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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 17.1925

DOI Heft:
Heft 23
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Martinie, Henri: Charles Despiau
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https://doi.org/10.11588/diglit.42040#1157

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zender Beweis dafür. Wo findet man sonst diesen Ausdruck von Unbefangen-
heit und Jugend, diese Sorglosigkeit eines jungen und gesundenTieres, das
vom Leben noch ganz unberührt ist!? Im ersten Augenblick ist man über-
rascht, daß sich solche offenbaren Abweichungen vom klassischen Kanon,
solche ungewöhnlichen Proportionen mit der Schönheit vertragen.
Der Künstler hat mit Recht darüber geklagt, daß man wegen seiner aus-
gezeichneten Büsten seine übrigen kleinen und großen Skulpturen, die ebenso
gut sind, weniger aufmerksam betrachtet. Leider sind sie nicht so zahlreich,
wie er und viele seiner Freunde wünschten; auch sieht man sie ziemlich
selten! Vielleicht ist in ihnen das Architektonische noch stärker fühlbar
als in seinen Büsten; auf jeden Fall gehören sie zu den besten unserer Zeit.
Seinen lebendigen und anmutigen „Jungen Faun“ sehe ich immer wieder
mit großer Freude, ebenso die „Sitzende Frau“, die in ihrer einfachen Haltung
ernst wie Minerva ist und strahlend wie der Frühling; würdig verkörpert
sie die schönste und sicherste innere Freude. Dieses eine Werk würde ge-
nügen, um die starke Individualität von Despiau auch in den Skulpturen zu
beweisen.
Deutsch von G. Q.


Lovis Corinth. Liebespaar
 
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