Blumen von LisbeÜi Schaudinn
LISBETH SCHAUDINN »BLAUE GLOCKENBLUMEN«
mit den Formen verfährt. Jedes dieser Buketts
ist gleichsam eine Tondichtung mit kleinstem Or-
chester, aber von feinster Führung und Erfin-
dung. Ein freies plastisches Gefühl trägt sich mit
vollendeter Anmut vor, ganz unbeschwert, nur
Spiel und zarte Phantasie. Und gerade durch
diese Freiheit, die sich zunächst um die Natur-
form gar nicht zu kümmern scheint, erreicht die
Künstlerin den inneren Anschluß an die Natur.
Sie kennt die Blume, wie sie ja selbst sagt, vom
Geist, von der Seele her. Sie versteht sie
viel tiefer als mit der Kenntnis des Auges: sie
ist der inneren Lebensregung der Blume ver-
wandt, sie hat den Blumengeist in sich. Sie
braucht sich um die botanische Wahrheit nicht
ängstlich zu kümmern, weil sie durch eine ge-
heime Erfahrung weiß, was die Blume sagen
will und wie sie es sagt. Sie kennt den Dialekt
der Blume; deshalb kann sie in diesem Dialekt
freie Dichtung geben. So klingt eines ihrer Ge-
bilde lebhaft an die Formen und Farben der
Ackerwinde an; aber diese Formen sind nicht
dazu da, um die Winde zu porträtieren, sondern
um ein phantastisch-sehnsüchtiges Ausgreifen,
ein flüchtiges Entfalten, ein sich rankendes Träu-
men voll Schwermut und Bizarrerie der Märchen.
LISBETH SCHAUDINN »BLAUE GLOCKENBLUMEN«
mit den Formen verfährt. Jedes dieser Buketts
ist gleichsam eine Tondichtung mit kleinstem Or-
chester, aber von feinster Führung und Erfin-
dung. Ein freies plastisches Gefühl trägt sich mit
vollendeter Anmut vor, ganz unbeschwert, nur
Spiel und zarte Phantasie. Und gerade durch
diese Freiheit, die sich zunächst um die Natur-
form gar nicht zu kümmern scheint, erreicht die
Künstlerin den inneren Anschluß an die Natur.
Sie kennt die Blume, wie sie ja selbst sagt, vom
Geist, von der Seele her. Sie versteht sie
viel tiefer als mit der Kenntnis des Auges: sie
ist der inneren Lebensregung der Blume ver-
wandt, sie hat den Blumengeist in sich. Sie
braucht sich um die botanische Wahrheit nicht
ängstlich zu kümmern, weil sie durch eine ge-
heime Erfahrung weiß, was die Blume sagen
will und wie sie es sagt. Sie kennt den Dialekt
der Blume; deshalb kann sie in diesem Dialekt
freie Dichtung geben. So klingt eines ihrer Ge-
bilde lebhaft an die Formen und Farben der
Ackerwinde an; aber diese Formen sind nicht
dazu da, um die Winde zu porträtieren, sondern
um ein phantastisch-sehnsüchtiges Ausgreifen,
ein flüchtiges Entfalten, ein sich rankendes Träu-
men voll Schwermut und Bizarrerie der Märchen.