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Die Form: Zeitschrift für gestaltende Arbeit — 3.1928

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Riezler, Walter: Zu den Landschaftsaquarellen von Else Mögelin
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https://doi.org/10.11588/diglit.13709#0118

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AQUARELL VON ELSE MOGELIN

verwandelt sie doch in belebte Fläche, weil sei es nun einer Buchseile, einer Wand oder
man jetzt wieder die zweidimensionale eines Teppichs. Und wenn nun wieder, wie
Realität des Bildes wichtig nimmt, weil man in der Tat nicht mehr seit der Zeit des Mit-
Leinwand oder Papier und Farbe wieder telalters eine derartige Verwandtschaft zwi-
nicht nur als Mittel zur Erweckung eines sehen Webereien und Aquarellen zu beob-
mehr oder weniger illusionistischen Natur- achten ist, so mag das in diesem besonderen
eindrucks betrachtet, sondern als ^ irklich- Falle vielleicht mit der besonderen Veranla-
keit, die es gilt zu größtem Reichtum, fein- gung der Künstlerin erklärt werden können:
ster Schönheit auszugestalten. So wollen so daß also die Aquarelle so etwas wären
auch diese Aquarelle nicht nur „Natur" dar- wie eine Vorahnung der später zu wählen-
stellen, sondern ebenso auch künstlerisch den Form der künstlerischen Betätigung,
gestalteter Stoff sein, — genau so wie der Man wird aber damit der eigentlichen Bc-
künstlerische Wert eines Gewebes auch bei deulung dieser Blätter, die ersten Ranges
der reichsten figürlichen Darstellung, etwa und wahrhaftig nicht mit der Bezeichnung
wie wir es in der letzten Zeit an den herr- „kunstgewerblich" abzutun sind, nicht ganz
liehen Tristanteppichen des Klosters W ien- gerecht und übersieht auch die tieferen Zu-
hausen bewundern konnten, nicht nur in sammenhänge: man besinnt sich ganz
„Slil" und Ausdruckgewalt der Darstellung offenbar wieder auf die gemeinsamen
berubl, sondern ebenso sehr in der geform- Grundlagen aller gestaltenden Arbeit, und
ten textilen Realität. Die Bedingungen die- sieht den Endzweck der Kunst nicht mehr in
ser Realität mögen andere sein wie die einer der reinen Nalurwiedergabo, in der Schaf-
gleichzeitigen Miniatur oder Wandmalerei, fung einer Welt des Scheins, sondern in der
aber es gibt auch ein Gemeinsames in allen Veredelung und Verlebendigung der Nalur-
diesen Formungen, und dieses beruht eben Stoffe durch die von der Phantasie gelenkte
auf der Beziehung zur Realität der Fläche, menschliche Hand. W. R.

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