Der Maler Ewald Vetter
als im jungen Maiwald, dem Geheimnis des
jungen Frühlings lauschend, mitreglosenBäumen
eins. Er malt sie in strömendem Lichtjubel, das
hauchzarte Kleid ganz von Sonne durchglüht,
unendlich weiches Farbenspiel drüber. Nackt
in tiefster Waldesstille ganz dem Verbunden-
sein mit der Erde hingegeben. Jetzt malt er
auch Blumen, und seine Blumen trinken das
Licht mit ihrem farbigen eigenen Wesen, auch
wie Menschen.
Im Lande umherstreifend erlebt er jetzt Land-
schaften, die ihn heimtreiben zur Gestaltung:
Gewitter und Sonnenjubel, schlichte Hügel,
Jahreszeitenwechsel verkörpernd, dieLandschaft
als Unterlage menschlicher SeelenstimmungJ
Wagengeleise durchziehen flache Hügel, ver-
goldet von erster Sonne des Jahres. Die Erde
dampft, die Felder atmen. Wie wird das im
Herbste sein??? Alles oft mit Mitteln des Im-
pressionismus, aber mit der großen Frage nach
Sinn und Tiefe so beschäftigt, daß eben nie nur
Momentanes, also Durchschnittliches heraus-
kommt, sondern immer nur das Suchen nach
großem Gesetz.
So malt er den Frühlingsabend mit aufstei-
gendem halben Monde, als einen von denen,
die nicht enden wollen und die den jungen
Menschen so zusetzen können; so malt er Obst-
bäume kurz vor der Blüte, junge Saat, alles Er-
warten, Versprechen und Sehnsucht........
Hier ist mächtigster Natureindruck, der des
Malers meiste Landschaftsbilder erzeugt, freilich
neu gestaltet durch den Weg über sein sinnen-
des Innere; bei den Kompositionen hingegen
nie durch von außen Geschautes, sondern aus
inneren Geschehnissen, Wandlungen, Erschüt-
terungen heraus zu klarer Vorstellung geebnet,
bis die erregte Hand das ihre tut, oft nach
jachster Unrast und Erregtheit, bis die Form
gefunden ist, es auszusprechen.
Darüber ist sich bei seinen Anlagen der Maler
klar, daß es jetzt heißt durchzukämpfen mit
aller Kraft, denn jetzt muß die Grundlage ge-
schaffen werden für das, was nachher da sein
muß; aber hart ist das alles, allein und ohne
Widerhall.
Ein solches Leben, der Aufgabe, man möchte
fast sagen, der Sendung geweiht, im heutigen
Deutschland zu sehen und zu begleiten, erfüllt
uns mit höchster Zuversicht. In Zuversicht
fühlt man die Gegenkräfte des Verfalles und
der Entkräftung am Werke und fühlt in sich die
Hoffnung wachsen, daß trotz der für Deutsch-
lands Kunst so hoffnungslosen Lage doch in
aller Stille wie Ewald Vetter noch viele am
Werke sein könnten, die seine Brüder sind,
sich wie er, aller Misere zum Trotz, im Ringen
mit sich und dem Gesetzmäßigen, nur sich selbst
folgend zu höchster Entfaltung bringen, zum
Heil und zum Reichtum deutscher Kunst, h.-sch.
willi wenk—k1ehen-basel. lithographie »paris, place de tertke«
als im jungen Maiwald, dem Geheimnis des
jungen Frühlings lauschend, mitreglosenBäumen
eins. Er malt sie in strömendem Lichtjubel, das
hauchzarte Kleid ganz von Sonne durchglüht,
unendlich weiches Farbenspiel drüber. Nackt
in tiefster Waldesstille ganz dem Verbunden-
sein mit der Erde hingegeben. Jetzt malt er
auch Blumen, und seine Blumen trinken das
Licht mit ihrem farbigen eigenen Wesen, auch
wie Menschen.
Im Lande umherstreifend erlebt er jetzt Land-
schaften, die ihn heimtreiben zur Gestaltung:
Gewitter und Sonnenjubel, schlichte Hügel,
Jahreszeitenwechsel verkörpernd, dieLandschaft
als Unterlage menschlicher SeelenstimmungJ
Wagengeleise durchziehen flache Hügel, ver-
goldet von erster Sonne des Jahres. Die Erde
dampft, die Felder atmen. Wie wird das im
Herbste sein??? Alles oft mit Mitteln des Im-
pressionismus, aber mit der großen Frage nach
Sinn und Tiefe so beschäftigt, daß eben nie nur
Momentanes, also Durchschnittliches heraus-
kommt, sondern immer nur das Suchen nach
großem Gesetz.
So malt er den Frühlingsabend mit aufstei-
gendem halben Monde, als einen von denen,
die nicht enden wollen und die den jungen
Menschen so zusetzen können; so malt er Obst-
bäume kurz vor der Blüte, junge Saat, alles Er-
warten, Versprechen und Sehnsucht........
Hier ist mächtigster Natureindruck, der des
Malers meiste Landschaftsbilder erzeugt, freilich
neu gestaltet durch den Weg über sein sinnen-
des Innere; bei den Kompositionen hingegen
nie durch von außen Geschautes, sondern aus
inneren Geschehnissen, Wandlungen, Erschüt-
terungen heraus zu klarer Vorstellung geebnet,
bis die erregte Hand das ihre tut, oft nach
jachster Unrast und Erregtheit, bis die Form
gefunden ist, es auszusprechen.
Darüber ist sich bei seinen Anlagen der Maler
klar, daß es jetzt heißt durchzukämpfen mit
aller Kraft, denn jetzt muß die Grundlage ge-
schaffen werden für das, was nachher da sein
muß; aber hart ist das alles, allein und ohne
Widerhall.
Ein solches Leben, der Aufgabe, man möchte
fast sagen, der Sendung geweiht, im heutigen
Deutschland zu sehen und zu begleiten, erfüllt
uns mit höchster Zuversicht. In Zuversicht
fühlt man die Gegenkräfte des Verfalles und
der Entkräftung am Werke und fühlt in sich die
Hoffnung wachsen, daß trotz der für Deutsch-
lands Kunst so hoffnungslosen Lage doch in
aller Stille wie Ewald Vetter noch viele am
Werke sein könnten, die seine Brüder sind,
sich wie er, aller Misere zum Trotz, im Ringen
mit sich und dem Gesetzmäßigen, nur sich selbst
folgend zu höchster Entfaltung bringen, zum
Heil und zum Reichtum deutscher Kunst, h.-sch.
willi wenk—k1ehen-basel. lithographie »paris, place de tertke«