lockeren Tönen auf weich durchscheinendem blauen Grunde seine luft-
umflossenen, weichkonturierten Gestalten. Gleich kulturvoll im farbigen Ge-
schmack hat Alfred Sohn-Rethel, der Enkel Alfred Rethels und der
Sohn Carl Sohns, seine vornehme Bildniskunst zu noch einheitlicherer
koloristischer Gesamtwirkung verfeinert. Und Wilhelm S ehr euer, der
durch dunkeltonige, rein malerisch konzipierte Bilder mit Biedermeierstaffage
allzu bekannt ist, hat auf einem Seestück mit vollendeter Technik rollende
Dünung in hellen Tönen lebendig und rhythmisch gebunden wieder-
gegeben. Von Theo Champion sieht man zwei kleine Bilder, die den
weichen, verträumten Charakter niederrheinischer Landschaft in delikaten
Farben zum Ausdruck bringen. Fast klassizistisch, mit deutlichem Einschlag
französischer Färb- und Formeneleganz, malt Otto v. Waetjen, der Enkel
Benjamin Vautiers, seine Bildnisse. Zeitgenossen, unter ihnen die gute Mutter
Ey, die meistgemalte Frau Deutschlands, die Hebamme und Amme der
jungen Kunst in Düsseldorf, hält in guter Porträtbildung Arthur Kauf-
mann auf einem großen Bilde fest. Jankel Adler malt aus der Stimmung
östlichen Judentums heraus seine geheimnisvollen jüdischen Typen.
Klassisch streng im Bildbau, Form und Farbe zu klarer Einheit zwingend,
ganz deutsch in der tragischen, schicksalhaften Stimmung seiner Werke, malt
Werner Heuser, einer der ernsthaftesten Düsseldorfer Künstler, seine figür-
lichen Bilder. Vom Linearen ausgehend, hat er in jahrelanger zäher Arbeit,
unzugänglich jeder Konzession an den Tagesgeschmack, seinen farbigen Aus-
druck zu der Immaterialität gebracht, die ihn jetzt in den Stand setzt, Linien
und Farbe, Fläche und Raum zu der Einheit zu binden, die das Ziel unserer
gesamten klassischen Bewegung in der Malerei sein wird. Sein Gegenpol
ist Heinrich Nauen und Gert Heinrich Wollheim. Nauen ist durch-
aus Lyriker. Das monumentale Wandbild, immer epischen Charakters, das seine
letzte Sehnsucht darstellt und im Verlauf seines Schaffens an gewissen Stellen
als Aufgabe immer wiederkehrt, ist ihm noch verschlossen. Aber ein Stück
Natur, Blumen und Landschaft, erfüllt er mit dem Zauber seiner ganz male-
rischen Kunst; Farbe und Form wird klingender Rhythmus; Musik ist die
einzig mögliche Umschrift für seine Malerei. Nauen ist einer der rheinischen
Maler, denen das Schicksal wurde, deutsche Inbrunst des Gemütes mit den
Reizen französischer Färb- und Formkultur, sei es im Stilleben, sei es im
Akt und Bildnis, zu synthetieren. Denn sein rheinisches Temperament ver-
einigt beides, die gallische Beweglichkeit der Sinne mit der übersinnlichen
Begabung deutschen Geistes.
Eine immer zur Auseinandersetzung zwingende Erscheinung ist G. H. Woll-
heim. Er ist ungewöhnlich begabt, besitzt eine erstaunliche koloristische
Ausdrucksfähigkeit Und eine Technik, die er spielend zu allen Wirkungen
zwingt. Darin liegt seine Stärke und zugleich die Gefahr für seine Kunst.
Denn diese Gaben verleiten ihn immer wieder, sich ins Virtuosenhafte zu ver-
lieren und führen ihn, der seelisches und künstlerisches Anpassungsvermögen
und einen scharfen, analysierenden Geist besitzt, zu künstlerischen Gestal-
tungen, die nicht frei von großen Vorbildern sind. Er kann wie ein alter
deutscher Meister, wie ein Klassiker, wie ein Impressionist, er kann auch wie
Rembrandt malen. Nie wird sein Bild ein Plagiat; dazu ist Wollheim zu sehr
ein Eigener. Aber er ist nicht eigenwüchsig genug, sich rein aus sich heraus
entwickeln zu können. Ganz überzeugend wirken nur seine Bildnisse. Aber
auch ein Gemälde wie das „Abendmahl“ hat, trotzdem die Lichtführung stark
an den jungen Rembrandt erinnert, genug farbige und seelische Ausdrucks-
werte, um sich durchzusetzen.
