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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 59.1926-1927

DOI Artikel:
Schürer, Oskar: Internationale Kunstausstellung Dresden, [3]
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https://doi.org/10.11588/diglit.9182#0284

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Internationale Kunstausstellung Dresden

MAURICE DE VLAM1NCK

GALliR I Ii 1 LECHTHIilM —liERI.IN

GEMÄLDE »ST. CI.OUD«

man in die nachbarlichen Säle zu den heutigen
Franzosen weiterschreitet. Gewiß — andere
Welten, andere, eben heutige Impulse. Aber
das gleiche Blut spült weiter, die gleiche Kultur
des Sehens und Malens schließt die Kette. Sie
läuft in Doppelgliedern. Da sind Matisse und
Derain. Matisse, der nach anfänglichem:
„Fauvisme", nach einem glühend um Ausdruck
in der Form ringenden Beginn in d:e durch un-
erreichten Geschmack ausgewogene Linie der
Pariser Malerei zurückbog. Dessen sind hier
schönste Proben. Darunter aber doch Stücke
wie das „Stilleben mit Tulpen", die die unter
allem Geschmacklichen stets aktive Bemühung
um Gestaltung von Färb- und Formgesetzen
dartun, dabei doch immer sinnlich prickelnde
Gegenständlichkeit wahren, auch da noch, wo
Deutsche und Russen schon in harten Abstrak-
tionen grübeln müssen. Derain fühlt sich als
legitimen Erben Cezannes. Aber er hat den in
Paris stets latenten Klassizismus stärker wieder
einschmelzen lassen in sein Bild, hat ihm so das

Vorstoßende des Cezanne'schen Werkes genom-
men, dafür aber die breite Tradition gewahrt,
in der ihm nun Stücke stärksten Schauens ge-
lingen, wie das monumentale „Frauenbildnis"
oder die hier abgebildete „Landschaft" mit ihrer
zwingenden Formgewalt.

Wer von den unerhört geklärten Klängen der
Impressionisten und weiter von Derain, Ma-
tisse herkommt, wird VIamincks robustes
Sehen und Malen manchmal als grob empfinden.
Sein Temperament allerdings zieht uns immer
an. Und seltsam wird in solchem Nebeneinander
auch der Glaube an Utrillo gedämpft — oder
liegt es nur an der ungenügenden Aufzeigung
hier in zu kleinem Saal? Er hält sich — gewiß !
Aber doch nicht auf jener souveränen Höhe der
Andern: Das eigentlich Bildnerische: jene unbe-
wußte Aktivität des Schauens vermißt man bei
ihm, — und der magische Zusammenklang von
außen her, der auf seinen Bildern wirkt, verliert
etwas an nachhaltiger Intensität. Doch seine
Kathedralenbilder halten ihre erschütternde
 
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