Marc Chagall
CHAGALI
»BIRKEN
IM V O R -
FRÜHLING«
Chagall; noch nie in solcher Reinheit, in solcher
Unmittelbarkeit, Zartheit, so unberührt, so tau-
sendfältig, so herübergerettet, so Leben gewor-
denes Sich-Erinnern.
Dieses Sich-Erinnern ist es, wonach wir unser
Leblang haschen, schnuppern, das heraufzube-
schwören wir uns mühen, nur noch einmal
wieder zu erleben uns sehnen, — dieses Sich-
Erinnern an das erste Sehen und freudige Ge-
nießen von Farbe, Duft, Jahreszeiten, Manzen,
Tieren, an das ferne, dunkel unfaßbare und
hell tönende erste Ahnen süß nahender Ge-
heimnisse, an das längst vergessene, und doch
unbewußt nachtönende Kindsein.
Dieses Kindsein, es hat sich kampflos ihm
ergeben, in Gnaden auf Gnade. Dieses Sich-Er-
innern ist für Chagall ein nie versiegender Quell,
in den er immer wieder und ewig tauchet, uns
mit sich ziehend. Mit aller Beseligtheit, mit aller
Verspieltheit; mit all seiner süßen Verschnör-
keltheit. Hier jubelt und singt, gleichsam mit
geschlossenen Lippen, eine blühende, und doch
so heimliche, brütende, in alledem so ganz un-
verbrauchte Sinnlichkeit, wie um nichts wissend
und zu allem bereit. Sie schwirrt und brodelt,
spinntundwebtinihm. Eine Koketterie, knaben-
haft, scheu und verschämt. Und doch so mäd-
chenhaft gerissen. Scheu-verschämt und doch
gerissen, so ist Chagall in seiner Empfindung
und Empfindsamkeit und in allem, was aus seinen
zaubernden Fingern zum Leben erblüht — Kom-
position, Malerei, Zeichnung.
CHAGALI
»BIRKEN
IM V O R -
FRÜHLING«
Chagall; noch nie in solcher Reinheit, in solcher
Unmittelbarkeit, Zartheit, so unberührt, so tau-
sendfältig, so herübergerettet, so Leben gewor-
denes Sich-Erinnern.
Dieses Sich-Erinnern ist es, wonach wir unser
Leblang haschen, schnuppern, das heraufzube-
schwören wir uns mühen, nur noch einmal
wieder zu erleben uns sehnen, — dieses Sich-
Erinnern an das erste Sehen und freudige Ge-
nießen von Farbe, Duft, Jahreszeiten, Manzen,
Tieren, an das ferne, dunkel unfaßbare und
hell tönende erste Ahnen süß nahender Ge-
heimnisse, an das längst vergessene, und doch
unbewußt nachtönende Kindsein.
Dieses Kindsein, es hat sich kampflos ihm
ergeben, in Gnaden auf Gnade. Dieses Sich-Er-
innern ist für Chagall ein nie versiegender Quell,
in den er immer wieder und ewig tauchet, uns
mit sich ziehend. Mit aller Beseligtheit, mit aller
Verspieltheit; mit all seiner süßen Verschnör-
keltheit. Hier jubelt und singt, gleichsam mit
geschlossenen Lippen, eine blühende, und doch
so heimliche, brütende, in alledem so ganz un-
verbrauchte Sinnlichkeit, wie um nichts wissend
und zu allem bereit. Sie schwirrt und brodelt,
spinntundwebtinihm. Eine Koketterie, knaben-
haft, scheu und verschämt. Und doch so mäd-
chenhaft gerissen. Scheu-verschämt und doch
gerissen, so ist Chagall in seiner Empfindung
und Empfindsamkeit und in allem, was aus seinen
zaubernden Fingern zum Leben erblüht — Kom-
position, Malerei, Zeichnung.