab-
lo Legote. Sehr bin ich damit einverstan-
den, daß die Bilder im Kloster Guadalupe
nicht als Höhepunkt von Zurbaräns Kunst
bezeichnet werden dürfen.
In dem auffallend kurzen Kapitel über Ve-
läzquez ist zunächst zu bemerken, daß die
„Anbetung der Könige“ nicht mehr auf 161g,
sondern auf 1617 angesetzt werden muß.
Das Porträt des Infanten Don Carlos im
Prado wird irrtümlicherweise als das Phi-
lipps IV. ausgegeben. Die beiden land-
schaftlichen Skizzen aus der Villa Medici
werden in die Zeit des zweiten römischen
Aufenthaltes verlegt, was nicht stimmen
kann. Einverstanden bin ich mit der frü-
hen Datierung von „Antonius und Paulus“:
„um 1635“. Mazzos Geburtsdatum wird um
1617 angegeben; neuerdings nimmt man das
Jahr 1612 an. Die Ansicht von der Alham-
bra kann kaum von seiner Hand sein. Sehr
gut ist Ant. del Castillos Kunst charakterie-
siert, und die Figur des 1608 zu Sevilla ge-
borenen Jose de Sarabia wird neu einge-
führt.
Ungewöhnlich warme Worte widmet
Loga dem Murillo: „Murillo bedeutet nicht
nur in der spanischen Kunst einen Höhe-
punkt: der Weg zum Licht, den Correggio,
Tizian, Rubens und van Dyck beschritten,
hat ihn auf den Gipfel geführt, und ihm,
der über jene Wahrheiten, welche ihre
Gläubigen die Kirche lehrt, niemals ge-
grübelt, öffnete der Himmel seine Pforten;“
als „Komponist und sicherer Zeichner wird
er seinen Platz neben den Größten stets be-
haupten“. Das Datum für die „Vision des
Hl. Antonius“ in der Kathedrale von Se-
villa ist falsch angegeben, 1656 war das Bild
fertiggestellt. Unter den Nachahmern wer-
den Bernardo German Llorente genannt,
der sonst fehlt. Auch die hohen maleri-
schen Qualitäten der Kunst des ValdesLeal
werden gebührend gewürdigt: „Nach sei-
nem Tode hat es in Sevilla keinen Maler
gegeben, der ihm gleichkam an Reichtum
der Erfindung.“ Die letzten Kapitel gelten
Bayeu und Goya. Daß Grecos Verkürzun-
gen im Espolio-Bild Goyas „Gefangen-
nahme Christi“ von 1788 beeinflußt haben,
halte ich für ausgeschlossen. Absichtlich
wird Goya nur kurz behandelt. Loga hat
über diesen spanischen Maler sein Bestes
gesagt, das unvergessen bleiben soll.
Hugo Kehrer.
716
ben“? Leider sind xiur wenige Werke ge-
nannt, und das Wesen des Ribera-Stiles
wird nur ganz allgemein charakterisiert.
Pedro Oriente nennt er den „spanischen
Bassano“, doch gibt diese Bezeichnung
einen falschen Begriff von seinem Stil. Die
Valencianer Villas und Mateo Gilarte wer-
den zum erstenmal in die deutsche Litera-
tur eingeführt. Die Interpretation von Gre-
cos Kunst ist leider recht mißglückt. Da
heißt es z.B.: „Greco bedeutet für die spa-
nische Kunstgeschichte, ebenso wie für die
Geschichte des Geschmacks, nur eine Epi-
sode... Nur äußere Umstände, sein unkon-
trolliertes Talent und eine in Bizarrerien
sich verlierende krankhafte Veranlagung
haben ihn verhindert, die Grenzen der
Kunst, wie Veläquez, zu überschreiten.“
Merkwürdigerweise wird Giulio Clovio für
Grecos langgestreckte Proportionen und
kleine Köpfe verantwortlich gemacht. Das
Porträt Pompeo Leonis soll Selbstbildnis
des Bildhauers sein, und von Grecos Hand
soll auch noch das Porträt des Magisters
P. Masutio de ’Masuti stammen! Das Por-
trät in Sevilla ist natürlich kein Selbst-
bildnis und kann schon wegen des Motivs
des Mühlsteinkragens nicht in der Früh-
zeit des Toledaner-Aufenthaltes entstanden
