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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 59.1926-1927

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Dreyfus, Albert: Aristide Maillol
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https://doi.org/10.11588/diglit.9182#0315

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Aristide Maillol

aristide maillol

fremdet. Hier sind die meisten Nachahmer wie
im Eis festgefahren; sie besitzen die griechischen
Maße, aber nicht das griechische Maß. Ihre
Gebilde sind tot, totgeboren.

Maillol aber ist ein Leben schaffender Künst-
ler. Vibration geht von ihm aus wie von jeder
authentischen Schöpfung unseres Zeitalters,
mag es sich um ein Bild von Ingres oder Dela-
croix, um ein Gedicht von Mallarme oder Ver-
laine handeln. Nur von dem Aufgeregten, dem
Hingestammelten der Kunst um die letzte Jahr-
hundertwende hielt sich Maillol fern. Das ist
seine wegweisende Leistung: in einer Zeit der
Zweihundertkilometer-Stundengeschwindigkei-
ten, des Jazz, der drahtlosen Verständigung um
den Erdball herum bewahrt Maillol die innere

Ruhe.......... albert dreyfus.

*

Die hier gezeigten Wiedergäben nach Werken
von Aristide Maillol, deren photographische
Aufnahmen von „L'art d'aujourd'hui" und „Li-
brairie de France" stammen, sind mit Geneh-
migung der „Societe du droit d'auteur aux ar-
tistes"-Paris (Galerie Flechtheim) veröffentlicht.

»figurine« rückseite

Die Menschheit findet sich in einer Schöp-
fung und selbst Teil dieser Schöpfung, mit
deren Erscheinungen die Gottheit zu ihren Sin-
nen und ihrer Seele spricht. Es ist wenig Unter-
schied, ob die Gottheit als eine Vielheit von
Dämonen oder als der Einzige oder gar nur als
rätselhafte schaffende Kraft gedacht wird, dieses
Grundgefühl ist zu allen Zeiten das gleiche ge-
blieben. Und hat dieselbe Folge gehabt. Der
Wunsch, diese Erscheinungen nachzugestalten,
selbst schöpferisch der Schöpfung ihr Wider-
spiel und Gleichnis entgegenzustellen, ist schon
in dem Menschen der Eiszeit lebendig gewesen,
wie er es in dem Künstler von heute ist. So
ist neben der wirklichen eine zweite Welt er-
standen, die Welt der Kunst. Neben, nicht über,
wie die Hybris, der gottlose Übermut, der den
Griechen als die große Sünde galt, wohl gesagt
hat. Denn auch im höchsten Fall ist das Kunst-
werk nur Bildung aus den Elementen der Wirk-
lichkeit, Ordnung ihrer unfaßbaren Fülle, also
Formung dessen, was sie gibt. Aus der Schöp-
fung spricht die Gottheit, die Menschheit ant-
wortet mit der Kunst, fr.stahl »wege zur kunst«
 
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