Overview
Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 59.1926-1927

DOI Artikel:
Däubler, Theodor: Die Internationale Kunstausstellung in Venedig
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.9182#0121

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Die internationale Kunstausstellung in Venedig

prof. otto gussmann f

»stilleben mit vasen*

Soffici hat sich in Paris zur Natürlichkeit heran-
gebildet. Dort versteht man den Zauber der
Seineufer und, einfacher als irgendwo anders,
eine Landschaft. Und doch, was ist Soffici?
Er hat sich von Kulturlosigkeiten abgewandt.
Wie die Architekten heute oft nur das Schlechte
vermeiden und dadurch anständige Bauten schaf-
fen, so ungefähr verhält es sich bei diesem Tos-
kaner. Tatsächlich schöpferisch ist kein Pinsel-
strich von ihm. Sympathisch aber bleibt sein
Streben und Wirken in dieser Zeit unserer vielen
Wirrungen trotzdem; er findet ohne Lärm —
vom Radikalismus weg — den Weg zur Über-
lieferung. Darum will man ihn auch ernstlich
beachten ! Soffici, obschon ein eifriger Fascist,
ist sich übrigens darüber klar, daß seine Mal-
weise aus Frankreich stammt, und er versucht
deshalb auch keine Lösung der Bande mit der
lateinischen Schwester.

Feiice Carena fällt vielen Kritikern auf. Wir
aber halten seine Kunst für geschickt, auf billige
Art zurechtgestutzt. Viel überzeugender kann
Buccis „Rast der Steinbrecher" wirken. Hier
ist kompositioneil Eigenes in strengste Aufbau-
methode eingefügt worden.

Auch die Futuristen haben ihren Pavillon:
Opposition ist ja in Italien erlaubt. Trotz aller
meiner wachen Erinnerungen an die lebendige

Futuristenzeit, kann ich diese Nachzügler nicht
loben. Wer abstrakte Bilder Klees liebt, an
den guten Kandinsky denkt, weiß weniger mit
diesen kaligraphischen, farbig-schreienden Mus-
terungen einer durch Komposition zersplitterten
Fläche anzufangen, als ein Neuling vor so einem
„derniercri" der Vorkriegszeit. Der Futurismus,
so hieß es stolz, soll keine Dekoration erbringen :
mit dem Teppich hat er nichts zu schaffen: bei
einigen Schöpfungen Carras, Severinis, Boc-
cionis, Sofficis hat das auch gestimmt. Doch
siehe da: jetzt werden abstrakte Mustergewirkt;
futuristische Gewebe mehren sich.

Immerhin möchten wir ein paar freundliche
Worte über den besten Futuristen Ivo Pannaggi
sagen. Bei ihm stehen intensive Farbe und ener-
gischer Formenausdruck in wirklichem Einklang.

Im deutschen Pavillon findet man alte Freunde:
eine gute Kollektion von Bildern Leibis.

Erfreut hat mich besonders ein Wiedersehen
mit Dix' „Zuhälter", einem seiner gereifteren
Bilder. So sprechen wir schon von ihm I Ko-
koschkas „Venezianische Landschaft" gehört zu
den allerbesten Werken seiner letzten Jahre.
Sie fällt auch den Italienern günstig auf, wird
zu Kokoschkas Verständnis beitragen.

Über die anderen Pavillons läßt sich hier
nichts sagen....................th. d.
 
Annotationen