HUGO ER FURTH—DRESDEN
» BILDNIS IN LANDSCHAFT«
BILDNISSE VON HUGO ERFURTH
Künstlerische Photographie — fatales Schlag-
wort! Nur durch die aufrichtige Arbeit
weniger vor ärmlicher Banalität gerettet. In
erster Reihe dieser wenigen steht Hugo Erfurth,
der Dresdner Bildnisphotograph. Nicht nur die
Tatsache, daß er in diesem Jahre das Jubiläum
30 jähriger Tätigkeit als Photograph feiert, ver-
anlaßt diese Vorführung seiner neuesten Ar-
beiten. Diese letzten Bilder bedeuten in seinem
Schaffen wieder Etappe, ja klären uns über per-
sönliche Entwicklung hinaus Abläufe unserer
künstlerischen Gesinnung. So seien sie seinen
in früheren Jahrgängen hier abgebildeten Ar-
beiten gegenübergestellt zu Wertung seines
Könnens und Klärung unseres Verstehens.
Geben wir uns erst einmal Rechenschaft von
der großen Umorientierung innerhalb der Mög-
lichkeiten und Ziele der bildenden Kunst, wie
sie heute die Entwicklung bestimmt. Techniken
der Reproduktion durch Kamera und Drucker-
presse treten heute immer selbständiger ein in
die Reihe autonomer Bildkunst. Besonders die
Photographie ist es, die in modernsten Ver-
suchen zur Neugestaltung des Bildes eine Rolle
spielt. Möglichkeiten der Belichtung, der Licht-
durchdringung, der Projektion werden zu er-
staunlichem Ensemble genutzt. Photogramme
als Kunstwerke wecken in vielen Fällen tiefe
Erschütterungen in uns.
Auch vom strengsten ästhetischen Standpunkt
aus ist solche Einrangierung der Photographie
in die Reihe autonomer Kunst nicht anzufechten.
Macht man nur einmal ernst mit der Wertung
manuell technischer Tüchtigkeiten, die doch
schon Conrad Fiedler so nachdrücklich in das
Zentrum bildnerischer Tätigkeit gerückt hatte.
Ist es in der Malerei die Übertragung primärer
Erschaunisse auf die Leinwand mit Hilfe der
den Künstler ausmachenden Maltechnik, so tritt
in der Photographie statt der letzteren eben
die technische Fertigkeit ein, während die ur-
sprüngliche Erschaunis die gleiche bleibt. Die
Lagerung der ästhetischen Etappen bleibt also
die gleiche, — ersetzt wird nur das Manuelle
XXX. Jannar 1957. 1
» BILDNIS IN LANDSCHAFT«
BILDNISSE VON HUGO ERFURTH
Künstlerische Photographie — fatales Schlag-
wort! Nur durch die aufrichtige Arbeit
weniger vor ärmlicher Banalität gerettet. In
erster Reihe dieser wenigen steht Hugo Erfurth,
der Dresdner Bildnisphotograph. Nicht nur die
Tatsache, daß er in diesem Jahre das Jubiläum
30 jähriger Tätigkeit als Photograph feiert, ver-
anlaßt diese Vorführung seiner neuesten Ar-
beiten. Diese letzten Bilder bedeuten in seinem
Schaffen wieder Etappe, ja klären uns über per-
sönliche Entwicklung hinaus Abläufe unserer
künstlerischen Gesinnung. So seien sie seinen
in früheren Jahrgängen hier abgebildeten Ar-
beiten gegenübergestellt zu Wertung seines
Könnens und Klärung unseres Verstehens.
Geben wir uns erst einmal Rechenschaft von
der großen Umorientierung innerhalb der Mög-
lichkeiten und Ziele der bildenden Kunst, wie
sie heute die Entwicklung bestimmt. Techniken
der Reproduktion durch Kamera und Drucker-
presse treten heute immer selbständiger ein in
die Reihe autonomer Bildkunst. Besonders die
Photographie ist es, die in modernsten Ver-
suchen zur Neugestaltung des Bildes eine Rolle
spielt. Möglichkeiten der Belichtung, der Licht-
durchdringung, der Projektion werden zu er-
staunlichem Ensemble genutzt. Photogramme
als Kunstwerke wecken in vielen Fällen tiefe
Erschütterungen in uns.
Auch vom strengsten ästhetischen Standpunkt
aus ist solche Einrangierung der Photographie
in die Reihe autonomer Kunst nicht anzufechten.
Macht man nur einmal ernst mit der Wertung
manuell technischer Tüchtigkeiten, die doch
schon Conrad Fiedler so nachdrücklich in das
Zentrum bildnerischer Tätigkeit gerückt hatte.
Ist es in der Malerei die Übertragung primärer
Erschaunisse auf die Leinwand mit Hilfe der
den Künstler ausmachenden Maltechnik, so tritt
in der Photographie statt der letzteren eben
die technische Fertigkeit ein, während die ur-
sprüngliche Erschaunis die gleiche bleibt. Die
Lagerung der ästhetischen Etappen bleibt also
die gleiche, — ersetzt wird nur das Manuelle
XXX. Jannar 1957. 1