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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 59.1926-1927

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Schürer, Oskar: Internationale Kunstausstellung Dresden, [3]
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https://doi.org/10.11588/diglit.9182#0281

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CHARLES
DE SP TAU
»BRONZE-
BÜSTE«

INTERNATIONALE KUNSTAUSSTELLUNG DRESDEN

in.

Die Veranstalter der Ausstellung hatten Recht
getan, diesen Kern- und Höhepunkt euro-
päischer Malerei der Moderne an den Beginn der
Schau zu stellen. Wir Referierenden haben uns
diese köstlichen Säle zum Beschlüsse aufgespart,
um so die ganze Kette der Entwicklung aus dem
vorigen Jahrhundert heraus noch einmal vor
uns abrollen lassen zu können, lückenlos wie
sonst in keinem Land und voller Erfüllungen.
Hier liegt der Schwerpunkt der Ausstellung: die
französischen Impressionisten. Es war
durchaus richtig, den beabsichtigten Überblick
über die Kunst der Gegenwart zu verankern in
jener hohen Zeit europäischer Malerei, aus der
immer noch sehr wichtige Anregungen ins Heute
strömen. Die Kollektion des Dresdner Samm-
lers Schmitz repräsentiert eine Auslese aus die-
ser Epoche. Ja sie reicht noch vor den Im-
pressionismus zurück, und wird hier aufs glück-
lichste durch andere Leihgaben ergänzt. Die
Linie wird von Delacroix her über Daumier
und Corot (das herrliche Frauenbildnis!) hinauf
verfolgt. Courbet fehlt. Dafür ist das ganz
im Courbet'schen Geist gemalte „Offiziersbild-

nis" des frühen Renoir da, von dem dann der
eigentliche, der spätere Renoir scharf sich ab-
hebt. Aber der ganz große Renoir fehlt. Dann
Manet, der Porträtist (auch des Spargelbunds),
Degas — der frühe, noch in Courbets nächster
Nähe; der reife mit dem mächtigen „Tänzerin-
nen in Landschaft" und der späte der köstlich
fibrierenden „Plätterinnen". Monet, — das
flimmernde Städtchen am Fluß — Sisley,
Signac. Gauguin nimmt diese Spur auf, be-
ruhigt sie in der ruhig geschichteten Fläche
(Landschalt), lädt sie mit dem Zauber der Exo-
tik, um das ihm versagte Elementare durch
dieses Stimulans zu ersetzen. So drängt sich viel
Dekoratives bei ihm ein und es erlischt nicht
mehr auf dieser Linie, die Matisse weiterführt.

Doch vorher zum Gegenpol, den der Im-
pressionismus aus sich heraus geboren hatte:
Cezanne. Er ist hier machtvoll vertreten:
„Der Mönch", der „Junge Mann in roter Weste"
(Leihgabe der Sammlung Dr. Reber an die
Münchner Staatsgalerie). Als wäre dieser köst-
lich verschwebenden Zeit der Impressionisten
da plötzlich eine drohende Gegenzeit erstanden:

XXX. Februar 1927. 1
 
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