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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 17.1925

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Heft 23
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Kállai, Ernő: Aurel Bernáth
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https://doi.org/10.11588/diglit.42040#1162

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Kreise geschlossen. Aber in dieser verhältnismäßigen Enge sind wesentliche
Energien der ungarischen Wirklichkeit bis aufs Äußerste gespannt.
Es ist darum sehr bedauerlich, daß Bernäth diesem Stil so rasch den Rücken
kehrte und sich in mystifizierenden Auflösungen der Form erging. Seine,
übrigens in einem wunderbar geheimnisvollen Zauber überirdischer Hell-
dunkelstimmungen erglänzende Vision: Raum lebt und die machtvoll über-
wölbte Tiefe der Seelandschaft sind reinste Romantik. Die große Komposition
aber verkörpert ureigenst magyarische Erlebnisse der Erdentrücktheit. Das
Pathos ihres Herumschweifens in unendlichen planetarischen Licht- und
Schattenräumen erinnert geradezu an die Phantasien der mythologisierenden
ungarischen Nationalromantik von sternbesäten, heldenhaften Ahnenscharen,
die auch im Jenseits als ruhelos-kriegerisches Nomadenvolk leben. Gefühle
der verlorenen heidnischen Naturanbetung werden wach, deren höchstes Er-
lebnis gleichfalls das Beschwören planetarischer Kräfte, Gestirne und gren-
zenloser Weltenräume war. Es ist schwer, sich dem grandiosen Rausch dieser
Vision zu entziehen. Trotzdem war es schade, den harten baugesetzlichen
Stil der Zeichnung Erde üppigen malerischen Wirkungen zuliebe so rasch
und gründlich aufzugeben, daß die neueren Arbeiten nicht die geringste Spur
mehr von den Anfängen aufzuweisen haben.


Aurel Bernäth. Pferd
 
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