RUDOLF LEW—PARIS
GEMÄLDE »SANARY«
DIE FUNKTION DES KÜNSTLERS
VON ALFRED WF EL
Wenn man sagt, — und es wird noch oft
geschehen in diesen zweifelsvollen Jahren,
— die Kunst sei gestorben, der tote Baum
werde nie wieder Blüten treiben, so weist m.'<"
begründend darauf hin, daß unserer Zeit Tir*
und Innerlichkeit fehle, und meint damit,
unsere menschlichste Struktur von der r
nalistischen Mechanisierung äußerer Lei
dinge so entscheidend mitbeeinflußt worde ei,
daß der Sinn für das hinter den Dingen Steh<- . :,
Eigentliche erloschen sei. — Es ist einzusehen,
daß der heutige Mensch sich in taylorisierten
Bindungen sieht und in einer Anspannung ar-
beitet, die ihn in ganz anderer Weise als früher
beansprucht und damit als Gegengewicht auch
eine Entspannung bedingt, die — wie es am
Großstädter ganz deutlich ist, — nicht nach be-
sonderen Inhalten sondern nach Ablenkungen
verlangt; und damit ist allerdings allem, was
man beschauliche, nachdenksame innere Einkehr
nennen kann, die Möglichkeit sehr benommen.
— Aber es beruht auf einer Verkennung, wenn
r darum dem Modernen die Innerlichkeit ab-
gilt; wenn wir auch nach wie vor unter die-
Begriffe: Erfassung undDurchdringungeines
ns-Gehaltes im Bereich einer Wirklichkeit
i durch sie hindurch, verstehen, so ist es
;h ein Irrtum, diese Erfassung an eine ge-
ssermaßen meditierende Form des Schauens
junden zu sehen, die sich gewiß nur aus einer
f,eruhigenDa-Seins-Haltung ergebenkann. Diese
fehlt uns allerdings.
Es feh'x >e> licht, auch im Innersten des
modernen \V - ou.i cpäers nicht, jene Sehnsucht,
aus der engen Sphäre täglichen Geschehens
heraus, sich, die Welt und sich selbst in der
Welt ganz zu erleben oder zu begreifen:
wofür immer nur zwei Möglichkeiten bestanden:
das Erlebnis in der Intuition, oder das Be-
greifen als Resultat philosophischer Über-
legung. —
Da nun aber unser heutiges Arbeitstempo
und damit der Lebensrhythmus, — denn
Arbeit ist heute mehr als je identisch mit Leben,
GEMÄLDE »SANARY«
DIE FUNKTION DES KÜNSTLERS
VON ALFRED WF EL
Wenn man sagt, — und es wird noch oft
geschehen in diesen zweifelsvollen Jahren,
— die Kunst sei gestorben, der tote Baum
werde nie wieder Blüten treiben, so weist m.'<"
begründend darauf hin, daß unserer Zeit Tir*
und Innerlichkeit fehle, und meint damit,
unsere menschlichste Struktur von der r
nalistischen Mechanisierung äußerer Lei
dinge so entscheidend mitbeeinflußt worde ei,
daß der Sinn für das hinter den Dingen Steh<- . :,
Eigentliche erloschen sei. — Es ist einzusehen,
daß der heutige Mensch sich in taylorisierten
Bindungen sieht und in einer Anspannung ar-
beitet, die ihn in ganz anderer Weise als früher
beansprucht und damit als Gegengewicht auch
eine Entspannung bedingt, die — wie es am
Großstädter ganz deutlich ist, — nicht nach be-
sonderen Inhalten sondern nach Ablenkungen
verlangt; und damit ist allerdings allem, was
man beschauliche, nachdenksame innere Einkehr
nennen kann, die Möglichkeit sehr benommen.
— Aber es beruht auf einer Verkennung, wenn
r darum dem Modernen die Innerlichkeit ab-
gilt; wenn wir auch nach wie vor unter die-
Begriffe: Erfassung undDurchdringungeines
ns-Gehaltes im Bereich einer Wirklichkeit
i durch sie hindurch, verstehen, so ist es
;h ein Irrtum, diese Erfassung an eine ge-
ssermaßen meditierende Form des Schauens
junden zu sehen, die sich gewiß nur aus einer
f,eruhigenDa-Seins-Haltung ergebenkann. Diese
fehlt uns allerdings.
Es feh'x >e> licht, auch im Innersten des
modernen \V - ou.i cpäers nicht, jene Sehnsucht,
aus der engen Sphäre täglichen Geschehens
heraus, sich, die Welt und sich selbst in der
Welt ganz zu erleben oder zu begreifen:
wofür immer nur zwei Möglichkeiten bestanden:
das Erlebnis in der Intuition, oder das Be-
greifen als Resultat philosophischer Über-
legung. —
Da nun aber unser heutiges Arbeitstempo
und damit der Lebensrhythmus, — denn
Arbeit ist heute mehr als je identisch mit Leben,