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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 59.1926-1927

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Kuhn, Alfred: Die Beurteilung von Plastik
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https://doi.org/10.11588/diglit.9182#0368

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Die Beurteilung von Plastik

CHRISTIANE
NAUBEREIT
DIE BILD-
HAUERIN M.K.

Ägypter war auch die der großen Plastik. So- man, was die Holzskulptur betrifft, einen ganz
wohl die aus Stein als auch aus Bronze ge- ähnlichen Ablauf beobachten, von den geschlos-
fertigten Werke zeigen die geschlossene Masse, senen ganz stammmäßig runden Figuren des
die monumentale Form, das Ruhende und Sta- hohen Mittelalters bis zu den völlig aufgelösten
tische. Zieht man von dieser Epoche eine Linie der Spätrenaissance oder gar des Barock, bei
über die hocharchaische Kunst der Griechen denen sie jeden Stammcharakter verloren hat,
bis zu den späten Schöpfungen des Pergamon- ja, zuletzt durch vielfache Übermalung, Ver-
altars, des farnesischen Stiers, der Laokoon- goldung und Vergipsung sogar jede Beziehung
gruppe, so bemerkt man, wie der Stein seinen zum Holz selbst aufgibt. Bei einer Madonna
Charakter immer mehr verliert. Er wird seiner oder einem Verkündigungsengel des 18. Jahr-
Statik beraubt, seiner Geschlossenheit. Man hunderts ist jede Schwere weggefallen, die künst-
geht tief in die Materie hinein, höhlt sie aus, lichste Zusammensetzung verschiedener Bretter
so daß Löcher entstehen, in denen das Licht ergibt Ausdehnungen ins Riesenhafte, die feinste
spielt und eine ausgesprochen malerische Wir- Verarbeitung des Materials ermöglicht die Wie-
kung hervorbringt. Überblickt man dann die dergabe völlig untastbarer Objekte, so der
Plastikgeschichte der christlichen Zeit, so kann Strahlen der Sonne, der luftigen Wolken.
 
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