Internationale Kunstausstellung Dresden
WASSILI SCHTCHAJEW
GEMÄLDE >-]>REI KÖPFE«
ist nur Modigliani — und der wirkte und
starb in Paris: Ein in seiner spröden Lässigkeit
betörendes und zwingendes Formbewußtsein.
Ein guter Porträtist ist Casorati. Oppi kom-
poniert schwer lagernde Figuren. Den Futuris-
mus, der in Venedig auch dem Reservierten
imponiert und dartut, daß er mit ein paar Vor-
reitermätzchen nicht abgetan war, sieht man
hier zu mager vertreten, um urteilen zu können.
Auch Holland enttäuscht. Daß V an Gogh,
der Große — in einigen Prachtbildern vertreten
— hier keine Nachfolge gefunden hat, die viel
über Epigonentum hinausgekommen wäre, ist
bekannt. Aber andere, neue Impulse hatte man
doch erwartet, nach dem guten Beginn, den uns
Hübner gewiesen hat. Aber da bleibt nur
Van Dongen, der mondäne, unerhört deko-
rative Pariser, und Sluy ters' schon etwas leere
Gebärden. Wo bleibt die Jugend? Wurde da
eindringlich genug gewählt? In Belg ien ist es
wieder die Doppelrassigkeit, die auch heute
noch dort Leben gebiert. Ensor, der große
romantisch-expressionistische Phantast, ist bei
uns immer noch viel zu wenig bekannt. Seine
Farben sind rauschhaft hingesetzt und doch
ganz durchformt von klärenden Lichtwerten.
Ihm strömen die Wunder des Sichtbaren in
einer Fülle zu, daß er sie kaum bergen kann in
seiner Malerei und oft nur ihre Schemen noch
erhascht, die dann wie geisternde Fabeln über
die Leinwand huschen. Oft droht das Bild ganz
zu verströmen, wie in „Andromeda". Dann
wieder sammelt es sie zu einem Lichtwunder
wie in den Stilleben, oder glüht eine Figur her-
aus, so schwebend und fest zugleich wie das
„Mädchen mit Puppe". Masereel ist nicht
seiner Bedeutung gemäß vertreten. Van de
Woestyne bringt das Grobschlächtige wallo-
nischen Bauerntums in eine feste, sinnlich-
massige Form. Von Minnes Plastik empfängt
man hier keine neuen Eindrücke. Ein Blick
nach England hinüber bringt wenig heim. In der
Plastik aber schafft da ein urwüchsiges Tem-
perament, Frank Dobson, dessen „Sitzende
Frau" einen wirklichen Bildhauer verrät, einen,
dem Volumina urtümlich im Blute treiben und
der sie herausstellt, wuchtig und schwer, und
straff in die Form gebannt, über das kleine
Format hinaus monumental.
Was zeigt nun die slavische Welt, nach der
man heute ja immer als auf das Zukünftige
zu schielen gewohnt ist. Rußland hat einen
großen Saal gefüllt. Die Sowjetregierung selbst
ließ die Auswahl besorgen. Aber — wie schon
WASSILI SCHTCHAJEW
GEMÄLDE >-]>REI KÖPFE«
ist nur Modigliani — und der wirkte und
starb in Paris: Ein in seiner spröden Lässigkeit
betörendes und zwingendes Formbewußtsein.
Ein guter Porträtist ist Casorati. Oppi kom-
poniert schwer lagernde Figuren. Den Futuris-
mus, der in Venedig auch dem Reservierten
imponiert und dartut, daß er mit ein paar Vor-
reitermätzchen nicht abgetan war, sieht man
hier zu mager vertreten, um urteilen zu können.
Auch Holland enttäuscht. Daß V an Gogh,
der Große — in einigen Prachtbildern vertreten
— hier keine Nachfolge gefunden hat, die viel
über Epigonentum hinausgekommen wäre, ist
bekannt. Aber andere, neue Impulse hatte man
doch erwartet, nach dem guten Beginn, den uns
Hübner gewiesen hat. Aber da bleibt nur
Van Dongen, der mondäne, unerhört deko-
rative Pariser, und Sluy ters' schon etwas leere
Gebärden. Wo bleibt die Jugend? Wurde da
eindringlich genug gewählt? In Belg ien ist es
wieder die Doppelrassigkeit, die auch heute
noch dort Leben gebiert. Ensor, der große
romantisch-expressionistische Phantast, ist bei
uns immer noch viel zu wenig bekannt. Seine
Farben sind rauschhaft hingesetzt und doch
ganz durchformt von klärenden Lichtwerten.
Ihm strömen die Wunder des Sichtbaren in
einer Fülle zu, daß er sie kaum bergen kann in
seiner Malerei und oft nur ihre Schemen noch
erhascht, die dann wie geisternde Fabeln über
die Leinwand huschen. Oft droht das Bild ganz
zu verströmen, wie in „Andromeda". Dann
wieder sammelt es sie zu einem Lichtwunder
wie in den Stilleben, oder glüht eine Figur her-
aus, so schwebend und fest zugleich wie das
„Mädchen mit Puppe". Masereel ist nicht
seiner Bedeutung gemäß vertreten. Van de
Woestyne bringt das Grobschlächtige wallo-
nischen Bauerntums in eine feste, sinnlich-
massige Form. Von Minnes Plastik empfängt
man hier keine neuen Eindrücke. Ein Blick
nach England hinüber bringt wenig heim. In der
Plastik aber schafft da ein urwüchsiges Tem-
perament, Frank Dobson, dessen „Sitzende
Frau" einen wirklichen Bildhauer verrät, einen,
dem Volumina urtümlich im Blute treiben und
der sie herausstellt, wuchtig und schwer, und
straff in die Form gebannt, über das kleine
Format hinaus monumental.
Was zeigt nun die slavische Welt, nach der
man heute ja immer als auf das Zukünftige
zu schielen gewohnt ist. Rußland hat einen
großen Saal gefüllt. Die Sowjetregierung selbst
ließ die Auswahl besorgen. Aber — wie schon