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umflossenen, weichkonturierten Gestalten. Gleich kulturvoll im farbigen Ge-
schmack hat Alfred Sohn-Rethel, der Enkel Alfred Rethels und der
Sohn Carl Sohns, seine vornehme Bildniskunst zu noch einheitlicherer
koloristischer Gesamtwirkung verfeinert. Und Wilhelm S ehr euer, der
durch dunkeltonige, rein malerisch konzipierte Bilder mit Biedermeierstaffage
allzu bekannt ist, hat auf einem Seestück mit vollendeter Technik rollende
Dünung in hellen Tönen lebendig und rhythmisch gebunden wieder-
gegeben. Von Theo Champion sieht man zwei kleine Bilder, die den
weichen, verträumten Charakter niederrheinischer Landschaft in delikaten
Farben zum Ausdruck bringen. Fast klassizistisch, mit deutlichem Einschlag
französischer Färb- und Formeneleganz, malt Otto v. Waetjen, der Enkel
Benjamin Vautiers, seine Bildnisse. Zeitgenossen, unter ihnen die gute Mutter
Ey, die meistgemalte Frau Deutschlands, die Hebamme und Amme der
jungen Kunst in Düsseldorf, hält in guter Porträtbildung Arthur Kauf-
mann auf einem großen Bilde fest. Jankel Adler malt aus der Stimmung
östlichen Judentums heraus seine geheimnisvollen jüdischen Typen.
Klassisch streng im Bildbau, Form und Farbe zu klarer Einheit zwingend,
ganz deutsch in der tragischen, schicksalhaften Stimmung seiner Werke, malt
Werner Heuser, einer der ernsthaftesten Düsseldorfer Künstler, seine figür-
lichen Bilder. Vom Linearen ausgehend, hat er in jahrelanger zäher Arbeit,
unzugänglich jeder Konzession an den Tagesgeschmack, seinen farbigen Aus-
druck zu der Immaterialität gebracht, die ihn jetzt in den Stand setzt, Linien
und Farbe, Fläche und Raum zu der Einheit zu binden, die das Ziel unserer
gesamten klassischen Bewegung in der Malerei sein wird. Sein Gegenpol
ist Heinrich Nauen und Gert Heinrich Wollheim. Nauen ist durch-
aus Lyriker. Das monumentale Wandbild, immer epischen Charakters, das seine
letzte Sehnsucht darstellt und im Verlauf seines Schaffens an gewissen Stellen
als Aufgabe immer wiederkehrt, ist ihm noch verschlossen. Aber ein Stück
Natur, Blumen und Landschaft, erfüllt er mit dem Zauber seiner ganz male-
rischen Kunst; Farbe und Form wird klingender Rhythmus; Musik ist die
einzig mögliche Umschrift für seine Malerei. Nauen ist einer der rheinischen
Maler, denen das Schicksal wurde, deutsche Inbrunst des Gemütes mit den
Reizen französischer Färb- und Formkultur, sei es im Stilleben, sei es im
Akt und Bildnis, zu synthetieren. Denn sein rheinisches Temperament ver-
einigt beides, die gallische Beweglichkeit der Sinne mit der übersinnlichen
Begabung deutschen Geistes.
Eine immer zur Auseinandersetzung zwingende Erscheinung ist G. H. Woll-
heim. Er ist ungewöhnlich begabt, besitzt eine erstaunliche koloristische
Ausdrucksfähigkeit Und eine Technik, die er spielend zu allen Wirkungen
zwingt. Darin liegt seine Stärke und zugleich die Gefahr für seine Kunst.
Denn diese Gaben verleiten ihn immer wieder, sich ins Virtuosenhafte zu ver-
lieren und führen ihn, der seelisches und künstlerisches Anpassungsvermögen
und einen scharfen, analysierenden Geist besitzt, zu künstlerischen Gestal-
tungen, die nicht frei von großen Vorbildern sind. Er kann wie ein alter
deutscher Meister, wie ein Klassiker, wie ein Impressionist, er kann auch wie
Rembrandt malen. Nie wird sein Bild ein Plagiat; dazu ist Wollheim zu sehr
ein Eigener. Aber er ist nicht eigenwüchsig genug, sich rein aus sich heraus
entwickeln zu können. Ganz überzeugend wirken nur seine Bildnisse. Aber
auch ein Gemälde wie das „Abendmahl“ hat, trotzdem die Lichtführung stark
an den jungen Rembrandt erinnert, genug farbige und seelische Ausdrucks-
werte, um sich durchzusetzen.
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