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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 59.1926-1927

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S., H.: Die Ordnende Gewalt der Kunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.9182#0183

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Die ordnende Gewalt der Kunst

jean gauguin-
koten hagen.
»aphrodite«
bing und
gröndahl

Organisation und Form, nach Ordnung, Bän-
digung und Gestalt; und insofern ist das Ringen
des Geistes nicht gegen sie selbst gerichtet, son-
dern kommt ihr zu Hilfe gegen die ungebändig-
ten Dämonen, die in ihr hausen und mit denen
sie allein nicht fertig werden kann. Die Natur
selbst strebt aus der wilden, regellosen „Sumpf-
zeugung" zur Form der friedlichen Flur, des
frucht- und lebenspendenden Ackers. Das zeigt
sich an der Urmutter Demeter, die durchaus
die dunklen, fruchtbaren Kräfte der Tiefe reprä-
sentiert, aber so, daß sie des geregelten Feld-
baus und der gebundenen Garbe waltet.

Diesem geheimen Streben in der Natur bietet
die Kunst ihre ewige Unterstützung. Sie ist
selbst Natur, aber eine Natur, über der der Geist

schwebt. Jedes Kunstwerk stellt einen Sieg
des Geistes dar, aber auch ein dankbares,
lächelndes Aufblicken der Natur zu ihm als zur
ordnenden und formenden Gewalt. Jedes Kunst-
werk, sofern es ernstlich diesen Namen trägt,
bildet die große Hochzeit zwischen Geist und
Stoff ab. Jede Form ist Vorform der mensch-
lichen Endleistung: im gesamten Material der
Welt den Geist zur stoff-frohen Tat, die Natur

zur geistfrohen Gestalt zu erlösen..... h. s.



Es soll auch kein Künstler glauben, daß die
Kunst und ihre höchste Staffeln etwa schon
besetzt wären, so daß sie nicht höher gebracht
werden könnte, denn dieses ist nicht nützlich
zu denken.......... Raphael mengs.

XXX. Detember 1»J«. 4
 
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