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Die Gartenkunst — 11.1909

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Zahn, F.: Die geschichtliche Entwickelung der königlichen Gärten Potsdams: nach dem Vortrag, gehalten auf der Hauptversammlung in Potsdam am 27. Juli 1908, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.49259#0055

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DIE GARTENKUNST.

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gestattet und mit reichen ausgedehnten Gärten ge-
schmückt, das Schloß Bornim. Einen Anhalt, wie
prächtig die Anlagen gewesen, geben uns die Berichte,
wonach 36 Springbrunnen und 27 Kaskaden im Garten
vorhanden waren; Weinberge, Obst-und Gemüsefelder
waren ein weiterer Bestandteil des Gartens. Kanäle
von der Havel bis zum Schloß gaben eine gute Ver-
bindung zur Potsdamer Residenz. Genannt seien ferner
der Vollständigkeit wegen das Jagdschloß Caput und
Glienicke, zu dem eine breite Lindenallee führte.
Der prachtliebende Sohn des großen Kurfürsten,
Friedrich I., brachte als Freund und Förderer der
Künste auch der Gartenkunst ein reges Interesse ent-
gegen. Unter seiner Regierung wurde der Lustgarten
vergrößert, durch Laubengänge ihm architektonischer
und pflanzlicher Schmuck eingefügt, die an sich schon
reiche Zahl von Wasserkünsten, Fontainen und
Bassins vermehrt. Im Osten aber gewann er
einen ganzen Teil der Havel ab, indem er in
der Richtung der östlichen Seite des Schlosses
einen Pfahldamm in den Strom führen ließ.
So entstand für des Königs Lustschiff ein
Hafen, das jetzige Neptunsbassin. Die schon
genannten Schloßgärten Bornim und Glienicke
erfreuten sich gleicher Wertschätzung und dem-
zufolge Verbesserungen und reicherer Aus-
stattung. Auf Friedrich I. ist .auch die Anlage
und der Ausbau der unter dem Namen Königs-
weg bekannten Straße von Potsdam nach Berlin
zurückzuführen.
Über ein halbes Jahrhundert hindurch war
das Schaffen und Unterhalten der Gärten eine
besondere Liebhaberei der fürstlichen Besitzer
gewesen. Mit dem Regierungsantritt Friedrich
Wilhelms I. trat ein gewaltiger Umschwung,
eine Wandlung fast in das Gegenteil ein.
Der Lustgarten, dem seine beiden Vor-

Ganz anders gestalteten sich die Verhältnisse, als
Friedrich II. die Zügel der Regierung ergriff. In ihm
haben wir den eigentlichen Begründer von Potsdams
gärtnerischem Ruhm zu erblicken;' er war es, der den
Namen Potsdam, Sanssouci, zu seiner Bedeutung,
seiner hohen Stellung auf dem Gebiete der Garten-
kunst erhob. Untrennbar ist sein Name mit
Sanssouci verbunden; er und seine Werke werden uns
auch in der Hauptsache zu beschäftigen haben. Ehe
wir uns jedoch seiner Hauptschöpfung zuwenden, sei
noch erwähnt, daß der unter seinem Vater zum Exer-
zierplatz umgewandelte Lustgarten am Stadtschloß
wieder als wirklicher Lustgarten angelegt' wurde. Zwar
kann ich nicht das Bild des damaligen Lustgartens
zeigen, sondern nur seinen Zustand etwa um 1840,
also reichlich 100 Jahren später, doch ist die Lage


Abb. 3. Allee der Fruchtbäume im Lustgarten zu Sanssouci zur Zeit
Friedrichs des Groben.

gänger mit besonderem Interesse sich widmeten,
wurde eines großen Teiles seines kostbaren Schmuckes
beraubt, wurde in einer großen Fläche unmittelbar
am Schloß zu einem Exerzierplatz, welchem Zweck
er, wenn auch nicht in ganzer Größe, noch heute
dient. Gleichzeitig mit den Parterreanlagen und Bassins
verschwand die Orangerie. Die w’eiten Räume, die
vordem die Orangen- und Granatbäume vor den Un-
bilden des Winters schützten, dienten nun als Reitbahn.
Ein noch herberes Schicksal brach über Bornim herein,
das vollständig seinem Verfall im Laufe der Jahre
entgegenging, und über Glienicke, dessen Gärtner
sogar entlassen wurde.
Die einzige Neuschöpfung ist der königliche Küchen-
garten, an dessen Stelle der heutige Marlygarten liegt,
und der schon damals in der rein praktischen Form
diesen Namen trug. Ein schlichtes Landhaus, dem
gleichzeitig ein Schießhaus angebaut war, diente als
Aufenthalt, eine Kegelbahn bot äußer dem Schießen die
einzige Zerstreuung, wenn man nicht zwischen den Ge-
müsebeeten in brennender Sonne einherzugehen vorzog.

der Gebäude, das Schloß, die Ufereinfassung, das
Bassin mit der Neptunsgruppe, die von ihm aufgestellt
wurde, die gleiche. (Abb. 1, Seite 50,)
Nun Sanssouci! Die Anlage eines Weinberges
auf dem noch bis 1729 mit Eichen bestandenen Hügel
war die erste Arbeit. In diese Zeit — 1744 — fällt
auch der Bau des Grabgewölbes im Osten der obersten
Terrasse und im Westen der Bau eines Orangenhauses,
welches nur kurze Zeit bestand und bald der Ver-
größerung der Gartenanlagen Platz machen mußte.
Fruchtbarer Boden für die Pflanzungen wurde selbst bis
von Magdeburg herbeigeholt und auf die Terrassen
geschafft, auch für die Lärchenheiden verwendet. Vom
13. Januar 1745 datiert der Befehl zum Bau eines
Lustschlosses, am 14. April erfolgte die Grundstein-
legung. Bekannt dürfte sein, daß der König und sein
Baumeister von Knobelsdorf über die Ausführung, be-
sonderes über das höhere Herausführen des Bauwerkes,
damit es von der breiten Terrasse nicht zu stark über-
schnitten würde, sondern als Bekrönung des Hügels
wirke, sehr verschiedener Ansicht gewesen sind, daß
 
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