ENTWURF: KARL BERTSCH
»VERANDA-MÖBEL« SCHLEIFLACK
NEUE ARBEITEN DER DEUTSCHEN WERKSTÄTTEN
HELLERAU-MÜNCHEN
In Zeiten politischer und wirtschaftlicher Ver-
wirrung bedarf hochwertige Arbeit beson-
derer Pflege. Die Fürsten haben als Auftrag-
geber in vergangenen Jahrhunderten oftmals
diese Aufgabe erfüllt; das Mittel, dessen sie
sich bedienten, war die Förderung Staatlicher
Manufakturen, in denen unabhängig von der
Konjunktur künstlerisch und technisch wertvolle
Arbeit geleistet wurde. Die ganze Blüte fran-
zösischer Gewerbekunst im 18. Jahrhundert ist
nicht denkbar ohne die im letzten Drittel des
17. Jahrhunderts von Colbert geschaffenen
Staatsbetriebe. In der Gegenwart müssen wir
nach anderen Stützen suchen. Wir können sie
nur finden bei einem privaten Unternehmertum,
das moralische Qualitäten besitzt. Denn es ge-
hört Mut, Charakterstärke und ein unbeirrbares
Vertrauen in die kulturelle Zukunft Europas
dazu, einen Betrieb technisch und wirtschaftlich
fortzuführen, ohne Konzessionen an die Ge-
schmacksverwilderung kaufkräftiger Schichten
zu machen. Unter den Unternehmungen, welche
unbeirrbar an ihren künstlerischen Zielen fest-
halten, wird man immer wieder die Deutschen
Werkstätten nennen dürfen. Wer die Entwick-
lung verfolgt hat, die sie in mehr als 25 Jahren
nahmen, wird bemerkt haben, daß sie in beson-
derem Maße auf die Ansprüche einer gut situ-
ierten bürgerlichen Schicht eingestellt waren,
also auf die Bedürfnisse eines Kreises, dessen
Kaufkraft erheblich gesunken ist. Wenn dieses
Unternehmen seine Tradition fortführen will,
so muß es sich vielfach neue Freunde erwerben.
Es ist der Hamburg-Amerika-Linie als ein Ver-
dienst um das neue deutsche Kunstgewerbe
anzurechnen, daß sie in diesen Freundeskreis
eingetreten ist und den Deutschen Werkstätten
Räume des neuen Übersee-Dampfers „Hamburg"
zur Ausstattung übertragen hat. An Stelle der
schwulstigen Pracht mißverstandener Königs-
stile ist behagliche Wohnlichkeit getreten. Gutes
Material, eine ehrliche und solide Technik und
geschmackvolle Farbenstimmung zeichnen die-
ses neue Schiffsmobiliar aus. Die vorzüglichen
Leistungen der Deutschen Werkstätten in der
Möbelpolsterung und die Qualität ihrer Möbel-
stoffe finden hier eine erfreuliche Anwendung.
Polstermöbel und Polsterkissen sind auch auf
einigen anderen Abbildungen zu sehen; auch
bei ihnen verbindet sich eine solide Technik mit
Erfindungsgabe in Muster und Form. Bei den
neuen Einzelmöbeln wird wie immer die Schön-
heit des Materials besonders betont. Wem
Raum und Mittel fehlen, um die Zimmer seiner
Wohnung neu einzurichten, dem bietet sich
immer noch die Möglichkeit, durch ein einzel-
nes geschmackvolles Kleinmöbel eine neue und
frische Note in sein Heim zu bringen. g. v. p.
XXX. Mirz 1927. 6
»VERANDA-MÖBEL« SCHLEIFLACK
NEUE ARBEITEN DER DEUTSCHEN WERKSTÄTTEN
HELLERAU-MÜNCHEN
In Zeiten politischer und wirtschaftlicher Ver-
wirrung bedarf hochwertige Arbeit beson-
derer Pflege. Die Fürsten haben als Auftrag-
geber in vergangenen Jahrhunderten oftmals
diese Aufgabe erfüllt; das Mittel, dessen sie
sich bedienten, war die Förderung Staatlicher
Manufakturen, in denen unabhängig von der
Konjunktur künstlerisch und technisch wertvolle
Arbeit geleistet wurde. Die ganze Blüte fran-
zösischer Gewerbekunst im 18. Jahrhundert ist
nicht denkbar ohne die im letzten Drittel des
17. Jahrhunderts von Colbert geschaffenen
Staatsbetriebe. In der Gegenwart müssen wir
nach anderen Stützen suchen. Wir können sie
nur finden bei einem privaten Unternehmertum,
das moralische Qualitäten besitzt. Denn es ge-
hört Mut, Charakterstärke und ein unbeirrbares
Vertrauen in die kulturelle Zukunft Europas
dazu, einen Betrieb technisch und wirtschaftlich
fortzuführen, ohne Konzessionen an die Ge-
schmacksverwilderung kaufkräftiger Schichten
zu machen. Unter den Unternehmungen, welche
unbeirrbar an ihren künstlerischen Zielen fest-
halten, wird man immer wieder die Deutschen
Werkstätten nennen dürfen. Wer die Entwick-
lung verfolgt hat, die sie in mehr als 25 Jahren
nahmen, wird bemerkt haben, daß sie in beson-
derem Maße auf die Ansprüche einer gut situ-
ierten bürgerlichen Schicht eingestellt waren,
also auf die Bedürfnisse eines Kreises, dessen
Kaufkraft erheblich gesunken ist. Wenn dieses
Unternehmen seine Tradition fortführen will,
so muß es sich vielfach neue Freunde erwerben.
Es ist der Hamburg-Amerika-Linie als ein Ver-
dienst um das neue deutsche Kunstgewerbe
anzurechnen, daß sie in diesen Freundeskreis
eingetreten ist und den Deutschen Werkstätten
Räume des neuen Übersee-Dampfers „Hamburg"
zur Ausstattung übertragen hat. An Stelle der
schwulstigen Pracht mißverstandener Königs-
stile ist behagliche Wohnlichkeit getreten. Gutes
Material, eine ehrliche und solide Technik und
geschmackvolle Farbenstimmung zeichnen die-
ses neue Schiffsmobiliar aus. Die vorzüglichen
Leistungen der Deutschen Werkstätten in der
Möbelpolsterung und die Qualität ihrer Möbel-
stoffe finden hier eine erfreuliche Anwendung.
Polstermöbel und Polsterkissen sind auch auf
einigen anderen Abbildungen zu sehen; auch
bei ihnen verbindet sich eine solide Technik mit
Erfindungsgabe in Muster und Form. Bei den
neuen Einzelmöbeln wird wie immer die Schön-
heit des Materials besonders betont. Wem
Raum und Mittel fehlen, um die Zimmer seiner
Wohnung neu einzurichten, dem bietet sich
immer noch die Möglichkeit, durch ein einzel-
nes geschmackvolles Kleinmöbel eine neue und
frische Note in sein Heim zu bringen. g. v. p.
XXX. Mirz 1927. 6