Ausstellungen
Groß gehört und der mit seiner Virtuosität
eine proletarische Erdhaftigkeit verbindet,
die seinen Arbeiten etwas Dokumentari-
sches gibt. Auf Skade ist in diesem Jahre
bereits hingewiesen worden. (Cic. XVII,
S. 97.) Lachnit besitzt einen sehr beacht-
lichen Melodienreichtum, der seine Gestal-
ten allein durch die Erfindung im Zeich-
nerischen aus dem Bezirk des Allzunahen
herausreißt. Von Grundig sind Gemälde da,
deren Farben- und Formenklang auf die
Möglichkeit einer Durchdringung veristi-
scher mit romantischen, rousseauhaften
Elementen hinweist. Die Arbeiten des jun-
gen Cassel in der Fides tendieren nach
dem rein Malerischen im Noldeschen Sinne,
ohne das Persönliche vermissen zu lassen.
Bei E. Richter waren neue Arbeiten von
R. Seewald ausgestellt, Italienisches und
Robinsonhaftes. Sein Können und seine
naive Daseinsfreude lassen übersehen, daß
im Grunde nicht alle Hoffnungen sich er-
füllt haben. Dann Zeichnungen von R. Ge-
nin, die Entwürfe zu den „Frauen im
Krieg“, Figuren, Köpfe. Das Beste nähert
sich der französischen Tradition der Vor-
kriegszeit, die Ausformung des begonnenen
eigenen Stils ist noch nicht erfolgt. Von
dem jungen Balten V. Magito Zeichnungen,
Bewegungsstudien aus der Tanzschule,
Köpfe, ein paar Plastiken. Anfänge, die
man mit Interesse sieht.
Die Galerie Arnold hat zum Gedächt-
nis Corinths eine große Anzahl Zeichnun-
gen und graphische Blätter im oberen
Stockwerk aufgehängt, die die Erinnerung
an die schöne Ausstellung von Handzeich-
nungen im vorigen Jahre wachruft (im An-
schluß an die Veröffentlichung im Verlag
der Galerie). Bescheiden hat man das
Schönste, was man hatte, zusammenge-
stellt, aber es genügt vollauf, den Toten
zu ehren.
Eine Überraschung ist die erste Ausstel-
lung der Werke von Friedrich Loos bei
Kühl und Kühn, eines Romantikers, der
vorläufig noch unbekannt ist und dessen
Nachlaß in Dresden erstmalig an die Öffent-
lichkeit kommt. Loos ist 1797 in Graz ge-
boren, war Schüler Rebells in Wien und
der Wiener Akademie (Mösmer), lebte
einige Jahre in Salzburg und machte Rei-
sen durch Italien, die Alpen und Norwegen.
Gestorben ist er i8go in Kiel. Loos gehört
zur Gruppe der bürgerlichen Romantiker,
und es sind unverkennbare Beziehungen da
zu Wasmann, Blechen und anderen, die
durch die Jahrhundertausstellung in die
Kunstentwicklung des 19. Jahrhunderts ein-
gereiht worden sind. Die vierzig Gemälde
(fast alle kleinen Formats) zeigen eine Liebe
zu der Natur, eine Einfühlung in die
kleinste ihrer Erscheinungsformen, daß
eine Durchdringung von Geist und Natur
entsteht, wie sie bei den großen Begabun-
gen dieser Richtung zu finden ist. Loos
bereichert auf alle Fälle den Kreis der bür-
gerlichen Romantiker um eine weitere sym-
pathische Gestalt. Will Grohmann.
