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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 59.1926-1927

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Schürer, Oskar: Internationale Kunstausstellung Dresden 1926, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.9182#0098

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Tnlcr>iatio)iale Kunstausstellung Dresden ig2Ö

der Ausstellungsleiter alle europäischen Länder
persönlich bereist, und ausgewählt, was er für
seine Ausstellung tauglich fand. (Nur Rußland
und Amerika haben fertig zusammengestellte
Kollektionen gesandt — und sie sind danach.)
Bei solchem Verfahren kommt es natürlich sehr
auf die auswählende Persönlichkeit an. Auch
darauf, ob sie Instinkt und Takt genug besitzt,
sich in der Fremde beraten, gut beraten zu lassen.
Posse, der mit der Ausstellungsleitung beauf-
tragte Direktor der Dresdner Galerie, hat diese
Bedingungen erfüllt. Ob er überall das getroffen
hat, was in den betreffenden Ländern als re-
präsentativ für die heutige künstlerische Situ-
ation gelten darf, läßt sich nicht immer sagen.
Auch möchte man in einer internationalen Kunst-
ausstellung rein quantitativ mehr Ausländisches
sehen, nicht nur — wie hier meist — Kostproben.
Doch müssen da sicher äußere Bedingungen,
Versandspesen etc. berücksichtigt werden. Im
großen und ganzen dürfte das von Posse ge-
gebene „Weltbild" stimmen, und die ihm zur
Seite stehende beratende Kommission hat sich
darauf beschränkt, seinen Umblick zu ergänzen.
Und Tessenow, der Architekt, hat dem ganzen
durch Ausbau und Umbau ein Gehäuse gegeben,
das das Wandeln hier zur reinen Lust macht.

Daß die Sommerausstellung der Dresdner
Künstlerschaft mit der Internationalen verquickt
wurde und so vielen und bedeutenden Raum
eingenommen hat, ist das einzige Kompromiß
dieser Ausstellung: es ist manches hereingekom-
men, wasgegen das Gesamtniveau abfällt. Unter
der übrigen deutschen Produktion wurde streng
gewählt. Doch auch hier nicht richtungsmäßig,
sondern leistungsentsprechend. So ist über die
deutsche Malerei dieser Tage eine erschöpfende
Ueberschau gelungen. Sie soll hier zunächst
gesondert vorgeführt werden. (Über die aus-
ländischen Abteilungen der Ausstellung wird
im nächsten Heft eingehend berichtet.)

Entsprechend dem klugen Prinzip, die Ver-
ankerungen der heutigen Kunst bis ins vorige
Jahrhundert hinauf zu verfolgen, wurde auch
hier an einige Erscheinungen der vorimpressio-
nistischen Zeit erinnert. Doch scheint uns die
Linie unsicher gezogen, unsicherer jedenfalls
als bei der französischen Malerei, wo das „Heu-
tige" bis in seine ersten Anregungen beiDela-
croix und Corot aufgedeckt wird. Trübner,
Thoma, Kalkreuth — gut. Aber warum
fehlen Leibi und Marees? Gerade des letz-
teren „Modernes Streben" hätte hier in der
Nachbarschaft des Heutigen endlich überzeugend
 
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