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DIE GARTENKUNST.
107
Max Läuger, Karlsruhe: Wettbewerbs-Entwurf zum Hamburger Stadtpark. Kleiner Springbrunnen im Walde.
masch] zusammengebraut werde, scheint sich jetzt zu be-
stätigen. Etwas Gewisses erfährt man nicht; die es wissen
.könnten, wollen nichts sagen, andere dürfen es vielleicht nicht
— kurz es ruht ein Schleier darüber, durch den wir nicht
klar hindurch zu sehen vermögen. Daß aber im Schoße der
Verwaltung etwas sich im Stillen vollzieht, was unserer Ver-
mutung recht zu geben scheint, dafür sprechen die energischen
Vorstöße, die von anderen Seiten gemacht werden, um die
Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit wach zu erhalten und zu
verhindern, daß eine nicht dem heutigen Zeitgeiste entsprechende
Losung des Proplems herbei geführt werde. Von Lichtwarks
Streitschrift, in der die grundsätzliche Bedeutung der Frage
eingehend und geistreich erörtert worden ist, haben wir schon
kurz berichtet. Wir hoffen, seine Auslassungen, die eine
weit über den Einzelfall hinausgehende Bedeutung besitzen,
demnächst eingehend besprechen zu können. Und heute liegt
schon wieder eine neue Publikation vor, die den Hamburger
Gartenarchitekten Migge zum Verfasser hat.
Wenn wir auch nicht mit allem, was er darin sagt, ein-
verstanden, in manchen Punkten sogar grundsätzlich anderer
Meinung sind, so erfüllt uns die Tatsache, daß um ein der-
artiges gartenkünstlerisches Problem, im Gegensatz zu der
Stille und Teilnahmslosigkeit, mit der früher solche Angelegen-
heiten erledigt zu werden pflegten, sich ein solch lebhafter
Meinungsaustausch entspinnt, mit Freude und großer Genug-
tuung. Denn wir müssen darin ein Zeichen der Zeit erblicken,
dahingehend, daß der Mangel an Interesse und Verständnis
für gartenkünstlerische Fragen, über den wir jahrzehntelang zu
klagen gehabt haben, allmählich schwindet und einer regen
Anteilnahme weiter Kreise an ihrer Lösung Platz macht. Und
wenn dabei auch Späne fliegen — wo gehauen wird, kann
das nicht anders sein —, so wollen wir uns dessen freuen,
denn es ist ein untrüglicher Beweis gesunden kräftigen Lebens,
das neue Blüten und Früchte am Baume der Gartenkunst
in sichere Aussicht stellt.
Migge leitet seine bei Conrad H. A. Klooß in Hamburg
unter dem Titel: „Der Hamburger Stadtpark und die
Neuzeit“ erschienene Schrift mit folgendem Satze ein:
„Wenn auch nicht das offizielle Ergebnis, so hat doch
der verflossene Wettbewerb für unseren Stadtpark allen
denen, die sehen wollten, in etwas die Augen geöffnet.
Nämlich, daß die heutige Gartenkunst zu wesentlich anderen
Ausdrucksmitteln drängt, als sie es bisher waren. Und
einigen wenigen mag sogar vor bestimmten Leistungen
eine Art Offenbarung geworden sein. Jedenfalls meldete
sich hier ein unverkennbar Neues, das in seiner offenbaren
Entwickelungsfähigkeit weder mit gutmütigem Kopfnicken
noch mit tönernen Schlagworten abgetan werden kann.
Nichts geringeres: es meldeten sich hier für Hamburg
erstmals die Vorläufer eines neuen Gartenstils.“
Er betont, daß auch ein Gemeinwesen wie Hamburg, dessen
Wohlergehen und Macht auf dem Handel beruht, nicht ohne
Schaden die im Gange befindliche allmähliche große Um-
formung aller unserer Lebensäußerungen ignorieren könne,
und verweist auf das Beispiel des vielfach verlästerten Berlins,
das im Begriffe steht, sich einen Stadtpark von einer alle
bisherige Tradition über den Haufen werfenden Originalität zu
schaffen.