DIE NEW YORKER ARCHITEKTUR-
AUSSTELLUNG
Das Hauptereignis der ausgehenden Sai-
son war die umfangreiche Internatio-
nale Architekturausstellung im Grand
Central Palace, auf der auch Deutschland
vertreten war. Freilich hatte man den Gä-
sten nicht gerade viel Raum gewährt, und
so mußte sich das deutsche Ausstellungs-
komitee unter Leitung von Cornelius Gur-
litt nolens volens auf den Geschäfts- und
Fabrikbau beschränken, von dem es an-
nahm, daß er hierzulande wohl am meisten
interessieren würde. Eine nicht einmal sehr
große Wand in den riesigen vier der Aus-
stellung gewidmeten Stockwerken war den
Deutschen zur Verfügung gestellt worden,
auf der Photographien von Gebäuden der
folgenden Architekten zu sehen waren:
W. Kreis, P. Behrens, Poelzig, H. & O.
Gerson, H. C. Wach, E. Fahrenkamp,
C. Mengner, E. Mendelsohn, G. Bestel-
meyer, H. Straumer, A. Gellhorn, H. Mu-
thesius, F. Hoeger. Wie weit diese Aus-
wahl, selbst auf dem freiwillig beschränk-
ten Gebiete, repräsentativ war, läßt sich von
hier aus nicht beurteilen. Auf jeden Fall
wurde eines erreicht: lebendige Kräfte in
Tätigkeit vorzuführen; und das war unter
den gegebenen Verhältnissen wohl das
wichtigste, auch einzig mögliche. Dem-
gegenüber fiel z. B. England mit mehr re-
trospektiv ausgesuchten Bauten ab. An-
regungen aber wurden geboten von den
nordischen Ländern, besonders Finnland
und Schweden.
Die fast die gesamte Ausstellung füllende
amerikanische Abteilung litt unter der Über-
fülle des Gebotenen und den vielen rein
geschäftlichen Sonderausstellungen der
verschiedensten Firmen, die oft mit mehr
oder weniger raffinierten Mitteln die Be-
sucher anzulocken versuchten. Jedem der
Staaten der Republik war ein Abteil ein-
geräumtworden. Bodenständiges aberfand
man unter diesen Tausenden von Abbil-
dungen nur wenig. In Florida, vzo jetzt
eine riesige Bautätigkeit einsetzt, da man
dieses Land als das Winterparadies der
reichen Neuyorker entdeckt hat, und wo
eine geradezu unheimliche Grundspekula-
tion betrieben wird, ist eine Art „mittellän-
914
Groß gehört und der mit seiner Virtuosität
eine proletarische Erdhaftigkeit verbindet,
die seinen Arbeiten etwas Dokumentari-
sches gibt. Auf Skade ist in diesem Jahre
bereits hingewiesen worden. (Cic. XVII,
S. 97.) Lachnit besitzt einen sehr beacht-
lichen Melodienreichtum, der seine Gestal-
ten allein durch die Erfindung im Zeich-
nerischen aus dem Bezirk des Allzunahen
herausreißt. Von Grundig sind Gemälde da,
deren Farben- und Formenklang auf die
Möglichkeit einer Durchdringung veristi-
scher mit romantischen, rousseauhaften
Elementen hinweist. Die Arbeiten des jun-
gen Cassel in der Fides tendieren nach
dem rein Malerischen im Noldeschen Sinne,
ohne das Persönliche vermissen zu lassen.
Bei E. Richter waren neue Arbeiten von
R. Seewald ausgestellt, Italienisches und
Robinsonhaftes. Sein Können und seine
naive Daseinsfreude lassen übersehen, daß
im Grunde nicht alle Hoffnungen sich er-
füllt haben. Dann Zeichnungen von R. Ge-
nin, die Entwürfe zu den „Frauen im
Krieg“, Figuren, Köpfe. Das Beste nähert
sich der französischen Tradition der Vor-
kriegszeit, die Ausformung des begonnenen
eigenen Stils ist noch nicht erfolgt. Von
dem jungen Balten V. Magito Zeichnungen,
Bewegungsstudien aus der Tanzschule,
Köpfe, ein paar Plastiken. Anfänge, die
man mit Interesse sieht.
Die Galerie Arnold hat zum Gedächt-
nis Corinths eine große Anzahl Zeichnun-
gen und graphische Blätter im oberen
Stockwerk aufgehängt, die die Erinnerung
an die schöne Ausstellung von Handzeich-
nungen im vorigen Jahre wachruft (im An-
schluß an die Veröffentlichung im Verlag
der Galerie). Bescheiden hat man das
Schönste, was man hatte, zusammenge-
stellt, aber es genügt vollauf, den Toten
zu ehren.
