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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 59.1926-1927

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Klein, Walter: Zu den Plastiken von Albert Holl
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https://doi.org/10.11588/diglit.9182#0243

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ALU. HOLL-
GMÜND.
»KLEINE
PLASTIK«

ZU DEN PLASTIKEN VON ALBERT HOLL

Die kleine schwäbische Reichsstadt Gmünd
ist allezeit reich an schöpferischen Kräften
auf künstlerischem Gebiete gewesen. Im 14.
Jahrhundert war es die Baumeisterfamilie Parier,
deren Hauptwerk, die Gmünder Heiligkreuz-
kirche, Jahrzehnte hindurch stärkste Wirkungen
ausstrahlte. Um die Wende des 15. Jahrhun-
derts sind es die Maler Hans Baidung und Jörg
Ratgeb, die den Namen ihrer Heimatstadt
hinaustragen; im 16. Jahrhundert schaffen nach-
einander 3 Gmünder Meister die üppigen Grab-
denkmale der württembergischen Herzoge in
der Tübinger Fürstengruft. In der Barockzeit
ragt als temperamentvollster unter den süd-
deutschen Elfenbeinschnitzern J. M. Maucher
hervor, im 18. Jahrhundert begegnen wir dem
nicht gewöhnlichen Baumeister Joh. Mich. Keller
und dem Maler Anwander, die auf dem kunst-
frohen Boden der anmutigen Kleinstadt schaffen.
Bis in die neueste Zeit hinein wirkt sich diese
erfreuliche Eigenart Gmünds aus. In dem seit

Jahrhunderten hier heimischen Goldschmiede-
gewerbe liegt der Muttergrund, aus dem immer
wieder neue schöpferische Kräfte geboren wer-
den. So Albert Holl, von dessen Wollen,
Wirken und Streben die obigen Bilder Zeug-
nis geben. Auch er baut auf der gesunden
Grundlage handwerklicher Tätigkeit auf. Die
ersten tieferen Eindrücke bringt ein längerer
Aufenthalt in Paris. In München begonnene
Studien werden durch den Krieg unterbrochen.
Im Felde schwer verwundet und in die Heimat
zurückgebracht, überwindet er mit zäher Kraft
die tiefeinschneidende Hemmung; ein starker
Lebenshunger bricht siegreich durch und läßt
ihn die begonnenen Studien an der Münchner
Akademie als Meisterschüler Prof. Hahns mit
starker Energie fortsetzen. Im Jahre 1922 folgt
er einem Rufe seiner Heimatstadt als Leiter
der Figurenklasse an der dortigen Fachschule.

Holls schwäbische Wurzelkraft und sonniges
humorvolles Gemüt verbirgt sich in keiner seiner
 
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