Schweizer Malerei in München
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VIKTOR SURBEK—BERN
> PFADFINDERLAGER «
immer noch, immer wieder die seit langem als
Führer geltenden Giacometti und Amiet.
Besonders die Frische, die Erlebnisstärke, die
sich der letztere bewahrt hat, wirken Erstaunen.
Seine freskenartige Tafel „Das Entzücken", so
sehr sie einem gewissen Hodler'schen Bildauf-
bau angenähert scheint, hat doch nichts von
Hodlers krampfiger Sensibilität und Hintersinnig-
keit. Sein Rhythmus ist die Fröhlichkeit selbst,
die Naturfreude, die Lust eines warmen Früh-
lingsmorgens, Farbe, Linie, Aufbau sind alle
leicht ins Dekorative und Ornamentale gewen-
det, der Stil geht zum Teppich, zum architek-
tonischen Fries hinüber; aber das Ganze bleibt
in der Hauptsache doch Bild, in dem die helle
Heiterkeit der Farbe und die sinnliche Frische
dominiert. Einen starken Eindruck macht auch
das Gemälde „Blühender Baum": die Welt ist
als Garten gesehen, und des Menschen Bestim-
mung darin heißt Sich freuen. Breit und mäch-
tig wie Amiet schreibt auch Giacometti in
„Morgennebel" und „Park im Schnee" seine
Impressionen hin, auch er im Wesentlichen pa-
radiesischer Landschafter von ausgesprochenem
Naturgefühl, d. h. von einem Gefühl für die
Dämonie der Natur, die in lachender Heiterkeit
ebenso zum Ausdruck kommt wie in brütender
Schwüle und winterlicher oder nächtlicher Ver-
sunkenheit. Diesen beiden großen Meistern des
Naturfestes ist die Landschaft nicht bloß Modell,
sondern sie tragen eine echte Naturreligion
vor, wenn sie Landschaft schildern; sie tun es
sogar auch dann, wenn sie den Menschen schil-
dern. Denn sie kennen den Menschen nur als
Teil der Natur, als naturverschlungenes und
naturfrommes Geschöpf, und häufig tritt er,
statt daß die Landschaft ihm zur „Staffage"
wird, geradezu als Organ der Natur, als Inter-
pret ihrer Kraft und Herrlichkeit auf.
Max Buri ist nur mit zwei Bildern, darunter
einem älteren, vertreten. Von Ho dl er hat man
begreiflicherweise gänzlich abgesehen. Spezi-
fisch französische Einflüsse wirken sich bei
Maurice Barraud aus, der in zartflaumigen,
durchsichtigen Pastelltönen einen Akt, ein In-
terieur fesselnd zu schildern weiß. Dagegen tut
sich bei Edouard Vallet („Mädchen am Sonn-
tag") eine schwere, dunkele, robuste Farben-
welt auf, die an gewisse Schilderer bretonischen
oder spanischen Volkslebens denken läßt. —
Theophile Robert bringt eine westschweizeri-
sche Abwandlung der Tendenz zu einer neuen
Sachlichkeit; er hat damit schon auf der Karls-
ruher Ausstellung die Gunst eines breiteren
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VIKTOR SURBEK—BERN
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immer noch, immer wieder die seit langem als
Führer geltenden Giacometti und Amiet.
Besonders die Frische, die Erlebnisstärke, die
sich der letztere bewahrt hat, wirken Erstaunen.
Seine freskenartige Tafel „Das Entzücken", so
sehr sie einem gewissen Hodler'schen Bildauf-
bau angenähert scheint, hat doch nichts von
Hodlers krampfiger Sensibilität und Hintersinnig-
keit. Sein Rhythmus ist die Fröhlichkeit selbst,
die Naturfreude, die Lust eines warmen Früh-
lingsmorgens, Farbe, Linie, Aufbau sind alle
leicht ins Dekorative und Ornamentale gewen-
det, der Stil geht zum Teppich, zum architek-
tonischen Fries hinüber; aber das Ganze bleibt
in der Hauptsache doch Bild, in dem die helle
Heiterkeit der Farbe und die sinnliche Frische
dominiert. Einen starken Eindruck macht auch
das Gemälde „Blühender Baum": die Welt ist
als Garten gesehen, und des Menschen Bestim-
mung darin heißt Sich freuen. Breit und mäch-
tig wie Amiet schreibt auch Giacometti in
„Morgennebel" und „Park im Schnee" seine
Impressionen hin, auch er im Wesentlichen pa-
radiesischer Landschafter von ausgesprochenem
Naturgefühl, d. h. von einem Gefühl für die
Dämonie der Natur, die in lachender Heiterkeit
ebenso zum Ausdruck kommt wie in brütender
Schwüle und winterlicher oder nächtlicher Ver-
sunkenheit. Diesen beiden großen Meistern des
Naturfestes ist die Landschaft nicht bloß Modell,
sondern sie tragen eine echte Naturreligion
vor, wenn sie Landschaft schildern; sie tun es
sogar auch dann, wenn sie den Menschen schil-
dern. Denn sie kennen den Menschen nur als
Teil der Natur, als naturverschlungenes und
naturfrommes Geschöpf, und häufig tritt er,
statt daß die Landschaft ihm zur „Staffage"
wird, geradezu als Organ der Natur, als Inter-
pret ihrer Kraft und Herrlichkeit auf.
Max Buri ist nur mit zwei Bildern, darunter
einem älteren, vertreten. Von Ho dl er hat man
begreiflicherweise gänzlich abgesehen. Spezi-
fisch französische Einflüsse wirken sich bei
Maurice Barraud aus, der in zartflaumigen,
durchsichtigen Pastelltönen einen Akt, ein In-
terieur fesselnd zu schildern weiß. Dagegen tut
sich bei Edouard Vallet („Mädchen am Sonn-
tag") eine schwere, dunkele, robuste Farben-
welt auf, die an gewisse Schilderer bretonischen
oder spanischen Volkslebens denken läßt. —
Theophile Robert bringt eine westschweizeri-
sche Abwandlung der Tendenz zu einer neuen
Sachlichkeit; er hat damit schon auf der Karls-
ruher Ausstellung die Gunst eines breiteren