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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 59.1926-1927

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Breuer, Robert: Lob des Bildes
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https://doi.org/10.11588/diglit.9182#0358

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Lob des Bildes

den Raum einen Spannungszustand, geladen
mit Energie, die ausreicht, den Beschauer immer
wieder neu zu erregen. Von solch einem Bild
gehen Ströme aus, Ströme der Kraft, des Ent-
schlusses, des Willens. Unbekümmert um den
Inhalt, unbekümmert um die Stimmung. Die
Intensität, die auf der Leinwand fest wurde,
blieb in Wirklichkeit flüssig, schlägt und flammt
ohne Unterlaß aus dem Bild heraus. Vielleicht
zündet solche Flamme nicht immer, vielleicht
bleibt sie während einiger Zeit unbemerkt; aber,
wenn die Stunde gekommen ist, springt der
Funken vom Bild in das Auge und in die Seele
des liebenden Beschauers. Es können auch
Explosionen geschehen; aus einem Bild kann
Weckruf, kann Fanfare tönen. Es können
Augenblicke kommen, da ein Verzweifelter sich
an einem Bild wieder aufrichtet. Solche Be-
trachtungen und Geständnisse ließen sich fort-
setzen ; es genügt, sie anzudeuten, um zu zeigen,
daß die Bilderstürmer eine Verarmung unseres

Daseins fordern. Wir sind nicht reich genug,
ihrem Fanatismus das Bild zu opfern.

Ja, selbst auf die Gefahr hin, daß sie uns
Banause schimpfen, Romantiker und Schwäch-
ling, sei gestanden: auch der Inhalt dieses oder
jenes Bildes hat menschlichen Wert. Ein Wald,
ein Stück Meer, ein steigendes Pferd, ein flie-
gender Vogel, das alles ist Leinwand, Farbe,
Fremdkörper an der Wand und im Raum, ist
Loch in der Wand. Und dennoch ist es zugleich
für den Bedürftigen, der nicht blasiert ist, Aus-
blick aus der Enge in die Weite, aus der Ge-
bundenheit in die Freiheit, aus dem Schicksal
in die Erinnerung und in die Sehnsucht.

Die Allerneuesten wollen es anders. Aber;
man darf nie so alt werden, um auch die Tor-
heiten der Jugend mitmachen zu müssen.....

*

Um Schönheit zu finden, überall, wo Gottes
Sonne hinscheint, dazu ist ja der Maler
auf der Welt............ hans thoma.

AUGUSTE RENOIR. »BADENDES MÄDCHEN«
ausstellung der galerien thannhauser im berliner künstlerhaus
 
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