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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 59.1926-1927

DOI Artikel:
Schürer, Oskar: Internationale Kunstausstellung Dresden 1926, [1]
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.9182#0108

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Internationale Kunstausstellung Dresden 1926

prof. alexander kanoldt. »halbakt i« 1926

steht, zeigt bestens die Gegenüber-
stellung in diesem Heft.

Ganz in sich geschlossen, vornehm
und wirklich geistig, sind Feiningers
Kompositionen, eine edle Welt für sich,
die einen Schwerpunkt der deutschen
Abteilung bilden.

Die Wiener bringen die dekorative
Note ins deutsche Gesamtbild. Klimt
entgleitet mit dem hier Gezeigten in den
Jugendstil. Egon Schiele berührt uns
tiefer. Aber man muß seine auf der
Venediger Internationalen gezeigten Bil-
der sehen, um ihn zu beurteilen. Weiter
Faistauer mit seiner vornehmen Far-
bigkeitund Wiegele, die uns den „Wie-
ner Stil" ohne die ihm gern anhängende
Allzufeinheit, d. i. Gebrechlichkeit vor-
führen. — Der deutschen Plastik fehlt
noch mehr wie der Malerei die orga-

nische Entwicklung. Ein jeder muß von vorn anfangen.
Albiker und Scharff haben ihre Form gefunden.
Albiker vor allem in den vornehmen Büsten und Bild-
nissen, in denen sich sein verhaltener Klassizismus mit
der ganzen Wärme seines süddeutschen Empfindens
füllt. Um Scharff in seiner ganzen Bedeutung für die
heutige Plastik zu begreifen, muß man das in München
ihm eingeräumte Kabinett sehen. Aber auch hier mag
man aus dem Großkörperlichen: „Sitzende Frau" er-
messen, von welchem Format der hier langsam sich
aufringende Wille zu plastischer Weltdeutung ist. Fiori
gießt südlichen Schmelz über seine beschwingten
Figuren. Kolbe und Garbe ringen um Durchponde-
rierung heftiger Bewegung, auch letzterer in schönem
Aufstieg. Von Jungen sind Voll und Mareks zu nen-
nen, auch der kecke Maskos und Eugen Hoff mann.

Dies also die deutsche Kunst von heute. Viel Wild-
heit noch. Doch die wird immer unser Teil sein. Aber
in dieser Wildheit auch eine ehrliche Entschlossenheit
und bei Vielen ein schönes Gelingen gültiger Form. Im
Ganzen ein Wieder-Aufholen der Natur, doch nirgends
unter Preisgabe des schwer errungenen Konstruktiven,
das diesem „neuen Realismus" sein Gerippe gibt, ja
mehr: seine Durchstähltheit mit jenem heutigen Welt-
gefühl, das hinter der Erscheinung deren Gesetze ahnt,
und sie in gläubiger Hinnahme anerkennt. . . . dr. o. s.

professor heinrich brune. gemälde »betty«
 
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