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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 59.1926-1927

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Osborn, Max: Ausstellung der Berliner Secession: Herbst 1926
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https://doi.org/10.11588/diglit.9182#0218

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Ausstellung der Berliner Secession, Herbst 1926

Wenn jetzt Leo v. König, in dem man nun
doch wohl allmählich eine Art „Obmann" des
Vorstandes zu sehen hat — darum fallen ihm
neuerdings auch die Eröffnungsreden zu — an
der berühmten Hauptwand Platz nahm, an der
sonst der alte Riese thronte, so weiß er sich mit
Anstand zu halten. Seit Jahren hat König kein
so schönes, malerisch durchgefühltes, farbig
relativ freies Bild gezeigt wie diese junge „Frau
im Bett". Ein Porträt Gerhart Hauptmanns,
das der preußische Staat kaufte, steht hand-
werklich, durch eine mangelnde Klarheit der
Farbe, dagegen zurück, doch die Geistigkeit der
Erscheinung ist von König hier in einem glück-
lichen Augenblick erfaßt. Eugen Spiro und
Josef Batö geben Musterbeispiele dafür, wie
man die erworbene Könnerschaft immer um
einen Schritt vorwärts bringt und dadurch, ob-
schon die gewohnte Art beibehalten wird, sym-
pathisch überrascht. Batö schickte ein Bild von
der ungarischen Puszta, das in der Körperlich-
keit des landschaftlichen Raumes ausgezeichnet
wirkt. Spiro hört nicht auf, den Geschmack

seines Vortrags zu verfeinern. Wenn er ein
Straßenbild ausstellt, bei dem man den Einfluß
Utrillos spürt, so bleibt er doch sein eigner Herr.
Interessant ist es, zu beobachten, wie die Rück-
wirkung der neuesten Strömung sich überall
kundgibt. Nicht daß der „magische Realismus",
wie Franz Roh in seinem geistvollen Buche
über den Nach-Expressionismus hübsch formu-
liert, einfach hereinmarschierte. Aber es zeigt
sich allenthalben ein neues Gefühl für rundende
Gegenständlichkeit, die sich in den verschie-
densten Fällen mit älteren Persönlichkeitswerten
verbindet. Vielleicht beruht hierauf die wach-
sende Anziehungskraft auf das Publikum, das
sich gleichsam vor klarere Verhältnisse gestellt
sieht, mit denen es sich leichter auseinander-
setzen kann. Man empfindet die Wendung sehr
deutlich, wenn man beobachtet, wie Bruno
Krauskopf, der sich eine Zeit lang aus einem
verschwommenen Ungefähr nicht lösen konnte,
sich zu malerischer Formung zurückfindet — wie
Willi Jaeckel den Linienstil seiner Porträts
ruhig und reif konsolidiert — wie Charlotte
 
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