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Die Form: Zeitschrift für gestaltende Arbeit — 3.1928

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Lotz, Wilhelm: Blechplastik: zu den Arbeiten von Hans Wissel
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https://doi.org/10.11588/diglit.13709#0030

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FIGUR

Kupferblech, 85 cm hoch. Hans Wissel, Besitzer: Dr. K., Köln

Während diese Art der Blechbearbeitung
zunächst nicht dazu herausfordert, voll-
plastische Gebilde zu schaffen, sondern
ihrem Wesen nach mehr zur Rcliefgestal-
lung drängt, bildet das Beschlagen schon

eine Vorstufe zur vollplastischen Blech-
plastik. Allgemein bekannt ist die mit
Goldblech beschlagene Essener Madonna
des ii. Jahrhundert und der Fuß auf dem
Andreaslragaltar. Dem Aufnageln der
Blechteile auf den Holzkern muß ein Her-
austreiben des Blechs in die plastische Form
vorausgehen. Diese wird in ihrer Haupt-
form nur mit dem Hammer herausgeschla-
gen und ist in ihrem Kern Hammerarbeit,
also geschlagen. Die einzelnen besonderen
Auswölbungen werden nach dem Schlagen
mit dem Treibpunzen herausgetrieben.

Das Schlagen oder die Hammerarbeil bat
ihren Ursprung kaum in der Bildung von
Plastik, sondern in der Gefäßhcrstellung,
denn die Gefäße werden auch, soweit sie
nicht, was seltener ist, gegossen werden, mit
dem Hammer herausgeschlagen. Beim
Schlagen wird die ganze Blechfläche einer
einheitlichen Spannungskurve unterworfen
im Gegensalz zum Treiben, das nur Ausheu-
len bedeutet. Sehr bald sind die Menschen
darauf gekommen, Schlagen und Treiben
an einem Gegenstand zu vereinen. Auf ge-
schlagenen Gefäßen wurden einzelne Orna-
mentmotive herausgetrieben.

Sehr bald fand man aber auch, daß man
die getriebenen Belicfformen besser nach-
arbeiten kann, wenn man sie von oben noch
einmal mit dem Punzen ziseliert. Im Gegen-
satz zum Treibpunzen zerstört der Ziselier-,
punzen den Charakter des Blechs, indem er,
wenn auch nur in sehr kleinem Maßstab, das
Metall verteilt und durch Aufreißen und
Furchenziehen die Glätte der Oberfläche
zerstört. Das Ziselieren ist eine Tech-
nik, die auf der Oberfläche des Metalls
durch das Mittelglied des Ziselierpunzens
Verschneidungen und Schmiedungen vor-
nimmt. Das Ziselieren bedeutet eigentlich
einen Mangel an Gefühl für den Charakter
des Blechs, und eine sehr gut nachziselierte
gegossene Reliefplatte und eine getrieben
und ziselierte Rcliefplatte sind von vorn
betrachtet ungeheuer schwer zu unter-
scheiden.

Während man im Mittelalter mit dein
Ziselieren ziemlich vorsichtig war und da-
mit nur der Treibarbeit etwas nachhalf,
wurde in der Rcnaissancezeit das Ziselieren
immer mehr zum Selbstzweck der plasti-
schen Gestaltung. Die Arbeiten von Eisen-

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