Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 59.1926-1927

DOI Artikel:
Schürer, Oskar: Internationale Kunstausstellung Dresden, [3]
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.9182#0287

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Internationale Kunstausstellung Dresden

MAURICE DE VLAMINCK GALERIE PLECHTHHIM—BERLIN GEMÄLDE »1SOUG1VAL«

Wucht und Dämonie. Und eben von ihnen gilt
es, daß man in der reichen Malerei etwas von
Altmeisterlichem verspürt, das also, was ihn
den Franzosen wertvoller macht als sein „Mo-
dernes", sein Realismus. Rouaults schwere
dunkle Bilder lassen das Genie dieses alten
plötzlich „entdeckten" Malers weniger erkennen
als seine {hier nicht vertretenen) Aquarelle. Das
germanische Element der Gotik Nordfrank-
reichs, — hier lebt es plötzlich wieder auf.

Von den andern lebenden Franzosen: der fein
ironisch strichelnde Dufy, der temperament-
volle, sinnlich barocke Olhon Friesz, Delau-
nays „Eiffeltürme", Dufresne, Lotiron,
L'hote, Boudin, der treffliche Bonnard, die
„spielende" Laurencin, noch Masson, der
Surreallist. Dazwischen wie ein einsamer Berg:
Rousseau, der Zöllner: Ganz einsam in seiner
mythischen Welt von Farben, die erschauern
lassen. (Darunter das große Selbstporträt.)
Schaut nicht auf die Zeichnung, schaut auf das

Bild! Wen es nicht packt, der traure, daß ihm
jener Urgrund verschüttet ist, wo Reinheit und
Größe wurzeln, noch unbelastet von einem
Wissen ums „Richtige".

Von Skulpturen R o d i n s Täuferstatue, einiges
von Bourdelle, dann der monumentale Mail-
lol. (Besser als durch seinen „Sommer", der aus
Winterthur herangeholt werden mußte, wäre er
durch die im nahen Prag stehende „Pomona"
repräsentiert gewesen!) Merkwürdig: bei allen
Franzosen, auch den größten, schwingt immer
noch ein Rest von Dekorativismus mit, so bei
diesem Maillol eine Girlande über Brust und
Scham. Aber der Franzose empfindet das anders
als wir. Ihm ist es erlaubter, ja notwendiger
Schmuck, was uns spielerische Zutat, oft süß-
liche Arabeske ist. (Vergl. hiezu auch Renoir,
seine Farben!) Dann die Malerplastiker Re-
noir, Matisse, Degas. (Die Degas'sche
Tänzerin mit ihrem Gegeneinander von plasti-
scher Wucht und raffiniertem Kitsch des Röck-
 
Annotationen