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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 17.1925

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Heft 21
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Biermann, Georg: Anselm Feuerbachs "Paolo und Francesca"
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https://doi.org/10.11588/diglit.42040#1054

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Bild von Paolo und Francesca erschloß. Sicher ist, daß dieser erste Entwurf
so unerhört stark in der Stimmung auf uns wirkt, daß wir darüber gern die
beiden späteren Fassungen vergessen möchten.
Hier sind die beiden Menschen zwar wundervolle malerische Akzente
innerhalb der Komposition, die im Klang ihrer Farben dem Ganzen den
eigentlichen Grundakkord vermitteln, aber überragend groß steht über ihnen
und dem in ihnen Tatsache gewordenen Fatum ihres Lebens die ergreifende
Melancholie dieser Landschaft, wie sie der Römer Feuerbach auf keinem
seiner Bilder je ergreifender gemalt hat. Traurig ragen die Zypressen wie die
Finger von Gottes Hand in den bläulich fahlen Abendhimmel, Rosenknospen
glühen im dunklen Grün des Gebüsches auf und vorn am Boden steht rotes
Moos wie eine Lache Blutes. Wie Schicksal, das die Nacht besiegeln wird,
tönt die Melodie dieser Landschaft über den Menschen.
 
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