Internationale Kunstausstellung Dresden 1926
PROF. MAX PECHSTEIN
»FRÜHLING« 1926
nen und doch interessanten Formzusammen-
hänge deuten. Von jüngeren Dresdnern seien
hiernoch Wilhelm Rudolph, nach ihm Griebel,
Pol Cassel und Otto Meister erwähnt.
Von München her drängt ja schon seit Jahren
eine ähnlich scharf sehende, aber in einer kristal-
linischen Klassik eingepanzerte Weise vor. Diese
Gruppe der Schrimpf, Mense, Kanoldt,
Davringhausen und Gefolgsleuten ist jetzt
meist aus München fortgezogen. Schrimpfs
„Motive "haben etwas Frühquattrocentistisches,
was sehr die Gesetzmäßigkeit aller Motivik
klärt: ähnliche Probleme wie damals bewegen
diese Maler und bringen so ähnliche Motive
mit herauf. Allerdings passiert heute der Pro-
zeß des Ablaufs jenes Kraftfeld in der umge-
kehrten Richtung: Damals: Abbau der Bild-
systematik in ein der Natur entnommenes Ge-
sichtsfeld hinein. — Heute : Aufbau einer Bild-
systematik vom natürlichen Gesichtsfeld her.
In Mense rührt diese Motivik schon wieder
an eine persönliche Romantik, während Dav-
ringhausen seine persönlichen Neigungen vor
der Höhe einer strengen Kunst zu meistern sucht.
Von Münchnern sonst noch Caspar und
Caspar-Filser, Otto Dill, Schinnerer und
Josef Eberz. Aus diesem Kreise der Aktua-
lität wären aus Berlin noch zu nennen: der feine
Leo v. König, Willy Jaeckel mit einem guten
Frauenbildnis, Heckendorf, der seinen weit-
ausholenden Rhythmus in einer dalmatinischen
Landschaft klingen läßt. Von Dresdnern die
Hüter der guten Dresdner Tradition, vor allem
Otto Guß mann, dessen plötzlicher Tod für
Dresden einen unersetzlichen Verlust bedeutet.
Denn Gußmann als Lehrer — das war edel-
stes und uneigennützigstes Pflegen keimender
Kräfte. Dann Rößler und Dorsch, der feine
Ludwig von Hofmann und Hettner. Feld-
bauer mit malerischen Stücken. Auch Paul
Baum ist hier nach seinen Ursprüngen als
Dresdner eingereiht und seine Herbheit, die doch
empfindungsgesättigt ist, kommt dem Gesamt-
bild der Dresdner Abteilung sehr zu statten.
Ganz abgesehen von seiner großen und nur
unter der Wildheit der letzten Jahrzehnte etwas
vergrabenen Bedeutung innerhalb der Entwick-
lung. Wie nahe ihm der Rheinländer Bissier
PROF. MAX PECHSTEIN
»FRÜHLING« 1926
nen und doch interessanten Formzusammen-
hänge deuten. Von jüngeren Dresdnern seien
hiernoch Wilhelm Rudolph, nach ihm Griebel,
Pol Cassel und Otto Meister erwähnt.
Von München her drängt ja schon seit Jahren
eine ähnlich scharf sehende, aber in einer kristal-
linischen Klassik eingepanzerte Weise vor. Diese
Gruppe der Schrimpf, Mense, Kanoldt,
Davringhausen und Gefolgsleuten ist jetzt
meist aus München fortgezogen. Schrimpfs
„Motive "haben etwas Frühquattrocentistisches,
was sehr die Gesetzmäßigkeit aller Motivik
klärt: ähnliche Probleme wie damals bewegen
diese Maler und bringen so ähnliche Motive
mit herauf. Allerdings passiert heute der Pro-
zeß des Ablaufs jenes Kraftfeld in der umge-
kehrten Richtung: Damals: Abbau der Bild-
systematik in ein der Natur entnommenes Ge-
sichtsfeld hinein. — Heute : Aufbau einer Bild-
systematik vom natürlichen Gesichtsfeld her.
In Mense rührt diese Motivik schon wieder
an eine persönliche Romantik, während Dav-
ringhausen seine persönlichen Neigungen vor
der Höhe einer strengen Kunst zu meistern sucht.
Von Münchnern sonst noch Caspar und
Caspar-Filser, Otto Dill, Schinnerer und
Josef Eberz. Aus diesem Kreise der Aktua-
lität wären aus Berlin noch zu nennen: der feine
Leo v. König, Willy Jaeckel mit einem guten
Frauenbildnis, Heckendorf, der seinen weit-
ausholenden Rhythmus in einer dalmatinischen
Landschaft klingen läßt. Von Dresdnern die
Hüter der guten Dresdner Tradition, vor allem
Otto Guß mann, dessen plötzlicher Tod für
Dresden einen unersetzlichen Verlust bedeutet.
Denn Gußmann als Lehrer — das war edel-
stes und uneigennützigstes Pflegen keimender
Kräfte. Dann Rößler und Dorsch, der feine
Ludwig von Hofmann und Hettner. Feld-
bauer mit malerischen Stücken. Auch Paul
Baum ist hier nach seinen Ursprüngen als
Dresdner eingereiht und seine Herbheit, die doch
empfindungsgesättigt ist, kommt dem Gesamt-
bild der Dresdner Abteilung sehr zu statten.
Ganz abgesehen von seiner großen und nur
unter der Wildheit der letzten Jahrzehnte etwas
vergrabenen Bedeutung innerhalb der Entwick-
lung. Wie nahe ihm der Rheinländer Bissier