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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 59.1926-1927

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Michel, Wilhelm: Blumen von Lisbeth Schaudinn
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https://doi.org/10.11588/diglit.9182#0275

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Blumen von Lisbeth Schaudinn

lisbeth schaudinn

»seidenblumen«

Und so ist auch bei den übrigen Blumen der
eigentliche Sinn jedesmal ein musikalischer
Sinn, ein Sprechen von menschlicher Seele in
der Sprache der Blumen. Denn Blumenseele
und Menschenseele — sind sie einander so
fremd? Ist nicht alles, was Seele hat, einander
im Tiefsten verwandt? Wenn dem nicht so
wäre, könnten wir dann, könnten die Geschöpfe
überhaupt dann von einander wissen?

Die Geschöpfe wissen von einander, weil
Seele in ihnen allen wohnt, und Seele ist nichts
anderes als der Lebensanteil, der jedem Ge-
schöpf aus der Lebensallfülle zugefallen ist. h. r.

Der erzeugende Augenblick stellt die innere Ge-
stalt desKunstwerks,seineenergische „Idee"
fest. Aber die „Arbeit" erst bringt die volle
Versinnlichung der Idee. Sie gibt ihr den echten
räumlichen Körper, in dem die Idee genau so
wahr und alldurchdringend wohnt wie die Seele
im Leib der natürlichen Geschöpfe. . . Alle
großen Epochen der Kunst zeichnen sich da-
durch aus, daß sie die gelassene, geduldige Ar-
beit kennen. Nicht in der Idee liegt das eigent-
lich schöpferische Moment: erst das „Arbeiten"
aus der Idee heraus schafft wirksame, beseelte
wie körperhafte Gestalt. . . wilhelm michel.
 
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