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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 17.1925

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Heft 15
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Goetz, Oswald: Leihausstellung aus Privatbesitz im Städelschen Kunstinstitut
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https://doi.org/10.11588/diglit.42040#0767

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eine reizvolle Madonna in der Landschaft (Nr. 230, Slg. Günther). Ein be-
stechendes Porträt ist das kleine Stifterbildnis der Adrian Isenbrant (Nr. 112, Slg.
Max von Goldschmidt-Rothschild). Das Bildnis einer schreibenden Dame ist
ein bezeichnendes Werk für den Halbfigurenmeister (Nr. 141, Slg. Max
von Goldschmidt-Rothschild). Erwähnt sei ferner eine Auferstehung Christi,
die dem Lancelot Blondeel zugeschrieben ist (Nr. 15, Slg. Hartmann). Eine
Reihe von Bildnissen leiten instruktiv über zu der großen Bildniskunst des
17. Jahrhunderts: das Brustbildnis eines jungen Mannes in der Art des
Mostaert (Nr. 154, Slg. Heyman), das 1892 im Burlington Fine Arts Club
ausgestellt war, ferner das amüsante männliche Bildnis im Tondo von Cornelis
Ketel (Nr. ng, Slg. Hackenbroch), das Bildnis einer alten Frau des Maarten
van Heemskerk (Nr. 130, Slg. Ullmann) und schließlich das raffiniert gemalte
Brustbildnis der sog. Winterkönigin, der Königin Elisabeth von Böhmen
(Nr. 145, Slg. C. von Weinberg), von der Hand des Michael Janszoon
van Mierevelt.
In diesem Zusammenhänge seien gleich die bedeutendsten Bildnisse der
großen Flamen erwähnt. Rubens ist vertreten durch ein Porträt des Erz-
herzogs Albrecht von Österreich (Nr. ig8, Slg. von Goldammer), eine Wieder-
holung des Bildes im Wiener Staatsmuseum von 1509. Die Bildnisse von
Rubens Schwager und Schwägerin van Hecke sind im Verzeichnis unter
van Dyck aufgeführt (Nr. 58, 59, Slg. Max von Goldschmidt-Rothschild). In
der Sammlung Edmond von Rothschild, Paris, existierte dasselbe Ehepaar unter
Rubens Namen. Im Mittelpunkt dieser Gruppe steht das lebensgroße Bildnis
der Emerentia van Beresteyn (Nr. 105, Slg. Albert von Goldschmidt-Roth-
schild), das aus der Sammlung der verstorbenen Baronin von Rothschild
stammt. Dieses in der Hals-Literatur vielfach behandelte Bild, das doch
wohl flämischen Ursprungs ist, nimmt den Ehrenplatz in der Ausstellung ein.
So kann es alle erfreuen und bietet der Wissenschaft Gelegenheit, sich
gründlich mit ihm zu befassen. Ein eigentlicher großer Rembrandt fehlt,
wie in der Berliner Parallelausstellung. Der einzige Rembrandt, der sich im
Frankfurter Privatbesitz halten konnte, ist der hübsche kleine Mädchenkopf
aus der Zeit um 1650 (Nr. igi, Slg. Max von Goldschmidt-Rothschild), der
früher in französischem Besitz war und in der Literatur mit einem ähnlichen
Kopfe (früher Sammlung Oppenheim, Köln) zusammen genannt wird.
Unter den flämischen Bildern sind noch die Landschaften aus dem Kreise
Brueghels und Mompers und der Frankenthaler zu erwähnen. Von Rubens
sind weiterhin einige schöne Skizzen zusammengekommen. Eine stellt
Esther vor Ahasver dar (Nr. 201, Slg. A. von Goldschmidt-Rothschild). Das
Bild gilt im Rooses als verschollen, Schneevogt kannte in englischem Privat-
besitz das Original zu zwei Nachstichen, die mit der Skizze identisch sind.
Die Skizze gehört nicht zu dem bekannten Freskenzyklus der Antwerpener
Jesuitenkirche, die 1718 verbrannte. Eine weitere Skizze Ajax und Kassandra
(Nr. igg, <51g. von Hirsch) gehört mit dem Bilde der Lichtenstein-Galerie zu-
sammen. Von van Dyck sei die herrliche Skizze mit Simson und Delila (Nr. 56,
Slg. von Hirsch) erwähnt, die wohl nach 1620 entstanden ist. Von Teniers d. J.
sind mehrere typische Werke ausgestellt, von A. Brouwer die in der Literatur
als „Bauern von Moerdyck“ bekannte Tabagie (Nr. 2g, Slg. Max von Gold-,
schmidt-Rothschild), ehemals in der Sammlung Kann, Paris.
Unter den Holländern steht Hercules Seghers mit einer kleinen impressiven
Landschaft an der Spitze (Nr. 213). Van Goyen, die beiden Ruysdaels und
A. v. d. Velde sind mit guten, charakteristischen Werken vertreten. Zu dieser
Gruppe gehört gleichfalls das hübsche Marinestück van de Capelles (Nr. 35,

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