Eine Überraschung ist die erste Ausstel-
lung der Werke von Friedrich Loos bei
Kühl und Kühn, eines Romantikers, der
vorläufig noch unbekannt ist und dessen
Nachlaß in Dresden erstmalig an die Öffent-
lichkeit kommt. Loos ist 1797 in Graz ge-
boren, war Schüler Rebells in Wien und
der Wiener Akademie (Mösmer), lebte
einige Jahre in Salzburg und machte Rei-
sen durch Italien, die Alpen und Norwegen.
Gestorben ist er i8go in Kiel. Loos gehört
zur Gruppe der bürgerlichen Romantiker,
und es sind unverkennbare Beziehungen da
zu Wasmann, Blechen und anderen, die
durch die Jahrhundertausstellung in die
Kunstentwicklung des 19. Jahrhunderts ein-
gereiht worden sind. Die vierzig Gemälde
(fast alle kleinen Formats) zeigen eine Liebe
zu der Natur, eine Einfühlung in die
kleinste ihrer Erscheinungsformen, daß
eine Durchdringung von Geist und Natur
entsteht, wie sie bei den großen Begabun-
gen dieser Richtung zu finden ist. Loos
bereichert auf alle Fälle den Kreis der bür-
gerlichen Romantiker um eine weitere sym-
pathische Gestalt. Will Grohmann.
DIE NEW YORKER ARCHITEKTUR-
AUSSTELLUNG
Das Hauptereignis der ausgehenden Sai-
son war die umfangreiche Internatio-
nale Architekturausstellung im Grand
Central Palace, auf der auch Deutschland
vertreten war. Freilich hatte man den Gä-
sten nicht gerade viel Raum gewährt, und
so mußte sich das deutsche Ausstellungs-
komitee unter Leitung von Cornelius Gur-
litt nolens volens auf den Geschäfts- und
Fabrikbau beschränken, von dem es an-
nahm, daß er hierzulande wohl am meisten
interessieren würde. Eine nicht einmal sehr
große Wand in den riesigen vier der Aus-
stellung gewidmeten Stockwerken war den
Deutschen zur Verfügung gestellt worden,
auf der Photographien von Gebäuden der
folgenden Architekten zu sehen waren:
W. Kreis, P. Behrens, Poelzig, H. & O.
Gerson, H. C. Wach, E. Fahrenkamp,
C. Mengner, E. Mendelsohn, G. Bestel-
meyer, H. Straumer, A. Gellhorn, H. Mu-
thesius, F. Hoeger. Wie weit diese Aus-
wahl, selbst auf dem freiwillig beschränk-
ten Gebiete, repräsentativ war, läßt sich von
hier aus nicht beurteilen. Auf jeden Fall
wurde eines erreicht: lebendige Kräfte in
Tätigkeit vorzuführen; und das war unter
den gegebenen Verhältnissen wohl das
wichtigste, auch einzig mögliche. Dem-
gegenüber fiel z. B. England mit mehr re-
trospektiv ausgesuchten Bauten ab. An-
regungen aber wurden geboten von den
nordischen Ländern, besonders Finnland
und Schweden.
Die fast die gesamte Ausstellung füllende
amerikanische Abteilung litt unter der Über-
fülle des Gebotenen und den vielen rein
geschäftlichen Sonderausstellungen der
verschiedensten Firmen, die oft mit mehr
oder weniger raffinierten Mitteln die Be-
sucher anzulocken versuchten. Jedem der
Staaten der Republik war ein Abteil ein-
geräumtworden. Bodenständiges aberfand
man unter diesen Tausenden von Abbil-
dungen nur wenig. In Florida, vzo jetzt
eine riesige Bautätigkeit einsetzt, da man
dieses Land als das Winterparadies der
reichen Neuyorker entdeckt hat, und wo
eine geradezu unheimliche Grundspekula-
tion betrieben wird, ist eine Art „mittellän-
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