Be?ino Elkan
BENNO ELKAN.
BRONZEBÜSTE
>WA L T H E R
RATHENAU«
IM BESITZ DER KUNSTHALLE HAMBURG
dem Wege, in anderen Menschen Leben zu er-
wecken, völliger Tod. Wie sollte das ein uns
remder verstehen können? Ebensowenig wie
je ein Mann eine schwangere Frau, die sich mit
einer anderen Frau, unbeschadet ihrer sonstigen
Entfernung, ohne Worte und sogleich versteht.
Den Dualismus, Gedanken und Gestalt,
>orm und Inhalt, Geist und Technik gibt es für
uns nicht. Alles ist unlösbar durchwachsen und
ganz untrennbar. Jeder technische Griff hat, dem
Künstler bewußt oder unbewußt, symbolische
Bedeutung für das Metaphysische, jede geistige
Bewegung tritt erst ins Leben durch den hand-
werklichen Vorgang und dieser, scheinbar nur
der Materie angehörend, ist immer Geist vom
Geiste. Wenn man einen Arm modelliert, so geht
die technische Arbeit der anatomischen Darstell-
ung der Muskelenden, Sehnenlager, Knochen-
ecken dauernd einher mit einem abwägenden
Tasten bei der Einfügung des Einzelnen in die
Hauptform, sie wird gespannt zu der Entschei-
dung über eine etwaige Abrundung derTeile oder
ihre Verschärfung im Hinblick auf das erstrebte
Oberflächenbild und tritt in der Einschmelzung
oder Aufhebung der Reliefebenen immerwäh-
rend in Relation zur unsichtbaren kubischen
Grenze. Alle diese kleine, scheinbare Klein-
arbeit ist wohl Technik, ist es aber, trennt man
den Begriff vom Geiste, durchaus nicht. Es fin-
det ein ununterbrochenes eigenes Bauen bis ins
Kleinste hinunter statt. Dies Bauen ist wahr-
lich kein Nachbilden der Natur, es ist ein Neu-
XXX. Dozember 1926. 5
BENNO ELKAN.
BRONZEBÜSTE
>WA L T H E R
RATHENAU«
IM BESITZ DER KUNSTHALLE HAMBURG
dem Wege, in anderen Menschen Leben zu er-
wecken, völliger Tod. Wie sollte das ein uns
remder verstehen können? Ebensowenig wie
je ein Mann eine schwangere Frau, die sich mit
einer anderen Frau, unbeschadet ihrer sonstigen
Entfernung, ohne Worte und sogleich versteht.
Den Dualismus, Gedanken und Gestalt,
>orm und Inhalt, Geist und Technik gibt es für
uns nicht. Alles ist unlösbar durchwachsen und
ganz untrennbar. Jeder technische Griff hat, dem
Künstler bewußt oder unbewußt, symbolische
Bedeutung für das Metaphysische, jede geistige
Bewegung tritt erst ins Leben durch den hand-
werklichen Vorgang und dieser, scheinbar nur
der Materie angehörend, ist immer Geist vom
Geiste. Wenn man einen Arm modelliert, so geht
die technische Arbeit der anatomischen Darstell-
ung der Muskelenden, Sehnenlager, Knochen-
ecken dauernd einher mit einem abwägenden
Tasten bei der Einfügung des Einzelnen in die
Hauptform, sie wird gespannt zu der Entschei-
dung über eine etwaige Abrundung derTeile oder
ihre Verschärfung im Hinblick auf das erstrebte
Oberflächenbild und tritt in der Einschmelzung
oder Aufhebung der Reliefebenen immerwäh-
rend in Relation zur unsichtbaren kubischen
Grenze. Alle diese kleine, scheinbare Klein-
arbeit ist wohl Technik, ist es aber, trennt man
den Begriff vom Geiste, durchaus nicht. Es fin-
det ein ununterbrochenes eigenes Bauen bis ins
Kleinste hinunter statt. Dies Bauen ist wahr-
lich kein Nachbilden der Natur, es ist ein Neu-
XXX. Dozember 1926. 5