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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 17.1925

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Heft 19
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Göbel, Heinrich: Die Bildteppichmanufaktur von Felletin
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https://doi.org/10.11588/diglit.42040#0972

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warten. 1777 weigern sich Roby le jeune und La Cour, die Arbeit weiterhin
zu übernehmen, sofern nicht ordnungsmäßig die Überweisung der Vergütung
erfolgt.
Sollte noch ein weiteres Charakteristikum der Leistungen Felletins erforder-
lich sein, so dürfte eine Stelle aus dem mehrfach erwähnten „Extrait du Re-
cueil de reglements genereaux et particuliers...“ vom 29. Dezember 1718 ge-
nügen: „Feuilletin... est encore de beaucoup inferieure ä celle d’Aubusson.
Les laines sont fort mauvaises, le plus souvent melees de poil, ses desseins
confus et mal digerez; enfin ce sont des tapisseries, plus susceptibles d’appast
pour les vers que d’admiration pour les hommes.“ Der im Rahmen des Auf-
satzes mir zur Verfügung stehende Raum verbietet es, eingehender die
Meister und ihre Arbeiten zu behandeln, der im Laufe dieses Jahres erschei-
nende zweite Teil meiner „Wandteppiche“ (Romanische Länder) bringt aus-
führliche Angaben. Insgesamt handelt es sich, soweit das 17. und 18. Jahr-
hundert in Frage kommen, um etwa 330 Ateliers.
Die uns überkommenen Behänge Felletins sind verhältnismäßig zahlreich.
Die Spätrenaissance ist in erster Linie durch die Heldenserie vertreten — ein
Exemplar befindet sich in Saint-Maixent (Deux-Sevres)!, eine zweite Wieder-
holung im Besitze von L. Bernheimer (München) — die Folge ist mit drei
Teppichen über die Berliner Firma J. Klausner & Sohn in das Eigentum des
Kulturhistoriska Museet zu Lund übergegangen, Dr. John Böttiger brachte in
der jüngsten Zeit eine vorzügliche Zusammenstellung1 2 — eine dritte im Be-
sitze der Altkunst (Berlin) —; die Motive decken sich nicht ganz (Abb. 1, 2);
eine vierte (Gottfried von Bouillon, David, Karl d. Gr., Judas Makkabäus) auf
dem Chateau du Fraisse (Haute-Vienne). Charakteristisch ist in erster Linie
Farbengebung und Technik. Schraffen finden sich nur selten, die Farbentöne
werden klecksig nebeneinander gesetzt; die Tönung ist trüb und schwer, aus
Blau und Braun treten unvermittelt weiße Lichter. Neben einer stark sche-
matisierten Flora, die an die groben Oudenaarder Behänge anklingt, finden
sich auch sorgfältig detaillierte Pflanzenbüschel, die an Tournai erinnern.
Der archaische Charakter manifestiert sich in nicht minder starkem Maße in
den Behängen des 17. und 18. Säkulums. Die Zeichnung ist klobig, die
Farben — Braun, Blau, Rot, Stumpfgrün — prallen unvermittelt aufein-
ander. Als typische Beispiele bringe ich zwei Episoden aus Le Bruns
Alexanderfolge; die Behänge verraten in nichts das wuchtige, ausdrucksvolle
Pathos des Meisters (Abb. 3, 4). Die Zeichnung ist vergröbert, die Farben-
wirkung schwer und drückend. Am erträglichsten wirken noch die reinen
Verdüren.
1 Mgr. X. Barbier de Montault, La Tapisserie des Preux ä Saint-Maixent. Saint-Maixent
l893‘
2 John Böttiger, Nägra Tapeter tillhörande Serien de Gode Hjältarne inFataburen 1924,
S. g7—142.

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