diesen Frühwerken Bastine nahe. Wie sehr aber die Gestaltungsweise Bastines
der sich steigernden allgemeinen Entwicklung zur freien Malerei, zur peinture
entspricht, die das 19. Jahihundert mit sich bringt, wird klar vor den von Bastine
unabhängigen Bildnissen der Richter, Friedrich und Joh. Deiker, Andreae
und Niederee: vor allem auch bei Peter Schwingen (1815 —1863), dessen
Zimmerporträts, in denen sich Beschaulichlichkeit und lebendige malerische Ge-
staltungskunst niedergeschlagen hat, zu den erfrischendsten Eindrücken der Aus-
stellung zählen. Jedes der Werke dieser Maler, die innerhalb der gleichzeitigen
deutschen Malerei in der Reihe der heimlichen Führer wie Wasmann stehen,
überrascht durch die unbefangene Kühnheit der Handschrift und Unmittelbarkeit
in ihrem Verhältnis zur Natur. Trotzdem ist selbst in ihren freiesten Beispielen
immer wieder die über Frankreich führende Verbindung mit der malerischen
Tradition des 18. Jahrhunderts erkennbar.
Neben diesen an lebendigen Früchten reichen Strömungen erscheint die Düs-
seldorfer Akademie für das Schicksal der Bildnismalerei im 19. Jahrhunderts von
geringerer Bedeutung. Eine Reihe der bisher genannten Maler hat zwar auf ihr
gelernt, sie alle aber haben sich bewußt oder unbewußt in ihrer eigentlichen
Leistung von ihr abgewendet. F. W. Schadow (1788—1862), der den Berliner
Klassizismus vom Geist Schinkels an den Rhein verpflanzte, ist der Vater der
Düsseldorfer akademischen Bildnismalerei. Was an seinen Bildnissen positiv ist,
verdankt er der klassizistischen formalen Präzision, in der er erzogen worden ist.
Im Verlauf seiner Entwicklung verfällt er jedoch immer mehr in verkünstelt ge-
stellte Bildgestaltung. Ihm folgt Bendemann, von dem die Ausstellung ein
sehr sicheres, klares Frühbildnis und — lehrreich zu sehen — ein unsicher ge-
wordenes und daher zur äußerlichen Pose greifendes spätes zeigt. Erst bei C.
F. Sohn (1805—1867), der als Lehrer Feuerbachs in der deutschen Malerei eine
gewichtige Rolle spielt, gewinnt die Portätgestaltung eine Würde von innerer
Fülle und Eleganz. Dann folgt bei W. Sohn, Carl Sohn d. J. und Leutze mehr
und mehr die schon bei manchen Werken Hübners beginnende Übernahme
von Elementen der peinture in die allerdings immer noch zu oft von schönen-
den und posierenden Tendenzen durchsetzte Bildnisauffassung, bis bei Knaus,
Gebhardt oder G. Janssen die Audrucksform reiner peinture zu völligem Durch-
bruch kommt. Daß diesen Werken bei aller malerischen Verfeinerung indessen
die Frische der frühen peinture der Richter, Deiker und Niederee fehlt, ist nur
natürlich.
LANDSCHAFT
Man sollte glauben, daß die Landschaftsmalerei des rg. Jahrhunderts sich aus
der Vedute des späten 18. entwickle. Indessen zeigt gerade wieder die Düssel-
dorfer Ausstellung, daß die deutsche Landschaftsmalerei wie durch einen plötz-
lichen Entschluß einiger Maler entstand. So reizvoll auch etwa die Landschafts-
darstellung des tüchtigen Koblenzers Dietzler (1811—1845) sein mag, so sehr
auf den Hintergründen mancher rheinischer Bildnismaler (vor allem bei Krafft,
Deger oder Trautschold) der Klang rheinischer Landschaft im Anschluß an die
klare Vedutendarstellung des frühen 19. Jahrhunderts ins Bild eingefügt ist, zur
eigentlichen Landschaftsmalerei des 19. Jahrhunderts laufen nur dünne Fäden.
Die Ausstellung verzichtet daher mit Recht auf die Darstellung der hauptsäch-
lich in der Graphik sich auswirkenden Vedutenkunst.
