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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 17.1925

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Heft 20
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Schulz-Albrecht, August Julius: Der Bildhauer Joseph Thorak
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https://doi.org/10.11588/diglit.42040#1022

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durch das Faktum einer in seinen Maßen und Biegungen gerade noch ge-
schlossenen Körperform den Atem des Schaffenden, der unverkrampft und
hemmungslos das Instinktive seiner in der Anschauung unverbrauchten
Wesensart mit der Sicherheit seines technischen Aufbauvermögens mischen
konnte. Noch mehr allerdings überzeugen die Porträts, die nicht Büsten im
üblichen Sinne, sondern als Masken nach den Tonmodellen anzusprechen
sind, die im weiteren technischen Prozeß durch ein besonderes Verfahren
materiell verfestigt werden. In diesen Porträts, die in tonigem, nicht getöntem
Wachs von Bernsteingelb bis zu dunklem Braun gehalten sind, spricht sich
das aus, was die Grundeigentümlichkeit der Plastik dieses Künstlers zu
werden scheint. Griffigkeit des Antlitzes ohne exaltierte Prätension des Stili-
stischen oder Naturalistischen, primär ein beharrendes Sein, doch verleben-
digt durch ein in bestimmter Ferne lokalisiertes Schwingen geistig-intensiver
wie animalischer Triebkräfte, die Subtilität der Erfassung immer durch ein
Bestreben ausgeweitet, eine Form zu erreichen, die im Dynamischen wie
selbstverständlich gezügelt, im Körperlichen aus innerer Sicherheit labil ge-
halten und im Typologischen einer grenzklar gesteigerten, unmimischen, nur
daseinsgesättigten Naturauffassung entsprungen ist.


Honore Daumier. Zeichnung
 
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