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DIE GARTENKUNST.
XI, 4
dem Gartenbau überhaupt. Hierin liegt der erzieherische
Wert der Laubengärten.
Auch Stimmen gege n diese Einrichtungen
sind laut geworden. In erster Linie gingen sie von
Gärtnern aus, die sich in ihren Berufsinteressen ge-
schädigt fühlten. Wer seine Blumen und Gemüse selbst
zieht, braucht sie nicht zu kaufen, so meinen sie.
Oder ein zweiter Einwand: Diese Gärten, die umwehrt
und mit Wasserleitung versehen sind, werden von ge-
lernten Gärtnern für billiges Geld gepachtet, und so
von ihnen würden gänzlich verzichten auf Blumen oder
viele Gemüsearten, wenn sie dieselben nicht selbst
heranziehen könnten. Andererseits darf man nicht
übersehen, daß viele gärtnerische Betriebe Nutzen da-
durch haben, wie die Samenhändler, Gärtnereien, die
im Frühling Pflanzen aus den Frühbeeten abgeben,
Baumschulen, die Obstbäume liefern etc. Dann auch
wird das Interesse und Verständnis für gärtnerische
Kulturen geweckt und gehoben, was für die Konjunktur
nie von Nachteil ist. Nicht unbedeutend sind schließ-
Gartenhaus des Herrn B. in Wetter am Fuße eines Steinbruchs mit danebenliegender Teichanlage.
Entwurf R. Hoemann, Düsseldorf.
wird die Konkurrenz für die ansässigen Gärtner immer
empfindlicher.
Diesem zweiten Einwand wird in Stettin dadurch
begegnet, daß Gärtner von dem Erwerb eines solchen
Gartens ausgeschlossen sind. Denn die Stadtverwaltung
betrachtet sie als eine soziale Einrichtung, die der
Erholung dienen soll, und schließt deshalb den gewerbs-
mäßigen Betrieb aus.
Was nun den ersten Einwand betrifft, so besteht
eine Schädigung der Berufsinteressen nur scheinbar.
Denn die Pächter der Gärten sind nicht die Haupt-
abnehmer gärtnerischer Produkte auf dem Markt. Viele
lieh diejenigen Summen, die für Lauben und Um-
wehrungen ausgegeben werden.
In wenig gutem Ruf zum Nachteil dieser Be-
strebungen stehen zum Teil die Berliner Laubengärten
und zwar hauptsächlich ihres unordentlichen Aussehens
wegen. Die Lauben sind oft in primitivster Weise
aus schlechtem Baumaterial zusammengeschlagen, wo-
bei schwarze Dachpappe eine Hauptrolle spielt. Dem
aufmerksamen Beobachter entgeht nicht, daß mit der
Annäherung an die Stadt der Zustand der Gärten und
Lauben immer schlechter wird. Das hat seine Erklärung
darin, daß die Gelände, die jederzeit als Bauplätze
DIE GARTENKUNST.
XI, 4
dem Gartenbau überhaupt. Hierin liegt der erzieherische
Wert der Laubengärten.
Auch Stimmen gege n diese Einrichtungen
sind laut geworden. In erster Linie gingen sie von
Gärtnern aus, die sich in ihren Berufsinteressen ge-
schädigt fühlten. Wer seine Blumen und Gemüse selbst
zieht, braucht sie nicht zu kaufen, so meinen sie.
Oder ein zweiter Einwand: Diese Gärten, die umwehrt
und mit Wasserleitung versehen sind, werden von ge-
lernten Gärtnern für billiges Geld gepachtet, und so
von ihnen würden gänzlich verzichten auf Blumen oder
viele Gemüsearten, wenn sie dieselben nicht selbst
heranziehen könnten. Andererseits darf man nicht
übersehen, daß viele gärtnerische Betriebe Nutzen da-
durch haben, wie die Samenhändler, Gärtnereien, die
im Frühling Pflanzen aus den Frühbeeten abgeben,
Baumschulen, die Obstbäume liefern etc. Dann auch
wird das Interesse und Verständnis für gärtnerische
Kulturen geweckt und gehoben, was für die Konjunktur
nie von Nachteil ist. Nicht unbedeutend sind schließ-
Gartenhaus des Herrn B. in Wetter am Fuße eines Steinbruchs mit danebenliegender Teichanlage.
Entwurf R. Hoemann, Düsseldorf.
wird die Konkurrenz für die ansässigen Gärtner immer
empfindlicher.
Diesem zweiten Einwand wird in Stettin dadurch
begegnet, daß Gärtner von dem Erwerb eines solchen
Gartens ausgeschlossen sind. Denn die Stadtverwaltung
betrachtet sie als eine soziale Einrichtung, die der
Erholung dienen soll, und schließt deshalb den gewerbs-
mäßigen Betrieb aus.
Was nun den ersten Einwand betrifft, so besteht
eine Schädigung der Berufsinteressen nur scheinbar.
Denn die Pächter der Gärten sind nicht die Haupt-
abnehmer gärtnerischer Produkte auf dem Markt. Viele
lieh diejenigen Summen, die für Lauben und Um-
wehrungen ausgegeben werden.
In wenig gutem Ruf zum Nachteil dieser Be-
strebungen stehen zum Teil die Berliner Laubengärten
und zwar hauptsächlich ihres unordentlichen Aussehens
wegen. Die Lauben sind oft in primitivster Weise
aus schlechtem Baumaterial zusammengeschlagen, wo-
bei schwarze Dachpappe eine Hauptrolle spielt. Dem
aufmerksamen Beobachter entgeht nicht, daß mit der
Annäherung an die Stadt der Zustand der Gärten und
Lauben immer schlechter wird. Das hat seine Erklärung
darin, daß die Gelände, die jederzeit als Bauplätze