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Die Gartenkunst — 11.1909

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Encke, Fritz: Einiges über die gartenkünstlerische Gestaltung städtischer Plätze, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.49259#0072

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DIE GARTENKUNST.

XI, 4

Anlage vor dem Severinstor in Cöln.


(S. 67 unten) hat der Bebauungsplan ein öffentliches
Plätzchen vorgesehen. An zwei Seiten grenzt es
an durchgehende Straßen. An einer Schmalseite wird
ein Schulbau errichtet werden. Auf der vierten Seite
liegt die reizvolle Kirche, mit dem Pfarrhaus zu einer
Baugruppe verbunden, eingerahmt von Baumwerk, bald
ganz umsponnen von Efeu, wie eine englische Dorf-
kirche. Hier schließt sich der öffentliche Platz wie ein
Kirchgarten mit vielen Blumen an, während die einzelnen
Bäume so gestellt sind, daß sie später die günstigsten
Teile der Kirchgruppe malerisch einrahmen werden.
An die Kirchen angeschlossene Kreuzgänge sind von
alters her und mit Recht hausgartenähnlich behandelt
worden. Sie kommen freilich als öffentliche Anlagen
weniger in Frage. In alter Zeit pflegte im allgemeinen

der Kirchhof die Kirche zu umgeben. Wo
diese Kirchhöfe erhalten sind, wenn auch
ihre Benutzung als Begräbnisstätte aufge-
hört hat, da entsteht fast von selbst ein
Kirchgarten, dessen Baumwerk nach ganz
geringen Eingriffen meist vorzüglich zum
Kirchbau steht, da es an Ort und Stelle
allmählich herangewachsen ist. Im Kampf
ums Dasein, den die verschiedenartigen
Gewächse, die dort gepflanzt sind, zu be-
stehen hatten, sind die erhalten geblieben,
welchen die Örtlichkeit zusagte. Und diese
sind eben auch meist die ästhetisch am
meisten Dahingehörigen.
Vor den Haupteingängen zu den Kirchen
sollte ein freier Platz sein, da sich hier nach
Schluß des Gottesdienstes viele Menschen
gleichzeitig aufhalten. Wie häßlich, wenn
die Besucher sich in acht nehmen müssen,
daß sie nicht über die niedrige Ein-
friedigung stolpern, welche das vor den
Eingang gelegte Blumenparterre umgibt!
Mit der Anordnung der Grünanlagen als Inseln in
der Straßenfläche ist früher überhaupt viel gesündigt
worden. Und merkwürdigerweise am meisten in der
Zeit, in welcher die Berufung auf den Verkehr endlos
lange, gerade Straßen, Diagonalstraßen und Stern-
plätze entstehen ließ.
Die kreisförmige, unzugängliche Schmuckanlage
in der Mitte eines solchen Platzes wird als sehr ver-
kehrsstörend empfunden. Vor allem aber verliert man
bei ihrer Umgehung nur zu leicht die Orientierung.
Auch vor alte Stadttore hat man begrünte Flächen
gelegt und den Verkehr drum herum geführt. Ich
weiß wohl, daß die Tore den Verkehrsbedürfnissen
nicht tnehr genügten, und daß deshalb der Verkehr
z. T. um die Tore herumgeführt werden mußte. Aber
für den Fußgängerverkehr konnte in jedem
Fall die alte Straßenlinie beibehalten werden,
welche durch das Tor hindurchführte. Man
vergleiche die beiden Skizzen, welche beide
Lösungen an einem Kölner Stadttore dar-
stellen. Rechts und links von dem Mittel-
wege sind Nischen in die Pflanzung einge-
schnitten, welche als Sitzplätze dienen. Die
erste, jetzt vorhandene Lösung weist über-
haupt keine Ruheplätze auf (Abb. S. 68.)
Das Fehlerhafte der noch neu ent-
stehenden, unwegsamen, grünen Inseln in den
Achsen der Straßen und Zugänge zeigt am
augenfälligsten ihre Anordnung auf dem
Friedhof, etwa zwischen Haupteingang und
Kapelle. Wenn der Friedhof wenig belebt
ist, mag dem Eintretenden der Blick über
die grüne oder . blumengeschmückte Fläche
wohl zusagen. Sieht man aber zu, wie sich
die lange, schwarze Schlange eines Leichen-
zuges um diese Hindernisse herumwindet, statt


Vorschlag zu einer anderen Lösung der Platzanlage vor dem Severinstor
in Cöln.
 
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