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Die Form: Zeitschrift für gestaltende Arbeit — 3.1928

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Lotz, Wilhelm: Sport
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https://doi.org/10.11588/diglit.13709#0427

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SAAL FÜR RHYTHMISCHE GYMNASTIK

Foto Ston

unterdrückt manche individuelle Eigenheit
und gewöhnt den Menschen stärker wie
früher, sich in die Gemeinschaft einzuord-
nen. Die Gemeinschaftsidee, die durch alle
modernen Bewegungen sich zieht und vor
allem auch die moderne Architektur beein-
flußt, wird durch den Sport eine Stärkung
erfahren.

Es ist nicht möglich, im Rahmen eines
Aufsatzes all die feinen Fäden zu zeigen,
die Sport, Lehen und Gestaltung ver-
knüpfen. Vieles können wir einfach noch
nicht sehen, weil sie noch zu sehr im Keime
sind. Es können nur einzelne Erscheinun-
gen aufgedeutet und diese auch nur ange-
deutet werden. Die Beziehungen sind ja
nicht unmittelbar, sondern die Erscheinun-
gen sind Zeugen einer tieferen Wandlung,
die Leben, Sport und Gestallung formt.
Schwer ist es auch, im Sport alte Reste von
neuem Werden zu unterscheiden und modi-
sche Dinge, die es dort wie in jeder Bewe-
gung gibt, auszuscheiden. Es ist nicht wich-
tig, daß der Bankdirektor X. in seinem
neuen Hause einen Turnsaal einrichtet oder

daß man im Badezimmer einen punching-
ball aufhängt, sondern daß der Sport die
Massen ergreift und daß man dem Rech-
nung tragen muß, daß der moderne Städte-
bauer und der Siedlungsarchitekl die Sied-
lungskomplexc mit Planschwiesen, Spiel-
plätzen und Volksparks durchsetzen muß.
Ebenso wichtig ist, daß eine sportliche
Demonstration für wichtiger gehalten wird
als eine Denkmalseinweihung. Selbst Sport-
kämpfe, bei denen nur Wenige aktiv betei-
ligt sind, sind heute doch etwas ganz ande-
res wie bei den Römern. Das Publikum
will heute nicht Schauspiele, es ist sport-
lich geschult, es interessiert der sportliche
Vorgang, es achtel auf die sportliche Tech-
nik und weiß deren gute Handhabung zu
schätzen. Es erlebt den Vorgang, den Sport
selbst mit, es verlangt keine schaubaren Sen-
sationen, höchstens Überraschungen aus
dem Wesen des Sports heraus.

Es wird so oft auf die Technik als Er-
zieher zur modernen Form hingewiesen.
Sicherlich ist der Sport mit seiner frischen
Haltung zum Leben und zur Umwelt min-

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