Um so mehr hat sie sich um die Repräsentation der beiden Väter der Land-
schaftsmalerei am Rhein, Lessings und Schirmers verdient gemacht. Beide sind
um 1830 ganz plötzlich als junge Maler geschätzte Meister gewesen. Lessing
(1808 1880), der, in Schlesien geboren, 1828 Schadow von Berlin nach Düssel-
dorf folgte, ist offenbar von der Landschaftsmalerei der norddeutschen Roman-
der sich steigernden allgemeinen Entwicklung zur freien Malerei, zur peinture
entspricht, die das 19. Jahihundert mit sich bringt, wird klar vor den von Bastine
unabhängigen Bildnissen der Richter, Friedrich und Joh. Deiker, Andreae
und Niederee: vor allem auch bei Peter Schwingen (1815 —1863), dessen
Zimmerporträts, in denen sich Beschaulichlichkeit und lebendige malerische Ge-
staltungskunst niedergeschlagen hat, zu den erfrischendsten Eindrücken der Aus-
stellung zählen. Jedes der Werke dieser Maler, die innerhalb der gleichzeitigen
deutschen Malerei in der Reihe der heimlichen Führer wie Wasmann stehen,
überrascht durch die unbefangene Kühnheit der Handschrift und Unmittelbarkeit
in ihrem Verhältnis zur Natur. Trotzdem ist selbst in ihren freiesten Beispielen
immer wieder die über Frankreich führende Verbindung mit der malerischen
Tradition des 18. Jahrhunderts erkennbar.
Neben diesen an lebendigen Früchten reichen Strömungen erscheint die Düs-
seldorfer Akademie für das Schicksal der Bildnismalerei im 19. Jahrhunderts von
geringerer Bedeutung. Eine Reihe der bisher genannten Maler hat zwar auf ihr
gelernt, sie alle aber haben sich bewußt oder unbewußt in ihrer eigentlichen
Leistung von ihr abgewendet. F. W. Schadow (1788—1862), der den Berliner
Klassizismus vom Geist Schinkels an den Rhein verpflanzte, ist der Vater der
Düsseldorfer akademischen Bildnismalerei. Was an seinen Bildnissen positiv ist,
verdankt er der klassizistischen formalen Präzision, in der er erzogen worden ist.
Im Verlauf seiner Entwicklung verfällt er jedoch immer mehr in verkünstelt ge-
stellte Bildgestaltung. Ihm folgt Bendemann, von dem die Ausstellung ein
sehr sicheres, klares Frühbildnis und — lehrreich zu sehen — ein unsicher ge-
wordenes und daher zur äußerlichen Pose greifendes spätes zeigt. Erst bei C.
F. Sohn (1805—1867), der als Lehrer Feuerbachs in der deutschen Malerei eine
gewichtige Rolle spielt, gewinnt die Portätgestaltung eine Würde von innerer
Fülle und Eleganz. Dann folgt bei W. Sohn, Carl Sohn d. J. und Leutze mehr
und mehr die schon bei manchen Werken Hübners beginnende Übernahme
von Elementen der peinture in die allerdings immer noch zu oft von schönen-
den und posierenden Tendenzen durchsetzte Bildnisauffassung, bis bei Knaus,
Gebhardt oder G. Janssen die Audrucksform reiner peinture zu völligem Durch-
bruch kommt. Daß diesen Werken bei aller malerischen Verfeinerung indessen
die Frische der frühen peinture der Richter, Deiker und Niederee fehlt, ist nur
natürlich.
LANDSCHAFT
Man sollte glauben, daß die Landschaftsmalerei des rg. Jahrhunderts sich aus
der Vedute des späten 18. entwickle. Indessen zeigt gerade wieder die Düssel-
dorfer Ausstellung, daß die deutsche Landschaftsmalerei wie durch einen plötz-
lichen Entschluß einiger Maler entstand. So reizvoll auch etwa die Landschafts-
darstellung des tüchtigen Koblenzers Dietzler (1811—1845) sein mag, so sehr
auf den Hintergründen mancher rheinischer Bildnismaler (vor allem bei Krafft,
Deger oder Trautschold) der Klang rheinischer Landschaft im Anschluß an die
klare Vedutendarstellung des frühen 19. Jahrhunderts ins Bild eingefügt ist, zur
eigentlichen Landschaftsmalerei des 19. Jahrhunderts laufen nur dünne Fäden.
Die Ausstellung verzichtet daher mit Recht auf die Darstellung der hauptsäch-
lich in der Graphik sich auswirkenden Vedutenkunst.
Um so mehr hat sie sich um die Repräsentation der beiden Väter der Land-
schaftsmalerei am Rhein, Lessings und Schirmers verdient gemacht. Beide sind
um 1830 ganz plötzlich als junge Maler geschätzte Meister gewesen. Lessing
(1808 1880), der, in Schlesien geboren, 1828 Schadow von Berlin nach Düssel-
dorf folgte, ist offenbar von der Landschaftsmalerei der norddeutschen Roman-