DIE GARTENKUNST.
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Max Läuger, Karlsruhe: Wettbewerbs-Entwurf zum Hamburger Stadtpark. Kleiner Springbrunnen im Walde.
masch] zusammengebraut werde, scheint sich jetzt zu be-
stätigen. Etwas Gewisses erfährt man nicht; die es wissen
.könnten, wollen nichts sagen, andere dürfen es vielleicht nicht
— kurz es ruht ein Schleier darüber, durch den wir nicht
klar hindurch zu sehen vermögen. Daß aber im Schoße der
Verwaltung etwas sich im Stillen vollzieht, was unserer Ver-
mutung recht zu geben scheint, dafür sprechen die energischen
Vorstöße, die von anderen Seiten gemacht werden, um die
Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit wach zu erhalten und zu
verhindern, daß eine nicht dem heutigen Zeitgeiste entsprechende
Losung des Proplems herbei geführt werde. Von Lichtwarks
Streitschrift, in der die grundsätzliche Bedeutung der Frage
eingehend und geistreich erörtert worden ist, haben wir schon
kurz berichtet. Wir hoffen, seine Auslassungen, die eine
weit über den Einzelfall hinausgehende Bedeutung besitzen,
demnächst eingehend besprechen zu können. Und heute liegt
schon wieder eine neue Publikation vor, die den Hamburger
Gartenarchitekten Migge zum Verfasser hat.
Wenn wir auch nicht mit allem, was er darin sagt, ein-
verstanden, in manchen Punkten sogar grundsätzlich anderer
Meinung sind, so erfüllt uns die Tatsache, daß um ein der-
artiges gartenkünstlerisches Problem, im Gegensatz zu der
Stille und Teilnahmslosigkeit, mit der früher solche Angelegen-
heiten erledigt zu werden pflegten, sich ein solch lebhafter
Meinungsaustausch entspinnt, mit Freude und großer Genug-
tuung. Denn wir müssen darin ein Zeichen der Zeit erblicken,
dahingehend, daß der Mangel an Interesse und Verständnis
für gartenkünstlerische Fragen, über den wir jahrzehntelang zu
klagen gehabt haben, allmählich schwindet und einer regen
Anteilnahme weiter Kreise an ihrer Lösung Platz macht. Und
wenn dabei auch Späne fliegen — wo gehauen wird, kann
das nicht anders sein —, so wollen wir uns dessen freuen,
denn es ist ein untrüglicher Beweis gesunden kräftigen Lebens,
das neue Blüten und Früchte am Baume der Gartenkunst
in sichere Aussicht stellt.
Migge leitet seine bei Conrad H. A. Klooß in Hamburg
unter dem Titel: „Der Hamburger Stadtpark und die
Neuzeit“ erschienene Schrift mit folgendem Satze ein:
„Wenn auch nicht das offizielle Ergebnis, so hat doch
der verflossene Wettbewerb für unseren Stadtpark allen
denen, die sehen wollten, in etwas die Augen geöffnet.
Nämlich, daß die heutige Gartenkunst zu wesentlich anderen
Ausdrucksmitteln drängt, als sie es bisher waren. Und
einigen wenigen mag sogar vor bestimmten Leistungen
eine Art Offenbarung geworden sein. Jedenfalls meldete
sich hier ein unverkennbar Neues, das in seiner offenbaren
Entwickelungsfähigkeit weder mit gutmütigem Kopfnicken
noch mit tönernen Schlagworten abgetan werden kann.
Nichts geringeres: es meldeten sich hier für Hamburg
erstmals die Vorläufer eines neuen Gartenstils.“
Er betont, daß auch ein Gemeinwesen wie Hamburg, dessen
Wohlergehen und Macht auf dem Handel beruht, nicht ohne
Schaden die im Gange befindliche allmähliche große Um-
formung aller unserer Lebensäußerungen ignorieren könne,
und verweist auf das Beispiel des vielfach verlästerten Berlins,
das im Begriffe steht, sich einen Stadtpark von einer alle
bisherige Tradition über den Haufen werfenden Originalität zu
schaffen.