sein. „Correggios Unteransichten und Ver-
kürzungen wurden für ihn verhängnisvoll“,
und die Nachtstücke mit Kerzenbeleuch-
tung des erst 1590 geborenen Honthorst sol-
len ihn angeregt haben! Bei dem „Espolio“
wird von einer „räumlichen Vertiefung und
perspektivischen Meisterschaft“ gespro-
chen. Wie völlig er ihn mißverstanden
hat, beweisen noch folgende Sätze: „Von
der modernen Überschätzung ward er in
den Mittelpunkt von Ateliergeschwätz und
Sensationsbedürfnis gehoben. Menschen
mit normalen Sinnen werden ihm schwer
folgen können.“
Besser als Greco sind Luis Tristan und
Mayno aufgefaßt, die verhältnismäßig aus-
führlich dargestellt werden. Pantoja de la
Cruz ist 1609, nicht 1608 gestorben. Bei Zur-
barän kommen nur zwei, nicht sieben Sze-
nen aus dem Leben des Pedro de Nolasco
als echt in Betracht. Zurbarän wird gewal-
tig überschätzt: „Weder Dürer noch Ra-
phael, auch Navarrete und Greco nicht
können sich an schöpferischer Erfindungs-
kraft mit diesem Sohn des weltentrückten
Estremadura messen“ (S.272). Die „Anbe-
tung der Hirten“ in der Nationalgalerie von
London ist natürlich kein Zurbarän, sondern
stammt, wie längst nachgewiesen, von Pab-
lo Legote. Sehr bin ich damit einverstan-
den, daß die Bilder im Kloster Guadalupe
nicht als Höhepunkt von Zurbaräns Kunst
bezeichnet werden dürfen.
In dem auffallend kurzen Kapitel über Ve-
läzquez ist zunächst zu bemerken, daß die
„Anbetung der Könige“ nicht mehr auf 161g,
sondern auf 1617 angesetzt werden muß.
Das Porträt des Infanten Don Carlos im
Prado wird irrtümlicherweise als das Phi-
lipps IV. ausgegeben. Die beiden land-
schaftlichen Skizzen aus der Villa Medici
werden in die Zeit des zweiten römischen
Aufenthaltes verlegt, was nicht stimmen
kann. Einverstanden bin ich mit der frü-
hen Datierung von „Antonius und Paulus“:
„um 1635“. Mazzos Geburtsdatum wird um
1617 angegeben; neuerdings nimmt man das
Jahr 1612 an. Die Ansicht von der Alham-
bra kann kaum von seiner Hand sein. Sehr
gut ist Ant. del Castillos Kunst charakterie-
siert, und die Figur des 1608 zu Sevilla ge-
borenen Jose de Sarabia wird neu einge-
führt.
Ungewöhnlich warme Worte widmet
Loga dem Murillo: „Murillo bedeutet nicht
nur in der spanischen Kunst einen Höhe-
punkt: der Weg zum Licht, den Correggio,
Tizian, Rubens und van Dyck beschritten,
hat ihn auf den Gipfel geführt, und ihm,
der über jene Wahrheiten, welche ihre
Gläubigen die Kirche lehrt, niemals ge-
grübelt, öffnete der Himmel seine Pforten;“
als „Komponist und sicherer Zeichner wird
er seinen Platz neben den Größten stets be-
haupten“. Das Datum für die „Vision des
Hl. Antonius“ in der Kathedrale von Se-
villa ist falsch angegeben, 1656 war das Bild
fertiggestellt. Unter den Nachahmern wer-
den Bernardo German Llorente genannt,
der sonst fehlt. Auch die hohen maleri-
schen Qualitäten der Kunst des ValdesLeal
werden gebührend gewürdigt: „Nach sei-
nem Tode hat es in Sevilla keinen Maler
gegeben, der ihm gleichkam an Reichtum
der Erfindung.“ Die letzten Kapitel gelten
Bayeu und Goya. Daß Grecos Verkürzun-
gen im Espolio-Bild Goyas „Gefangen-
nahme Christi“ von 1788 beeinflußt haben,
halte ich für ausgeschlossen. Absichtlich
wird Goya nur kurz behandelt. Loga hat
über diesen spanischen Maler sein Bestes
gesagt, das unvergessen bleiben soll.
Hugo Kehrer.
716