Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 17.1925
Zitieren dieser Seite
Bitte zitieren Sie diese Seite, indem Sie folgende Adresse (URL)/folgende DOI benutzen:
https://doi.org/10.11588/diglit.42040#0984
DOI Heft:
Heft 19
DOI Artikel:Pelka, Otto: Jais Nielsen: ein dänischer Keramiker der Gegenwart
DOI Seite / Zitierlink:https://doi.org/10.11588/diglit.42040#0984
Vorstellungskreis entnommen sind, sind charakteristisch für seine, auch wo
sie sich ins Plastische übersetzt, doch immer sich treu bleibende malerische
Veranlagung. Es fehlt ihm das „Bildhauerische“, das Blockgefühl. Alle diese
Gruppen sind auf Einansichtigkeit konstruiert; obwohl sie als freistehende Bild-
werke anscheinend gedacht sind, können sie doch ohne Rückendeckung
nicht zur Geltung kommen. Ebensowenig ist die Susanna-Figur ein plastisches
Wesen, aber als Versuch, malerische mit plastischer Optik zu verbinden, immer-
hin nicht belanglos.
Bei den reichen Möglichkeiten, die die in einer großen Manufaktur ver-
wendeten verschiedenartigsten Werkstoffe bieten, und bei seiner Veranlagung
spürsinnig den Geheimnissen der Technik nachzugehen, mußte er auch zum
Porzellan kommen. Die Neigung, in den frühen keramischen Produkten wert-
vollere, weil ursprüngliche, Qualitäten zu sehen als in denen aus Zeiten ver-
feinerter Farben- und Formengebung, führte ihn zu dem Problem der Seladon-
glasuren, deren Herstellung von Zufällen zu befreien und eine den jeweiligen
künstlerischen Absichten entsprechende Verwendung zu ermöglichen, noch
nicht restlos gelungen ist. Nielsen führte in diesem Material sowohl Gruppen
(Simson mit dem Löwen, den barmherzigen Samariter) wie auch Gefäße aus,
von denen eine sich in der Form an einen bekannten ostasiatischen Typ an-,
lehnende Vase mit Mosesdarstellungen in einem flachen Relief (Vgl. meine
Keramik der Neuzeit, Abb. 92) wohl als die gelungensten Versuche anzu-
sehen sind.
Wohin ihn sein Weg führen wird, läßt sich bei Nielsen noch nicht ab-
sehen. Bei seiner Vorliebe für religiöse Stoffe und seinem strengen Form-
willen scheint er für die Erneuerung der kirchlichen Kunst eine wegweisende
Bedeutung, und nicht allein in seinem engeren Vaterlande, gewinnen zu
können.
Max Pechstein. Schornsteine
sie sich ins Plastische übersetzt, doch immer sich treu bleibende malerische
Veranlagung. Es fehlt ihm das „Bildhauerische“, das Blockgefühl. Alle diese
Gruppen sind auf Einansichtigkeit konstruiert; obwohl sie als freistehende Bild-
werke anscheinend gedacht sind, können sie doch ohne Rückendeckung
nicht zur Geltung kommen. Ebensowenig ist die Susanna-Figur ein plastisches
Wesen, aber als Versuch, malerische mit plastischer Optik zu verbinden, immer-
hin nicht belanglos.
Bei den reichen Möglichkeiten, die die in einer großen Manufaktur ver-
wendeten verschiedenartigsten Werkstoffe bieten, und bei seiner Veranlagung
spürsinnig den Geheimnissen der Technik nachzugehen, mußte er auch zum
Porzellan kommen. Die Neigung, in den frühen keramischen Produkten wert-
vollere, weil ursprüngliche, Qualitäten zu sehen als in denen aus Zeiten ver-
feinerter Farben- und Formengebung, führte ihn zu dem Problem der Seladon-
glasuren, deren Herstellung von Zufällen zu befreien und eine den jeweiligen
künstlerischen Absichten entsprechende Verwendung zu ermöglichen, noch
nicht restlos gelungen ist. Nielsen führte in diesem Material sowohl Gruppen
(Simson mit dem Löwen, den barmherzigen Samariter) wie auch Gefäße aus,
von denen eine sich in der Form an einen bekannten ostasiatischen Typ an-,
lehnende Vase mit Mosesdarstellungen in einem flachen Relief (Vgl. meine
Keramik der Neuzeit, Abb. 92) wohl als die gelungensten Versuche anzu-
sehen sind.
Wohin ihn sein Weg führen wird, läßt sich bei Nielsen noch nicht ab-
sehen. Bei seiner Vorliebe für religiöse Stoffe und seinem strengen Form-
willen scheint er für die Erneuerung der kirchlichen Kunst eine wegweisende
Bedeutung, und nicht allein in seinem engeren Vaterlande, gewinnen zu
können.
Max Pechstein. Schornsteine